Innovationsprozesse bevorzugen Mittelmaß

probabilities 2Seth Godin hat einmal geschrieben, Es gibt keine Korrelation zwischen der Qualität Ihrer Idee und der Wahrscheinlichkeit, dass sie von Ihrer Organisation verwirklicht wird. Wir glauben – zumindest für große Organisationen – dass die Situation sogar noch schlimmer ist.

Nach unserer Erfahrung gibt es sehr wohl einen Zusammenhang zwischen der Qualität einer Idee und der Wahrscheinlichkeit für ihre Verwirklichung. Verschiedene Kräfte im Unternehmen sorgen dafür, dass der Innovationprozess mittelmäßige Ideen bevozugt.

Schlechte Ideen sollten natürlich niemals verwirklicht werden. Allein der gesunde Menschenverstand reicht in der Regel, schlechte Ideen zu erkennen. Allerdings kommt es dennoch gelegentlich vor. Der Grund dafür ist ein fehlerhaftes Innovationsmanagement, das es versäumt, die schlechten Ideen rechtzeitig zu eliminieren. Zombie-Projekte gehören zu dieser Kategorie.

Gute Ideen werden ebenfalls selten implementiert. Hierfür gibt es eine ganze Reihe von Gründen, die alle in der Politik oder der Kultur der Organisation ihre Wurzel haben.  Da Anreizsysteme in der Regel Erfolge belohnen und Misserfolge bestrafen, neigen Mitarbeiter dazu, risikoscheu zu handeln. Gute und sehr gute Ideen erhalten in einer Gruppenbewertung oft ein polarisiertes Ergebnis, bei dem in der Gruppendiskussion die Skeptiker sich durchsetzen.

Die Ideen mit den höchsten Chancen zur Verwirklichung sind die mittelmäßigen. Dies ergibt sich zum einen automatisch aus der Tatsache, dass die schlechten und guten Ideen unterrepräsentiert sind. Es gibt aber auch spezielle Gründe dafür, allen voran der Einsatz der Nutzwertanalyse zur Ideenbewertung. Auch zu viel Bürokratie im Innovationsprozess sorgt dafür, dass mittelmäßige Ideen bevorzugt werden.

Was kann also ein Unternehmen dagegen tun?

  • Ein professionelles Innovationsmanagement-System einrichten und betreiben.
  • Ideenbewertungsmethoden verwenden, die gute Ideen erkennen können.
  • Ein Kultur der Innovation pflegen, die gute Ideen begrüßt.

 

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Ideenbewertung mit Punkte kleben

ideenbewertung mit punktekleben

Punkte kleben ist die wohl beliebteste Methode zur Bewertung von Ideen. Sie ist sehr einfach und geht schnell. Sie eignet sich im Ideenworkshop, um die beliebtesten Ideen zu identifizieren, nicht aber, um eine endgültige Auswahl zu treffen.

Um das Verfahren durchzuführen, müssen alle zu bewertenden Ideen ausgestellt sein. Typischerweise sind die Ideen einzeln auf Blättern oder Moderationskarten geschrieben und an Pinnwände gepinnt. Jeder Workshopteilnehmer erhält eine bestimmte Anzahl von Klebepunkten, die er auf die Ideen verteilen darf. Am Ende ist für jeden schnell ersichtlich, welche Ideen die meisten Punkte erhalten haben und demzufolge am beliebtesten sind.

