Innovation und Unternehmenskultur – ein Zitat

be different

Stefan Lindegaard hat neulich im seinem Innovations-Blog ein Zitat von David Nordfors wiedergegeben, die die Situation des Innovationstreibers in vielen Organisationen treffend beschreibt (die Wörter in Klammern habe ich hinzugefügt):

When someone tries to innovate within a traditional organization, few will understand what he/she is doing, but everybody will understand who is a trouble-maker. After the innovation has been embraced by the organization, few will remember who started it, but everybody will remember who was a trouble-maker. This is the dilemma encountered by many intrapreneurs - they risk [personal] punishment for [organisational] success.

oder auf deutsch:

Wenn jemand in einer traditionellen Organisation versucht, Innovationen einzuführen, werden nur wenige verstehen, was er bzw. sie macht, aber jeder wird wissen, wer ein Störenfried ist. Nachdem die Innovation von der Organisation verwirklicht worden ist, werden sich wenige erinnern, wer sie eingeführt hat, aber jeder wird sich erinnern, wer [damals] ein Störenfried war. Dies ist das Dilemma vieler Intrapreneure: sie riskieren [persönliche] Bestrafung, um [Organisations-] Erfolg zu erzielen.

Etablierte Organisationen sind durch strenge Regeln und Hierarchien bestimmt. Um darin überleben zu können, müssen sich die Mitarbeiter an diese Reglementierung anpassen. Jeder, der diese Regeln in Frage stellt, stört diesen Friedhofsruhe – er wird als Störenfried oder Unruhestifter missbilligt. Wer aber die herrschenden Regeln und Annahmen (Soziologen sprechen von „Orthodoxien“) nicht in Frage stellt, ist betriebsblind und kann Innovationen weder erfinden noch begrüßen.

Es ist die Aufgabe der obersten Unternehmensführung, eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur zu etablieren. Nur dann können die Mitglieder neue Ideen einbringen und verwirklichen, ohne Angst zu haben, dafür kritisiert oder ausgelacht zu werden. Die Kultur ist eine wesentliche Voraussetzung für die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens – und somit letzten Endes auch für ihre Überlebensfähigkeit. Kleine, junge Unternehmen haben eine gesunde Innovationskultur, Konzerne dagegen nur selten. In diesem Sinne ist die Aufgabe der großen Unternehmen, das „Startup-Feeling“ ihrer Gründer zurückzugewinnen.

Links

Kompaktwissen Innovationsmanagement

Ein Moment der Wahrheit bei Southwest

In einem früheren Artikel haben wir über „Momente der Wahrheit“ als Ansatzpunkte für Dienstleistungsinnovationen berichtet.

In diesem Video sehen wir, wie ein Flugbegleiter von Southwest Airlines in USA einen Moment der Wahrheit auf seine eigene, sehr persönliche Weise gestaltet.

Fluggesellschaften und Flughäfen sind für ihre kundenfeindlichen Dienstleistungen berüchtigt und sind daher reif für Innovationen. Ich bin gespannt, wann wir den ersten rappenden Flugbegleiter bei der Lufthansa erleben werden!

Link zum Video bei YouTube: http://bit.ly/23umc

Improving Creativity with Psychological Distance

creativity psychological distance

A recent article by Oren Shapira and Nira Liberman in the magazine Scientific American discusses some new findings on creativity by psychologists Lile Jia, Edward R. Hirta and Samuel C. Karpena of Indiana University. The authors discuss the concept of „psychological distance“ and claim that it helps creative thinking. Anything that happens a long way away, or at different time to the present, or to someone other than me is said to be psychologically distant. An experimental study carried out with students supports the claim.

The article provides scientific confirmation for an effect that creativity practitioners have been aware of for a long time: that it is helpful to look for ideas „over there“, rather than „here“. There exist a large number of ideation techniques that utilize this effect.

One example of such a technique is the „CIA method“, which was supposedly used by the CIA during the Cold War. Here, the CIA participants were told, „the KGB has already found a solution to this problem, now we need to find it too.“ By presenting the problem as already having been solved at a large psychological distance, it made it easier to come up with new ideas.

When working with clients on innovation projects, Zephram regularly uses different kinds of „psychological distancing“ like the CIA method.

My own explanation for this effect is that as long people associate the problem with themselves, their creativity is limited by what they believe is or is not possible (for themselves) and of course also by professional myopia. By asking, „how would Darth Vader solve this problem?“ or „how will this problem be solved 10 years in the future?„, you can free people from these self-imposed mental limitations. This is, of course, exactly what changes of perspective such as analogies are designed to do.

Erfolg heißt: Die Fehlerrate verdoppeln?!

Viele SackgassenThomas Watson, der  Gründer von IBM, soll einmal gesagt haben: „Wenn Du Erfolg haben willst, dann verdoppele Deine Fehlerrate.“ Aber wir Deutschen nehmen etwas ganz anderes an, denn schon als Kinder in der Schule lernen wir, dass wir Fehler vermeiden sollten. Wo liegt hier die Wahrheit, beim deutschen Lehrer oder bei Thomas Watson? In meinen Augen haben beide Recht, allerdings kommt es auf das Ziel an!

(A) Es gibt Aufgaben, die dabei helfen sollen, Ziele effizienter zu erreichen. Bei diesen Aufgaben wird versucht, Fehler zu vermeiden. Denn jeder Fehler verschlechtert das Nutzen-Aufwand-Verhältnis. So versucht beispielsweise ein Tennisspieler, seine Fähigkeiten zu optimieren, um Spielfehler zu vermeiden. Oder ein Unternehmen, das versucht, die Produktionsprozesse zu optimieren, um wertvolle Zeit und Geld zu sparen.

