von Graham Horton

Die Zufallstechnik ist eine beliebte Methode für die Ideenproduktion. Sie eignet sich für einfache, offene Ideenfindungsaufgaben und lässt viele verschiedene Implementierungen zu. Ich bin neulich über eine kreative Variante der Technik gestolpert, die mit Hieroglyphen arbeitet. Hier liefern die Symbole alter ägyptischer Schriften die Anregungen für die Ideengenerierung.
Hieroglyphen stellen meistens erkennbare Gegenstände wie Menschen, Götter, Tiere und Werkzeuge dar; Es gibt aber auch viele Schriftzeichen, die für den modernen Menschen abstrakt wirken und damit verschiedene Interpretationen zulassen.
Das Internet liefert viele Bilder von Hieroglyphen, oder man kann mit ein bisschen mehr Aufwand eigene Grafiken herstellen, denn der Unicode-Zeichensatz enthält mehr als 1000 Piktogramme, und es gibt ein paar Schriftarten, die diese Zeichen implementieren. Das Titelbild wurde beispielsweise mit der Schriftart Aegyptus erstellt.
Auf welche Ideen zur Verbesserung von Kundenbeziehungen kommen Sie mit Hilfe der Symbole in der Titelgrafik?
Danke an Chuck Frey für den Hinweis.
Links
Liste aller Unicode-Zeichen mit Hieroglyphen
Kompaktwissen Ideenfindung
von Graham Horton

Die besten Ideen sind durch zwei Eigenschaften charakterisiert:
- Sie lösen das gegebene Problem.
- Sie verstoßen gegen das vorherrschende Weltbild.
Die zweite Eigenschaft einer guten Idee führt zu einer Reihe von Problemen, unter anderem…
- Man lehnt seine eigene Idee selbst ab.
- Die Idee löst bei anderen nur Killerphrasen aus.
- Man findet keine Unterstützung für seine Idee.
Die Geschichte der Innovation ist voller Beispiele radikaler Erfindungen, die wegen ihres hohen Innovationsgrades auf Ablehnung gestoßen sind, zum Beispiel
Auch wir beobachten bei unseren Innovationsprojekten das gleiche Phänomen: Unsere Klienten entwickeln zielführende, innovative Ideen, die sie aber in der Bewertungsphase fallen lassen wollen, weil sie angeblich unmöglich sind. Nicht selten konnten wir durch hartnäckige Verteidigungsarbeit eine solche Idee vor dem Aus retten und so unserem Auftraggeber zu einer wertvollen Innovation verhelfen.
Gute Ideen sind gerade deswegen innovativ weil sie gegen das bestehende Weltbild verstoßen; aus diesem Grund sollte man die Reaktion „Das geht nicht!“ zum Anlass nehmen, einer Idee besonders viel Aufmerksamkeit zu widmen.
(Die Graphik wurde inspiriert durch Tanner Christensen)
von Graham Horton