Punkte kleben geht schnell und ist sehr einfach, was vermutlich ihre Beliebtheit begründet. Es ist auch ein transparentes Verfahren, da jeder sehen kann, was die anderen tun. Diese Eigenschaft bringt aber auch Nachteile mit sich:

  • Herdentrieb. Die Erfahrung zeigt, dass die ersten Ideen, die Punkte erhalten, einen Vorteil haben, weil die nachkommenden Workshop-Teilnehmer diese Ideen zuerst ansehen.
  • Bewertungsbefürchtung. Teilnehmer können Angst haben, für eine kontroverse Idee zu stimmen, aus Angst vor den Reaktionen der anderen.
  • Chef-Effekt. Es ist in manchen Organisationen schwer für Mitarbeiter, anders abzustimmen als der Chef es tut.
  • Stimmenverwässerung. Gibt es zwei oder mehr ähnliche Ideen, könnten sich die Stimmen auf beide verteilen, mit dem Ergebnis, dass jede von ihnen schwächer abschneidet, als wenn es nur eine von ihnen gegeben hätte.

Darüber hinaus kann das Punktekleben keine Bewertungskriterien oder andere aufgabenspezifischen Vorgaben berücksichtigen. Damit bleibt es unklar, weshalb eine Idee eine bestimmte Anzahl von Stimmen erhalten hat. Es ist auch dadurch für die Teilnehmer möglich, abzustimmen, ohne die Kriterien zu beachten, was zu einem verfälschen Ergebnis führt.

Das Verfahren kann in einer Ideenfabrik verwendet werden, um spontan die Beliebtheit der Ideen zu ermitteln, für eine Ideenauswahl eignet sich das Verfahren jedoch nicht.

 

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Eine Checkliste zur Ideenbewertung

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Die Ideenbewertung ist eine kritische Phase in einem Innovationsprojekt. Fehler können zu verpassten Chancen oder großen Verlusten führen. Wir bieten hier eine Checkliste, was bei der Bewertung von Ideen zu beachten ist.

Grundsätzliches

Fragen, die bei der Ideenbewertung grundsätzlich zu beachten sind:

  • Angemessenheit zur Ideentiefe: Ist die gewählte Bewertungsmethode für den Detaillierungsgrad der Ideen angemessen? (Rohideen können mit einfachen Methoden bewertet werden, vertiefte Ideen sollten mit aufwendigeren Methoden bewertet werden.
  • Angemessenheit zur Ideenauswahl: Passt die Art der Bewertungsergebnisse zu der geplanten Auswahlmethode? (Z.B. gewünschte Anzahl von „Siegerideen“)
  • Handlungsorientierung: Werden die Bewertungsergebnisse dazu geeignet sein, im Anschluss entsprechende Handlungen auszuführen? (Z.B. implementieren, verwerfen, etwas Bestimmtes recherchieren, abwarten)
  • Ideenbeschreibung: Sind die Ideen ausführlich genug beschrieben, um die geplante Ideenbewertung durchführen zu können? (Je anspruchsvoller die Bewertung, desto ausführlicher müssen die Beschreibungen sein.)

Inhalt

Welche Aspekte sollten bei der Bewertung von Ideen berücksichtigt werden?

  • Randbedingungen: Werden die aufgabenspezifischen Randbedingungen berücksichtigt? (Z.B. maximale Kosten, mit vorhandenen Ressourcen zu verwirklichen)
  • Erfolgskriterien: Werden die aufgabenspezifischen Erfolgskriterien berücksichtigt? (Z.B. Anzahl Besucher, Umsatzsteigerung)
  • Attraktivität: Wird die Attraktivität der Ideen aus allen Perspektiven geprüft? (Z.B. Marktgröße, Alleinstellungsmerkmale)
  • Implementierung: Werden alle relevanten Aspekte der Verwirklichung betrachtet? (Z.B. Kosten, notwendige Genehmigungen)
  • Entscheidungen: Werden alle Grundsatzentscheidungen, die zur Verwirklichung der Idee erforderlich sind, berücksichtigt? (Z.B. Anpassung der Strategie, Änderung von Zuständigkeiten)
  • Wertung: Wie soll die Wertung erfolgen? (Z.B. Punkte kleben, Gruppendiskussion, Rosinenpicken)

Durchführung

Was muss bei der Durchführung der Bewertung beachtet werden?

