perspektivwechsel

Was macht ein Perspektivwechsel?

Ein guter Perspektivwechsel ist der Schlüssel zu einer effektiven Ideengenerierung. Beim Perspektivwechsel ändert man seinen Blick auf die Problemstellung und betrachtet sie zunächst aus einer völlig neuen Richtung. Diese neue Perspektive liefert dann Anregungen zur Lösung der Aufgabe, die man sonst nicht, oder nur nach langem Suchen hätte finden können.

Dee Hock, der Gründer des Kreditkartenunternehmens Visa, hat einmal über die Kreativität gesagt:

The problem is never how to get new, innovative thoughts into your mind, but how to get old ones out. Every mind is a building filled with archaic furniture. Clean out a corner of your mind and creativity will instantly fill it.

Unsere Köpfe sind voll mit Wissen, Regeln und Annahmen über die Welt, in der wir leben. Diese helfen uns zwar, Kompetenzen zu erwerben und uns im Alltag zurecht zu finden, doch stellen sie Hindernisse dar, wenn es darum geht, neue Ideen zu bekommen. Dieses wertvolle Wissen wird plötzlich zur Betriebsblindheit, die neue Ideen verhindert. Gute Ideenfindungsmethoden helfen, diese Betriebsblindheit zu überwinden, indem sie hilfreiche und unerwartete Perspektivwechsel vorschlagen.

Ideenfindung ohne Perspektivwechsel

Das klassische Brainstorming verwendet keinen Perspektivwechsel. Vielmehr wird der direkte Weg zur Lösung versucht (der waagerechte Pfeil im Titelbild). In einem typischen Brainstorming-Sitzung nennt der Moderator einfach die Aufgabe und wartet am Flipchart auf die Eingebungen seiner Gruppe. Wer an solchen Sitzungen teilgenommen hat, weiß, dass sie selten funktionieren: es werden zunächst nur Geisterideen oder banale Ideen genannt, und nach einer kurzen Weile fällt niemandem mehr etwas ein. Außer allgemeiner Frustration wird kein Ergebnis erzielt.

Die Erklärung für dieses Phänomen ist einfach: im eigenen Kopf findet man zunächst nur Ideen, die vorher schon da waren. Um neue Einsichten zu erhalten, braucht es Anregungen von Außen. Für anspruchsvolle Aufgaben sind ungewöhnliche oder radikale Ideen zur Lösung erforderlich. Hier wird man schnell zur Geisel seiner eigenen Betriebsblindheit, denn es fällt schwer, die Dinge anders zu sehen, als man sie gewöhnt ist.

Nicht nur das klassische Brainstorming versucht, ohne Perspektivwechsel auszukommen. Viele weit verbreitete Techniken tun dies ebenso. Hierzu gehören Brainwriting, die Galerietechnik, die 6-3-5-Technik und das Brainwriting-Pool. Keine dieser Methoden bietet dem Anwender irgend eine Hilfestellung an – die kreative Leistung müssen die Teilnehmer komplett alleine erbringen. Von den 101 beschriebenen Kreativitätstechniken in VanGundys Buch 101 Activities for Teaching Creativity and Problem Solving sind etwa die Hälfte ohne Perspektivwechsel!

Methoden zur Herstellung

Das Diagramm im Titelbild zeigt den prinzipiellen Aufbau einer Ideenproduktionstechnik mit Perspektivwechsel. In einem ersten Schritt wird die neue Perspektive hergestellt, und in einem zweiten Schritt wird versucht, von hier aus Lösungsideen zu entwickeln.

Zur Herstellung der neuen Perspektive gibt es verschiedene Methoden. Im einfachsten Fall besteht ein Perspektivwechsel lediglich aus einem zufälligen Wort oder Bild:

  • Papagei
  • Astronaut
  • Tomatensuppe

Diese Konzepte sollen neue Anregungen liefern. Diese so genannte Zufallstechnik ist eine schwache (aber erstaunlich weit verbreitete) Kreativitätstechnik.

Ein kleines Stück wirksamer sind Perspektivwechsel der Form:

  • Wie würde IBM mein Problem lösen?
  • Was würde ein Vier-Sterne-General mir empfehlen?
  • Was wurde ein Nobelpreisträger an meiner Stelle tun?

Diese Methode nennen wir die Mr. X-Technik. Wir arbeiten gern mit Mr. Xen, mit denen wir gute Erfahrungen gemacht haben- hier ist eine Liste mit 100 Beispielen. Für einen Ideenworkshop oder Innovationsworkshop bereiten wir aber gezielte Mr. Xe vor, die wir für die Aufgabenstellung speziell auswählen. Für die Geschäftsmodellinnovation haben wir beispielsweise die IBMisieren-Methode entwickelt.

Eine wesentlich wirksamere Methode zur Gewinnung von neuen Perspektiven ist die Analogietechnik. Hier betrachtet man seine Aufgabe aus der Perspektive einer Person oder Organisation, die eine Ähnlichkeit zur Ausgangssituation hat. Dies funktioniert besonders gut, wenn Zielanalogien verwendet werden.

Man kann einen Perspektivwechsel auch durch das Kombinieren von Anregungen herbeiführen. Die Semantische Intuition beispielsweise erzeugt überraschende Perspektivwechsel durch zufällig gebildete Worte.

Um die eigene Betriebsblindheit zu überwinden verwendet man die Provokationstechnik. Diese Methode stellt gezielt Annahmen und Erfahrungen in Frage, um neue Perspektiven auf die Aufgabenstellung zu erhalten. Bei dieser Methode ist es zwar einfach, die Perspektivwechsel herzustellen, aber die Herleitung von Ideen aus diesen neuen Perspektiven braucht viel Erfahrung und schlägt oft fehl. Beispiele für allgemeine Provokationen für ein Unternehmen befinden sich im Artikel 15 Business-Provokationen.

Perspektivwechsel in der Praxis

In der Praxis haben wir es mit wichtigen und komplexen Aufgaben zu tun: unsere Kunden suchen Ideen für neue Produkte, Anwendungen oder Geschäftsmodelle. Hier reichen generische Perspektivwechsel nicht mehr aus; es braucht anspruchsvollere Methoden, um die Experten von ihrer Betriebsblindheit zu befreien, damit sie auf gute Ideen kommen können.

Dies ist ein Teil der Kunst des Drehbuchautors: Perspektivwechsel zu entwickeln, die zum Auftraggeber und zu seiner Aufgabenstellung passen. Mit guten Perspektivwechseln erreicht man nämlich im Vergleich zu den generischen Techniken die zehnfache Erfolgsquote bei den Ideen: mit klassischem Brainstorming ist eine Idee in 100 wirklich gut; mit guten Perspektivwechseln beträgt die Quote 1 zu 10 oder besser. Damit verkürzt sich die Dauer der Ideenfindung erheblich, die Teilnehmer sind frischer und besser gelaunt und die Kosten für die Ideenfindung sinken beträchtlich.

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Innovationsworkshop für einen Automobilzulieferer 2007

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