Muss ich ein kreativer Mensch sein, um gute Ideen produzieren zu können? Zum Glück lautet die Antwort auf diese oft gestellte Frage eindeutig Nein! Denn mit Hilfe von Perspektivwechseln wie beispielsweise Provokation, Analogie, oder Mr. X kann jeder Mensch gute Ideen finden. Allerdings gibt es eine nützliche (Denk-)Fähigkeit, um diese und andere Techniken ergiebiger zu machen. Diese Fähigkeit wird im englischen Sprachraum oft mit der „Pencil Exercise“ („Bleistift-Übung“) erklärt.
Stellen Sie sich vor, Sie sind mit Ihrer beruflichen Situation unzufrieden, und Sie suchen Ideen, wie Sie vorwärts kommen. Nur fällt Ihnen leider nichts ein. Das einzige Objekt, das Ihnen zur Hand liegt, ist ein Bleistift, also beschließen Sie, diesen Bleistift als Anregung zu nutzen. Dazu betrachten Sie den Bleistift und machen sich dessen Eigenschaften bewusst. Anschließend versuchen Sie, diese Eigenschaften auf Ihre Situation anzuwenden. Das könnte beispielsweise wie folgt aussehen:
- Der Bleistift hat mehrere Seiten: Vielleicht sollte ich vielseitiger werden, z.B. indem ich mir eine neue Kompetenz aneigne.
- Der Bleistift ist spitz: Vielleicht muss ich mich in manchen Situationen mehr anstrengen, meine Meinung durchzusetzen.
- Der Bleistift hat einen Metallring: Der Ring ist ein Symbol für Partnerschaft; vielleicht sollte ich mein Netzwerk erweitern oder eine Zusammenarbeit anstreben.
- Der Bleistift ist gelb: Gelb ist die Farbe des Optimismus; vielleicht brauche ich eine bessere Haltung, damit ich mehr Gelegenheiten erkenne oder einen positiven Einfluss auf meine Mitmenschen habe.
- Der Bleistift ist steif: Möglicherweise bin ich zu dogmatisch oder unbeweglich in meinen Ansichten und sollte mehr Flexibilität zeigen. Oder vielleicht ist das Gegenteil der Fall, und ich sollte in manchen Situationen mehr Rückgrat zeigen.
Natürlich muss es kein Bleistift sein – die Übung muss mit jedem Objekt funktionieren. Darum gibt es eine alternative Version der Bleistift-Übung, die wir Erdbeerjoghurt-Test nennen. Wenn Sie mit jedem beliebigen Begriff auf ähnliche Weise schnell viele Ideen finden können, erfüllen Sie die einzige Voraussetzung, um mit Ideenproduktionstechniken effektiv umgehen zu können!
Probieren Sie es aus, indem Sie weitere Ideen für die obige Aufgabe mit den folgenden Beispielen entwickeln:
- Erdbeerjogurt
- Philosophenkongress
- Adlerfeder
- Müllbeutel
- Ingenieurbüro
(Und wie bei allen Fähigkeiten gilt: Übung macht den Meister!)
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Kompaktwissen Ideenfindung
Kreatives Denken üben mit Provokationen
von Graham Horton

Die Website www.informationisbeautiful.net ist der Informationsvisualisierung – also der Darstellung von Informationen durch Graphiken gewidmet. Diese ungewöhnliche Website enthält viele interessante und manchmal auch beeindruckend schöne Repräsentationen von den verschiedensten Fakten, Statistiken und anderen Informationen.
Vor wenigen Tagen hat der Designer David McCandless eine Graphik veröffentlicht, die verschiedene Reaktionen auf Ideen in einem zweidimensionalen System platziert. Die Koordinatenachsen sind der (vermutete) Nutzen der Idee und deren konzeptionelle Struktur.
So platziert McCandless beispielsweise die Reaktion „interessant“ bei einem geringen Nutzen und einer wenig ausgeprägten konzeptuellen Struktur. Eine „dumme“ Idee hat kaum einen Nutzen und ist nur lose strukturiert. „Großartige“, „brilliante“ und „geniale“ Ideen haben sowohl einen hohen Nutzen als auch eine gute Struktur, während „schreckliche“ Ideen weder Nutzen noch Struktur besitzen.
Ich finde diesen Ansatz interessant, denn er wirft die Frage auf, was die Menschen eigentlich meinen, wenn sie auf Ideen spontan reagieren. Möglicherweise verrät ihre Wortwahl mehr, als man glaubt. Gibt es einen Unterschied zwischen einer „schlechten“ Idee und einer „dummen“ Idee? Und was ist besser, eine „clevere“ Idee oder eine „coole“ Idee?
Mich würde interessieren, was passiert, wenn man auf der senkrechten Achse die Herausforderung einer Idee auftragen würde. Diese Achse würde reichen von „bequem“, bei Ideen, die ins Weltbild des Kommentators passen ohne anzuecken, bis „extrem herausfordernd“ für radikale Ideen, die das Weltbild in Frage stellen. In diesem neuen Koordinatensystem würde beispielsweise die Reaktion „gut“ bedeuten, dass eine Idee ins Denksystem passt und einen erkennbaren Nutzen verspricht. „Genial“ wäre eine Idee, die einen sehr hohen Nutzen hat und überraschend ist, weil sie ein etabliertes Paradigma verletzt. Eine „schlechte“ Idee passt ins Denksystem des Sprechers, verspricht aber keinen Nutzen, während eine „verrückte“ Idee weder einen Nutzen verspricht noch passt die in sein Weltbild.
Wir werden ein wenig experimentieren und über unsere Erkenntnisse berichten…
(Bildquelle: David McCandless www.informationisbeautiful.net)
von Graham Horton