  • Psychologie: Wurden eventuelle negative psychologische Effekte berücksichtigt? (Z.B. Bewertungsbefürchtung, Chef-Effekt)
  • Teilnehmervorbereitung: Sind den Teilnehmern Ziele und Ablauf der Bewertung bekannt?
  • Material: Steht das benötigte Material zur Verfügung? (Z.B. Klebepunkte, Pinnwände)
  • Konflikte: Können Meinungsunterschiede zu Konflikten führen? Falls ja, steht ein Lösungsmechanismus bereit?
  • Konsens: Wie soll am Ende der Bewertung ein Konsens in der Gruppe erzielt werden?

 

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Was heißt, Ideen bewerten?

Am Anfang des Innovationsprozesses entstehen Ideen aus vielen Quellen, z.B. aus dem Ideenmanagement oder als Ergebnis eines Innovationsworkshops. Im kleineren Kontext entstehen Ideen auch als Output eines Ideenworkshops. Typischerweise werden Dutzende oder sogar Hunderte von Ideen produziert, von denen nur einige wenige, oder vielleicht nur eine einzige verwirklicht werden soll.

Damit die besten Ideen ausgewählt werden, müssen sie vorher bewertet werden, denn eine gute Auswahl setzt eine treffende Bewertung voraus. Ideen zu bewerten heißt also eigentlich zwei getrennte Aufgaben zu haben: die Zuordnung einer Wertung zu den Ideen und die Auswahl der Siegerideen. (Im Idea Engineering legen wir auch großen Wert auf diese Unterscheidung!) Da aber diese beiden Schritte oft vermischt werden und im allgemeinen Sprachgebrauch der Begriff „Ideenbewertung“ häufig auch für die Ideenauswahl verwendet wird, werden wir hier beides betrachten.

Das Ziel der Ideenbewertung

Das Ziel der Ideenbewertung ist, eine Entscheidung zu ermöglichen, was mit dieser Idee passieren soll. Diese Entscheidung kann zum Beispiel sein: verwerfen, sofort implementieren, weiter untersuchen, oder halten bis zu einem späteren Zeitpunkt.

Im landläufigen Sinn bedeutet Ideen bewerten, in einer Menge von Ideen diejenigen auszuwählen, die weiter betrachtet bzw. verworfen werden sollen.

Eine Ideenbewertung ist gut, wenn sie weder Annahmefehler noch Ablehnungsfehler macht. Dieses Ziel kann jedoch in der Praxis kaum erreicht werden. Unser Vier T-Modell hilft, Bewertungsfehler zu verstehen.

Voraussetzungen für die Ideenbewertung

Die Voraussetzung dafür, dass eine Ideenbewertung sinnvoll durchgeführt werden kann, ist, dass Ziele, Randbedingungen und Erfolgskriterien für die Ideen bekannt sind. Erst dann kann der Wert einer Idee sinnvoll ermittelt werden.

Einer der häufigsten Fehler in der Ideenproduktion ist, diese Voraussetzung nicht zu erbringen. Das Ergebnis ist, dass die Bewertung schwierig ist und die Ergebnisse kontrovers sind.

Schwierigkeiten bei der Ideenbewertung

Äpfel und Birnen

Bei der Ideenproduktion fallen immer Ideen an, die dem Hauptziel des Innovationsworkshops nicht entsprechen. Diese Ideen dürfen nicht zur Bewertung zugelassen werden, weil es dann zu Schwierigkeiten kommt, weil Ideen, die unterschiedlichen Zielen dienen miteinander verglichen werden. Dies nennen wir das Äpfel-und-Birnen-Problem. Das Drehbuch muss vorsehen, dass solche Ideen aus dem Hauptprozess herausgetrennt und separat behandelt werden.

Versteckte Profile

Bei der Bewertung von Ideen ist die Gefahr von versteckten Profilen sehr groß. Dies kann in einer Gruppe zu falschen Bewertungsergebnissen führen. Ähnlich verhält es sich mit falschem Konsens und falschem Dissens, die irreführende Bewertungsergebnisse verursachen können.

