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Bei YouTube findet man zwei Sketche, die zeigen, wie drei Steinzeitmenschen neue, „disruptive“ Ideen bewerten. In beiden Fällen handelt es sich um Ideen, die seit Jahrtausenden ihren Wert für die Menschheit bewiesen haben, nämlich das Rad und das Feuer. Leider gelingt es den fiktiven Steinmenschen nicht, diesen Wert zu erkennen, und beide Ideen werden verworfen. Das Problem, auf das diese kurzen Filme satirisch hinweisen, ist die Schwierigkeit, Ideen zu bewerten, die uns fremd sind und jenseits des eigenen Weltbildes liegen. Ohne Bezugssystem ist es nicht möglich, die Vorteile einer Idee zu erkennen.Dieses Phänomen beobachten wir bei Innovationsprojekten häufig; selbst Experten verwerfen kurzerhand gute Ideen, weil sie nicht ins bekannte Bild ihres Unternehmens oder ihres Fachgebietes passen. In anderen Fällen werden die Vorteile einer Idee zwar erkannt, aber sie wird dennoch verworfen, weil sie „nicht zu uns passt.“

Innovationsforscher Clayton Christensen hat sich in seinem Buch The Innovator’s Dilemma mit diesem Phänomen beschäftigt. Er beschreibt das Wertesystem einer Organisation, ein System aus Vorgaben, Annahmen und Traditionen, die alle Entscheidungen in der Organisation – insbesondere Entscheidungen für oder gegen Ideen – beeinflussen. Dies führt unter anderem zur scheinbar paradoxen Situation, dass es gerade die am besten geführten und erfolgreichsten Unternehmen sind, die am ehesten vielversprechende disruptive Ideen ablehnen. Dies ist der Kern des bekannten Innovator’s Dilemma.

Zwei selbstkritische Fragen, die bei einer drohenden negativen Ideenbewertung hilfreich sind, lauten:

  1. Sind wir sicher, dass wir alle Vorteile dieser Idee kennen und verstehen? Unter welchen Umständen wären diese Vorteile ein schlagendes Argument?
  2. Lehnen wir diese Idee nur deswegen ab, weil sie nicht zu unserem bisherigen Selbstbild passen? Sollten wir vielleicht dieses Bild ändern?

Den zweiten Sketch findet man bei YouTube hier.