(B) Allerdings gibt es auch Aufgaben, die dabei helfen sollen, Neues zu kreieren. Bei diesen Aufgaben existiert kein bekannter Lösungsweg. Daher muss erst ausgetestet werden, welche Lösungen möglich sind. Bei dieser Sorte von Aufgaben sind Fehler unvermeidlich und sogar wünschenswert. Eine hohe Fehlerrate bedeutet hier, dass schnell experimentiert wird. Viele Erfindungen der Menschheit sind mit Hilfe dieses „Trial and Error“-Prinzips entstanden. So auch die Glühbirne; Thomas Edison sagte über den Entstehungsprozess: „I never failed, it just didn’t work 10.000 times.“

Man spricht heutzutage von der Unternehmensfähigkeit „ambidextrous“ (ambidextrous ist Englisch und steht für „beidhändig“). Ambidextrous bedeutet in diesem Zusammenhang, dass ein Unternehmen grundsätzlich zwei sehr unterschiedliche Herausforderungen lösen muss. Auf der einen Seite muss es seine Prozesse optimieren, um mit immer weniger Aufwand dasselbe Ergebnis zu erzeugen (Aufgaben der Kategorie A). Auf der anderen Seite muss es auch für die Zukunft sorgen und mit neuen Lösungen zukünftige Bedürfnisse befriedigen (Aufgaben der Kategorie B). Jede der beiden Aufgaben erfordert eine andere Behandlung von Fehlern.

Eine Video-Tipp von uns: In einem Video von Honda kann man in Mitarbeiterinterviews sehr viel über ihre Fehlerkultur lernen:

Honda Failure

Was können wir von Siemens lernen?

Peter Löscher

Unsere Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat auf der diesjährigen Hightech-Strategie-Konferenz Ihre Initiative zur Steigerung der Innovationsfähigkeit in Deutschland vorgestellt. Ziel dabei ist, den deutschen Unternehmen eine gute Ausgangssituation für die Weltwirtschaft nach Krise zu ermöglichen.

Eine der von Frau Schavan genannten Maßnahmen ist ein innovationsfreundlicheres Steuersystem. Darin stellt sie Steuerermäßigungen als Anreiz für forschende Unternehmen vor und erhofft sich zusätzliche Wachstumseffekte für unsere Wirtschaft: „Das bringt mehr als es kostet“.

Diese Maßnahme begrüßte der Siemens Vorstandschef Peter Löscher bereits auf der Konferenz mit den Worten: „Wir würden das für den Ausbau unserer Innovationsführerschaft nutzen“.

Was können wir von Siemens lernen?

Ich glaube, wir können zwei Sachen lernen: Erstens das Vorwärtsdenken. Gerade jetzt in der Krise sollten wir Gelegenheiten erkennen, prüfen und ergreifen. (Etwas Ähnliches hat auch Jana mit ihrem Artikel „Angriff ist die beste Verteidigung“ zum Ausdruck gebracht.) Und zweitens: Deutschland ist als Innovationsland auf Forschung und Entwicklung angewiesen. Wenn wir aufhören würden zu forschen und zu innovieren, würden wir eingeholt.

Also, lassen wir unsere Innovations- und Produktmanager die viel versprechenden Konzepte in den Produktpipelines in großen Schritten zu innovativen Produkten voranbringen. Lasst uns die Innovationsführerschaft von Deutschland sichern.

Mit Frau Schavan zur mehr Innovation und Wachstum in Deutschland – wir sind dabei!

(Bildquelle: Siemens)

Eine verschärfte Provokation

uhr8

In meinem vorletzten Beitrag habe ich eine Uhr gezeigt, bei der der Zeiger still steht und das Zifferblatt sich bewegt. Dies ist ein hübsches Beispiel für Provokation durch Umkehrung. Die Uhr findet man bei Tokyoflash aus Japan.

Die japanischen Designer haben bei dieser Provokation nicht halt gemacht, sondern noch radikalere Lösungen gefunden. Bei diesen haben sie ganz und gar auf Zeiger und Zifferblatt verzichtet, ohne dabei auf eine klassische Digitalanzeige zurückzugreifen.

Das Bild oben zeigt eine Uhr, die das Ergebnis der folgenden Provokation sein könnte:

PO Die Uhrzeit wird durch Farben angezeigt.

Hier zeigen die roten Punkte die Stunden 0 … 11 und die gelben Punkte die Fünf-Minuten-Intervalle 5, 10, 15, … 55 an. Die grünen Punkte stehen für die einzelnen Minuten von 1 bis 4. Die abgebildete Uhr zeigt also die Uhrzeit 3:56 an.

Beispiele wie diese sind hilfreich, um das Kreative Denken zu trainieren. Man kann sie zum Anlass nehmen, „Fakten“ über die eigene Situation in Frage zu stellen, wie etwa:

PO Wir freuen uns über jede Kundenbeschwerde.

PO Unser Produkt kostet nur die Hälfte.

PO Der Bürgermeister ist unser Geschäftsführer.

Auf diese Weise kann man leicht neue Perspektiven gewinnen und die ungeschriebenen Gesetze seiner Branche hinterfragen. Dies ist ein vielversprechender Weg zu neuen und überraschenden Geschäftsideen.

(Bildquelle: Tokyoflash)