Psychologische Effekte

Psychologische Effekte spielen eine große Rolle bei der Ideenbewertung. Viele Menschen neigen dazu, Ideen spontan abzulehnen, die nicht zu ihrem Weltbild passen. Dies erkennt man an den so genannten Killerphrasen wie Das würde niemals funktionieren! Polarisierte Bewertungen sind ein guter Hinweis auf innovative Ideen und verdienen besondere Aufmerksamkeit. Nicht nur Individuen, sondern auch die Organisation selbst kann so auf innovative Ideen reagieren. Dies führt dazu, dass der Innovationsprozess häufig die mittelmäßigen Ideen bevorzugt.

Rein praktische Schwierigkeiten entstehen durch die schiere Anzahl zu bewertender Ideen. Sich mit vielen Ideen auseinanderzusetzen ist für Workshop-Teilnehmer schnell ermüdend, und bei schlecht ausgestatteten Workshop-Räumen kann schnell ein Platzmangel entstehen.

Annahmen und Schätzungen

Oft beruht die Ideenbewertung zwangsläufig auf Annahmen oder Schätzungen. Beispiele sind die Marktgröße für eine neue Dienstleistung oder das Weiterbestehen der Verfügbarkeit einer bestimmten Ressource.

Interpretationsspielraum und Meinungsunterschiede

Fast jedes Bewertungskriterium bietet Spielraum für unterschiedliche Interpretationen. Kriterien sind oft nicht messbar (Der Markt muss ausreichend attraktiv sein) oder sind sehr subjektiv (Die Idee muss zum Image des Unternehmens passen.) Durch diesen Interpretationsspielraum kommt es zu Unterschieden im Urteil der einzelnen Bewerter. Um zu einem Gesamtergebnis zu kommen, müssen diese Unterschiede jedoch zusammengeführt werden.

Dies kann durch eine Diskussion erfolgen, bei der eine Einigung angestrebt wird. Dies kann jedoch sehr zeitraubend sein, ohne dass es eine Erfolgsgarantie gibt. Wenn viele Ideen zu bewerten sind, ist dieser Ansatz ausgeschlossen.

Es gibt Situationen, in denen schon die Reihenfolge der Abfrage der Meinungen der Experten zum falschen Bewertungsergebnis führen kann. Dieses Bewertungsparadox entsteht, wenn unterschiedliche Meinungen vorliegen, die unterschiedliche aggregierte Meinungen erlauben.

Bei quantitativen Bewertungen kann der Mittelwert der einzelnen Urteile gebildet werden. Allerdings kann dadurch wichtige Information über eine Idee verloren gehen. Es kann zum Beispiel sein, dass ein Experte wichtige und relevante Kenntnisse hat, die aber nicht zum Tragen kommen, wenn seine Bewertung im Mittelwert verschwindet.

Fast immer wird das arithmetische Mittel verwendet, um die unterschiedlichen Punktbewertungen zu aggregieren. Es ist aber leicht, zu zeigen, dass dies nicht zu einem mehrheitsfähigen Ergebnis führt. Besser ist es, den Median statt des arithmetischen Mittels zu verwenden.

Bei moderierten Workshops wird oft das einfache Punktekleben verwendet. Diese Methode hat den inhaltlichen Nachteil, dass sie unterschiedliche Kriterien nicht einzeln abbilden kann und den psychologischen Nachteil, dass die Bewerter durch die Punkte anderer in ihrem Urteil beeinflusst werden können. Zephram setzt das Punktekleben in Innovationsworkshops nie ein.

Aggregation über Kriterien hinweg

Um eine Gesamtbewertung zu erhalten, müssen die einzelnen Bewertungsergebnisse bezüglich der einzelnen Kriterien aggregiert werden.