Dieses Foto habe ich im Business-Hotel René Bohn von BASF in Ludwigshafen aufgenommen. Es zeigt den Teppich im Fahrstuhl im Seminarbereich. Wie man an Hand der Aufschrift erkennen kann, wird dieser Fahrstuhlteppich jeden Tag gewechselt. Einen Teppich für jeden Tag der Woche zu haben war für mich eine Überraschung, denn es zählt zu unseren (jedenfalls zu meinen) grundlegenden Annahmen über Teppiche, dass es einem Ort nur einen davon gibt.
Wir haben in diesem Blog schon mehrere solche überraschende Ideen gezeigt, zum Beispiel ein Studententeppich aus Japan, 15 Anregungen fürs Business Development, überraschende Armbanduhren, oder Stadtwerbung durch selektive Reinigung.
Ein Weg, zu solchen Ideen zu kommen, sind die Provokationen. Provokationen sind gezielte Verfälschungen der bekannten Wirklichkeit. Um eine Provokation zu gewinnen, sind zwei Schritte erforderlich:
- Eine Beobachtung über die bekannte Wirklichkeit machen.
- Diese Beobachtung verfälschen.
Schritt 1 fällt dem Ungeübten sehr schwer, denn die besten Beobachtungen sind solche, die so selbstverständlich sind, dass wir sie nicht mehr sehen können. In Falle des Fahrstuhlteppichs hätte man nämlich feststellen müssen,
- Ein Teppich hat einen festen Standort.
Derartige Beobachtungen erscheinen leicht, wenn sie einem präsentiert werden, aber es ist für die meisten Menschen unerwartet schwierig, sie selbst herzustellen.
Ist eine gute Beobachtung gefunden, ist die Gewinnung von Provokationen vergleichsweise einfach:
- Kein Teppich hat einen festen Standort.
- Ein Teppich hat drei Standorte.
- Ein Teppich kann seinen Standort wechseln.
- An jedem Standort gibt es mehrere Teppiche.
Viele innovative Ideen sind entstanden durch eine Verfälschung einer Selbstverständlichkeit. Welche Ideen könnte man zum Beispiel gewinnen, indem man die folgenden „Regeln“ hinterfragt?
- Das Ziel unseres Unternehmens ist, Gewinne zu machen.
- Man muss sich auf seine profitabelsten Kunden konzentrieren.
- Man muss auf seine Kunden hören.
- Unsere Dienstleistung wird mit Euros bezahlt.
- Die Außendienstmitarbeiter haben den Kontakt zu den Kunden.
von Graham Horton

Überraschende Ideen entstehen, wenn sie eine unserer Annahmen über die Welt aufheben, d.h. unsere Betriebsblindheit überwinden. Je selbstverständlicher uns eine „Tatsache“ erscheint, desto origineller erscheint uns eine Idee, die uns beweist, dass diese „Tatsache“ eine Täuschung gewesen ist.
Die Überwindung der Betriebsblindheit ist ein wichtiges Element der Ideenproduktion. Unsere bevorzugte Methode dafür ist die Provokation. Provokationen sind gezielte Brüche mit etabliertem „Wissen“. In früheren Beiträgen habe ich zwei Beispiele für solche Provokationen bei Armbanduhren (Link 1, Link 2) gezeigt.
Das Bild zeigt eine Arbeit des japanischen Studenten Shin Yamashita, der am Kyoto Institute of Technology studiert. Sein Entwurf ist ein Teppich aus Schaumstoff, der sich auf vielfältige Weise zu verschiedenen Möbelstücken umfunktionieren lässt.
Annahmen, die hier aufgehoben worden sind, lauten
- Teppiche sind zweidimensionale Objekte.
- Teppiche sind (nur) zum Betreten da.
Gerade weil diese beiden Annahmen so selbstverständlich sind, erscheint Yamashita’s Idee so innovativ.
(Bildquelle: Fast Company)