Bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexico City gab es eine große Überraschung im Hochsprung: Der Amerikaner Dick Fosbury ist rückwärts über die Latte gesprungen und hat damit die Goldmedaille gewonnen. Bis zu dem Zeitpunkt bestanden die üblichen Techniken darin, entweder bäuchlings über die Latte zu rollen oder eine Scherenbewegung mit den Beinen zu machen.
Fosbury hatte die Technik selbst entwickelt und am Anfang nur Spott und Kritik geerntet. Seine eigener Coach hat ihm davon abgeraten, und der Coach der US-Olympiamannschaft war sogar der Meinung, dass die Technik tödliche Folgen haben würde.
Trotz seines Erfolges bei den Olympischen Spielen haben die meisten seiner Konkurrenten ihre Technik nicht geändert: sie hatten schon zu viel Zeit und Energie in ihre bisherige Technik investiert. Es hat fast zehn Jahre gedauert, bis Fosbury’s Sprungtechnik zum Standard geworden war; heutzutage wird sie von allen Top-Athleten benutzt. Ihrem Erfinder zu Ehren wird sie „Fosbury Flop“ genannt.
Wer eine radikale Innovation in seiner Organisation einführen will, erlebt häufig die gleichen Widerstände wie Fosbury. Fosbury hat als einzelner Sportler von der Unbeweglichkeit seiner Konkurrenten profitiert; ein Unternehmen dagegen gefährdet seine Existenz, wenn es zulässt, dass interne Widerstände gute, innovative Ideen scheitern lassen. Solche Widerstände sind in einer Organisation oft systemimmanent, sie müssen durch die Einführung einer innovationsfreundlichen Unternehmenskultur beseitigt werden – eine Aufgabe, die nur wenigen Organisationen gelungen ist.