Am einfachsten ist es, einen Mittelwert über alle Kriterien zu bilden. Dies entspricht der Praxis in der Schule, wo die Note 1,0 in Mathematik und die Note 3,0 in Deutsch zusammen die Note 2,0 ergeben. Das Problem hierbei ist, dass man dadurch den Mathegenie übersieht.

Die Nutzwertanalyse schert ebenfalls alle Kritierien über einen Kamm. Diese Eigenschaft ist für eine Ideenauswahl nicht angemessen: Ein Haus mit einem undichten Dach und einem herausragenden Keller ist nicht mittelmäßig gut.

Die AHP-Methode ist ein komplexes mathematisches Verfahren, das mehrere Ideen und Kriterien zugleich berücksichtigen kann. Dieses Verfahren hat aber ein unnatürliches Verhalten, was seinen Einsatz nach unserer Auffassung verbietet. Es ist zum Beispiel gezeigt worden, dass das nachträgliche Hinzufügen einer weiteren Alternative eine bereits berechnete Bewertung verändern kann.

Allgemeine Methoden zur Ideenbewertung und -auswahl

Outranking

Das Outranking ist eine einfache Methode, mit der man aus einer Menge von Ideen viele der Nicht-Sieger identifizieren kann. Dadurch wird die Menge der übrig gebliebenen Ideen erheblich verkleinert.

Paarvergleiche

Paarvergleiche können dafür verwendet werden, um ein Ranking unter einer Menge von Ideen zu ermitteln. Die Paarvergleichsmatrix ist eine einfache Möglichkeit hierfür.

Nutzwertanalyse

Die Nutzwertanalyse wird oft von Unternehmen in ihren Innovationsprozessen eingebaut. Sie hat zwar den Vorteil, mehrere Bewertungskriterien berücksichtigen zu können, hat aber eine Reihe von Nachteilen, die leicht zu falschen Bewertungsergebnissen führen können.

SWOT-Analyse

Die SWOT-Analyse ist eine etwas aufwendigere, aber beliebte qualitative Methode, eine einzelne Idee zu bewerten. Diese Technik betrachtet eine Idee aus den vier Perspektiven Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen. Sie wird eingesetzt, wenn nur wenige Ideen zu bearbeiten sind.

Die lexikographische Methode

Lexikographische Techniken sind wenig bekannte, aber sehr nützliche Methoden zur Auswahl von Ideen. Sie setzen voraus, dass die Bewertung bereits erfolgt ist. Das Verfahren eignet sich dafür, entweder nur die Siegeridee(n) zu ermitteln oder aber auch, um ein vollständiges Ranking aller Ideen zu erhalten.

Bewertungsmethoden für Geschäftsideen und Geschäftsmodelle

Die perfekte Startup-Geschäftsidee

Diese kurze und einfach anzuwendende Checkliste beschreibt die perfekte Geschäftsidee für ein Startup. Sie eignet sich sehr gut, um am Anfang des Bewertungsprozesses die attraktivsten Ideen aus einer Menge schnell zu identifizieren.

Checkliste zur Bewertung von Produktideen

Eine umfassende Bewertung von Produktideen muss die Kunden-, Markt- und Implementierungsperspektiven berücksichtigen. Diese Checklisten enthalten viele der wichtigsten Fragen aus diesen drei Themenbereichen.

Expected Commercial Value

In späteren Phasen des Innovationsprozesses wird eine quantitative Ideenbewertung benötigt, um die wirtschaftliche Attraktivität von Ideen zu ermitteln. Eine gängige Methode, die die Erfolgswahrscheinlichkeiten der verschiedenen Prozessphasen berücksichtigt, ist der Expected Commercial Value.

Die PERFECT-Checkliste

Bei Geschäftsideen muss man prüfen, ob ein entsprechender Kundennutzen gegeben ist; dazu haben wir eine Checkliste mit dem Akronym PERFECT entwickelt.

