Der klassisch beschriebene Innovationsprozess ist ein so genannter Stage-Gate-Process. Er besteht aus mehreren Arbeitsphasen (die Stages), die durch Kontrollpunkte (die Gates) getrennt werden. Aufgabe der Kontrollpunkte ist, die Ergebnisse aus der vorangegangenen Arbeitsphase zu kontrollieren und die Projekte ggf. aufzuhalten oder zu beenden. Damit soll sichergestellt werden, dass nur die erfolgsversprechenden Ideen im Prozess fortschreiten (und weitere Ressourcen verbrauchen.)
Der Innovationsprozess für neue Produkte besteht im Wesentlichen aus den folgenden sechs Phasen:
- Suchfeldbestimmung: Festlegung der Ideenfindungsaufgabe gemäß der Innovationsstrategie.
- Ideenfindung: Sammlung von Ideen für neue Produkte.
- Ideenbewertung: Die Ideen werden bewertet, und für die besten wird eine Empfehlung vorbereitet.
- Entwicklung: Das zukünftige Produkt wird entwickelt.
- Validierung: Es werden Prototypen hergestellt und Markttests durchgeführt.
- Markteinführung: Das neue Produkt wird am Markt eingeführt.
Diese sechs Phasen zerfallen in zwei Hauptphasen: die Ideenphase (1,2 und 3) und die Implementierungsphase (4,5 und 6). Zwischen Ideenphase und Implementierungsphase steht die wichtige Entscheidung, ob eine vielversprechende Idee in die Verwirklichung kommt oder nicht.
Die Phasen 4 bis 6 lassen sich mit herkömmlichen Mitteln des Projektmanagements und des Marketings effizient und zielgerichtet durchführen. Sie gelten daher als gut verstanden und beherrschbar.
Die ersten drei Phasen des Prozesses dagegen hängen mehr vom Zufall ab und lassen sich weniger sicher managen. In der Vergangenheit sind gute Produktideen häufig zufällig entstanden, und es gibt zahlreiche Beispiele für misslungene Ideenbewertungen – sowohl Annahmefehler, durch die schlechte Ideen durch den Prozess befördert wurden als auch Ablehnungsfehler, durch die vielversprechende Ideen vom Prozess abgelehnt worden sind. Eine gezielte Suchfeldbestimmung findet oft so gut wie gar nicht statt.
Weil die ersten Phasen des Innovationsprozesses weniger greifbar sind und sich nicht so präzise wie andere Prozesse im Unternehmen steuern lässt, werden sie oft als Fuzzy Front End of Innovation, etwa der schwammige erste Abschnitt der Innovation bezeichnet.
Die Innovation ist von großer Bedeutung für die Überlebensfähigkeit von Unternehmen, denn sie schafft verschiedene Wettbewerbsvorteile. Vor diesem Hintergrund stimmt es bedenklich, dass der Prozess zur Generierung von Innovationen auf einer derart unsicheren Grundlage beruht.
Das Idea Engineering beschäftigt sich mit der ingenieurwissenschaftlichen Produktion und Bewertung von Ideen. Es wurde vor genau diesem Hintergrund von Zephram und der Universität Magdeburg ins Leben gerufen und hat zum Hauptziel, die „Fuzziness“ aus der ersten Phase des Innovationsprozesses zu entfernen. Einige Beispiele für den Erfolg dieses Ansatzes sind:
- Die Suchfelder für Innovation werden mit der Innovationsstrategie gezielt abgestimmt.
- Die Ideenproduktion hat eine wesentliche höhere Trefferquote als mit herkömmlichen Kreativtechniken.
- Die Gefahr von Annahme- und Ablehnungsfehlern bei der Ideenbewertung wird deutlich reduziert.
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Aus meiner Sicht ist eine Innovationsstrategie (in Abstimmung mit der Unternehmensstrategie) das beste „Planungsmittel“ in der frühen Phase des Innovationsprozesses. Wenn ich weiß „wo“ ich nach Ideen suchen soll bzw. in welche Richtung künftige Ideen gehen sollen, ist schon viel gewonnen. Die große Rahmen ist abgesteckt, der Rest hat viele mit klugen, kreativen Köpfen und dem nötigen Freiraum zu tun 😉