Das Kano-Modell

Eine weitere, weit verbreitete Methode, die ebenfalls den Kunden im Fokus hat, ist das Kano-Modell der Kundenzufriedenheit.

Die KERNWEG-Checkliste

Geschäftsmodelle bilden die Grundlage für neu gegründete Unternehmen; um eine gute Erfolgschance zu haben, müssen sie eine Reihe von Kriterien erfüllen. Diese Kriterien fassen wir in unserer KERNWEG-Checkliste zusammen.

Die VALUEPROP-Checkliste

Kern eines Geschäftsmodells ist das Wertversprechen an den Kunden. Ein falsch gewähltes oder ungünstig formuliertes Wertversprechen bedeutet fast automatisch den Misserfolg eines neuen Produktes am Markt. Mit dieser Checkliste für die Bewertung von Wertversprechen werden die wichtigsten Kriterien geprüft.

Klassische Ideenbewertungsmethoden

Es gibt viele Webseiten und Bücher, die traditionelle Methoden zur Ideenbewertung empfehlen und Seminare, die diese Methoden unterrichten. Diese Methoden stammen aus dem Bereich der Kreativitäts- und Moderationstechniken. Zu den beliebtesten davon gehören das Punktekleben, das Rosinenpicken, die Disneymethode, Pro und Kontra und Plus-Minus-Interessant. Diese sind aber für die Anwendung im Innovationsprozess nicht geeignet, weil sie viel zu wenig auf die spezifischen Aufgabenanforderungen Rücksicht nehmen.

Die Wissenschaft hat eine Fülle von Methoden entwickelt, um eine Auswahl aus einer Menge von Alternativen zu treffen. Diese haben fast alle den Nachteil, dass sie aufwendig und schwer verständlich sind. Viele von ihnen brauchen einen Computer, um die entsprechenden Berechnungen durchzuführen. Das bekannteste Verfahren dieser Art ist die AHP-Methode, die auf Verfahren der linearen Algebra basiert.

Artikel über Ideenbewertung in unserem Blog

Unser Blog hat eine eigene Kategorie zum Thema Ideenbewertung mit derzeit mehr als 50 Beiträgen. Sie erreichen alle Artikel zu diesem Thema, indem Sie in der Spalte rechts im Abschitt Blog-Kategorien auf den entsprechenden Link klicken.

Bemerkung

Wir haben den Wikipedia-Artikel über Ideenbewertung auf der Grundlage dieses Artikels sowie einiger der verlinkten Beiträge geschrieben.

 

Bewertung von Geschäftsideen mit der 7K-Checkliste

7k-checklisteDie Bewertung von Geschäftsideen

Die Bewertung von Geschäftsideen ist eine oft unterschätzte Aufgabe im Innovationsprozess. Es müssen viele verschiedene Kriterien beachtet werden, und eine einzige falsche Einschätzung kann zum Scheitern des Innovationsprojektes führen. Aus diesem Grund erfolgt die Bewertung in mehreren Phasen; beim traditionellen Innovationsmanagement in Form eines Stage-Gate-Prozesses und bei moderneren Ansätzen nach den Prinzipien der Discovery-Driven Innovation.

Für einen traditionellen Innovationsansatz bietet die 7K-Checkliste eine Orientierung für die erste Bewertungsphase. Durch die Gleichheit der Erstbuchstaben hat die 7K-Checkliste den weiteren Vorteil, leicht merkbar zu sein.

Die 7K-Checkliste

Die 7K-Checkliste hat die folgenden sieben Einträge:

  • Kundennutzen
  • Konkurrenzvorteile
  • Kundenpotenzial
  • Kompetenzen
  • Kommunikation
  • Kosten
  • Kapital

Die Einträge erscheinen hier in einer Reihenfolge, in der sie zweckmäßigerweise abgearbeitet werden sollten.

Die Einträge im Einzelnen

Kundennutzen

Zunächst muss festgestellt werden, ob die Geschäftsidee einen wertvollen Kundennutzen anbietet. Ist dies nicht der Fall, kann die Idee keinen Erfolg haben, und die Bearbeitung der 7k-Checkliste kann abgebrochen werden.

  • Welchen Hauptnutzen hat das Produkt für die Kunden?
  • Welchen Nebennutzen hat das Produkt für die Kunden?
  • Welches Kundenproblem wird durch das Produkt gelöst?
  • Wie wichtig ist dieses Problem für den Kunden?
  • Ist das Wertversprechen überzeugend?

Kundenpotenzial

Steht der Kundennutzen fest, wird im zweiten Schritt der 7K-Checkliste ermittelt, wie attraktiv der Markt ist. Dies ist vor allem für Investoren ein wichtiges Bewertungskriterium.

  • Wie groß sind die TAM-, SAM- und SOM-Märkte für dieses Produkt?
  • Wie werden sich diese Märkte in Zukunft entwickeln?
  • Wie viel sind die Kunden bereit, für das Produkt zu bezahlen?
  • Ist der Entwicklungspfad vom SOM- zum SAM-Markt erkennbar?

Konkurrenzvorteile

Ist auch der Markt attraktiv, gilt es als Nächstes, die Konkurrenzangebote zu vergleichen. Je stärker die Vorteile der Geschäftsidee gegenüber den Alternativen sind, desto mehr werden die Vermarktung einfach und der Marktanteil hoch sein.

  • Welche Vorteile hat das Produkt gegenüber den verfügbaren Alternativen?
  • Treffen diese Vorteile auf ein wichtiges oder ein nebensächliches Kundenbedürfnis?
  • Sind diese Vorteile für die Kunden groß genug, um den Wechsel zu rechtfertigen?
  • Sind diese Vorteile für die Kunden groß genug, um einen Premium-Preis zu rechtfertigen?

Kompetenzen

Zur Verwirklichung der Geschäftsidee und zum Betrieb des Unternehmens sind zahlreiche Kompentenzen erforderlich. Diese müssen entweder im Unternehmen vorhanden oder am Markt durch Kooperation, Anstellung oder Beauftragung erhältlich sein.

  • Wie sehr hängt die Umsetzung der Geschäftsidee von speziellen Kompetenzen ab?
  • Besitzt das Unternehmen alle notwendigen Kompetenzen zur Entwicklung des Produktes?
  • Besitzt das Unternehmen alle notwendigen Kompetenzen zur Vermarktung des Produktes?
  • Kann das Unternehmen gegebenenfalls fehlendes Kompetenzen besorgen?
  • Ist es klar, welche Kompetenzen im Haus, durch Partnerschaften oder durch Beauftragung liegen sollen bzw. müssen?

Kommunikation

Nachdem die grundsätzliche Attraktivität der Geschäftsidee festgestellt worden ist, muss geprüft werden, ob die geplanten Kommunikationswege zum Markt angemessen sind.

  • Wie soll der Markt auf das neue Produkt aufmerksam gemacht werden?
  • Wie soll Kundenfeedback erfasst werden?
  • Wie können sich Kunden über das Produkt informieren?
  • Welche sind die (kauf-)entscheidenden Botschaften?

Kosten

Natürlich müssen auch die bevorstehenden Kosten geschätzt werden. Daraus ergeben sich die Prognosen für den Gewinn und die Kapitalrendite.

  • Wie hoch sind die Kosten bis zum Launch?
  • Wie hoch sind die Herstellungs- und Distributionskosten?
  • Wie verhalten sich die Kosten bei Skalierung des Umsatzes?
  • Wie hoch sind die Kosten für Marketing und Vertrieb?
  • Wie hoch sind die Overheads (z.B. Geschäftsführung, Verwaltung)?

Kapital

Alle Aktivitäten bis zum Launch des Produktes und danach bis zum positiven Cash Flow müssen vorfinanziert werden. Um Investoren gewinnen zu können, muss der Kapitalbedarf bekannt sein.

  • Wie hoch ist die Burn Rate bis zum Launch und danach?
  • Wie lange dauert es nach dem Launch bis zum positiven Cash Flow?
  • Wie viel Geld wird für spätere Wachstumsmaßnahmen benötigt?
  • Was ist der Finanzierungsbedarf?
  • Auf welche Weise soll das Kapital besorgt werden?
  • Welche Renditeerwartung hat der Kapitalgeber?

Fehlende Aspekte

Die 7K-Checkliste eignet sich nur für eine Erstbewertung von Geschäftsideen; viele wichtige Fragestellungen sind in ihr nicht enthalten. Dazu gehören unter anderem:

  • Schutzrechte (Anmeldefähigkeit von Patenten oder Gebrauchsmustern)
  • Rechtliche Voraussetzungen (Erforderliche Lizenzen oder Genehmigungen)
  • Konkurrenzsituation (Welche Wettbewerber gibt es bereits? Wie könnten sie auf das Produkt reagieren?)
  • Realisierbarkeit (Wie lange wird sie voraussichtlich dauern? Welche Technologien sind dafür erforderlich?)

 

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Wenn der Dissens trügt

Stellen Sie sich vor, Sie sind Innovationsmanager in einem produzierenden Unternehmen. In Ihrer Ideenpipeline befindet sich der Vorschlag, dass Sie Ihr Produkt um eine Dienstleistung ergänzen sollten. Sie haben zwei Kollegen um ihre Meinung zu diesem Vorschlag gebeten. Ein Kollege antwortet, dass die Idee schlecht ist und verworfen werden soll, der andere ist der Meinung, dass es sich um eine gute Idee handelt. Was wissen Sie jetzt?

Wahrscheinlich weniger, als Sie denken.

[Wahrscheinlich haben Sie inzwischen bemerkt, dass sich dieser Beitrag dem letzten zum Thema Falscher Konsens stark ähnelt. Tatsächlich geht es hier um einen sehr ähnlichen Fall, der zwar die selbe Ursache hat aber andere Folgen.]

Um diese Behauptung zu begründen, schauen wir uns ein Beispiel an:

Falscher_Dissens_1

Kollege A hat sich unter dieser Idee Produktschulungen vorgestellt. Er sieht den Wert einer Dienstleistung in einer erhöhten Kundenbindung. Da er aber nicht glaubt, dass Schulungen diesen Effekt haben können, lehnt er die Idee ab. Kollege B hat sich unter dieser Idee ebenfalls Schulungen vorgestellt. Er ist aber der Meinung, dass eine Dienstleistung einfach zu realisieren sein muss. Da er glaubt, dass Schulungen dieses Kriterium gut erfüllen können, stimmt er der Idee zu.

Wir nennen solche Situationen falschen Dissens: Zwei oder mehr Experten beurteilen eine Idee unterschiedlich, wobei ihre Vorstellungen entweder der Idee oder des Bewertungskriteriums (oder beider Aspekte) unterscheiden.

Es gibt natürlich mehrere Möglichkeiten, einen falschen Dissens zu bekommen:

Falscher_Dissens_2

Für Sie als Innovationmanager ist in allen Fällen ist die Konsequenz, dass es nicht klar ist, wie Sie weiter verfahren sollen, denn das Bewertungsergebnis ist eine 1 zu 1 Pattsituation. Es ist Ihnen verborgen geblieben, dass es unterschiedliche Ideenvarianten und Kriterien gibt, die je nach Kombination zu einer eindeutigen Zustimmung oder Ablehnung geführt hätten.

Wie beim falschen Konsens ist dieses Problem im wirklichen Leben meist weniger offenkundig als in diesem Beispiel, und der falsche Dissens wird nie aufgedeckt. Das Ergebnis für den Innovationsmanager sind weniger Gewissheit und verlorene Gelegenheiten.

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