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Jedes Semester unterrichte ich an der Universität Magdeburg den Kurs „Idea Engineering“. Dort lernen die Studenten einige Prinzipien der Ideenproduktion und der Ideenbewertung kennen, und sie müssen selbstständig in kleinen Teams eigene Ideenfabriken planen und durchführen. Letzte Woche fand die schriftliche Prüfung zum Kurs statt. Auf eine Frage zu den Problemen bei der Bewertung von Ideen hat eine Studentin geantwortet:

Die Ablehnung einer guten Idee ist eben leichter als die Änderung einer Kultur.

Dieser kurze Satz bringt eine wichtige Erkenntnis zum Ausdruck: Gute Ideen ermöglichen nicht nur eine Produkt- oder Marketing-Innovation sondern sie erfordern manchmal auch Änderungen beim Unternehmen selbst. Wenn diese Änderungen an den Grundfesten des Unternehmens – wie z.B. an seinem Wertesystem – rütteln, wird es oft schwer, solche Ideen noch objektiv zu bewerten.

So beobachten wir in unseren Ideenfabriken, dass es manchmal die besten Ideen sind, die von den Experten am schnellsten abgelehnt werden. Dies ist dann der Fall, wenn die Idee im Widerspruch zu ihrem Bild oder Verständnis des Unternehmens steht. So werden dann oft als Ablehnungsgrund Sätze wie „Das geht bei uns nicht!„, „Das passt nicht zu uns!“ und ähnliche Killerphrasen geboten. Wenn Moderator und Bewertungsprozess nicht gegen solche Reaktionen gewappnet sind, lässt der Ablehnungsfehler nicht mehr lange auf sich warten.

Ein guter Bewertungsprozess kann mit solchen Ideen umgehen; er bietet entsprechende Fragen und Kontrollen, um innovative Ideen zu identifizieren, potentielle Konflikte mit der existierenden Unternehmenskultur aufzudecken und Ablehnungsfehler zu verhindern. So stellt er sicher, dass gerade die am meisten versprechendsten Ideen nicht vorzeitig verworfen, sondern für die Geschäftsleitung aufbereitet und beurteilt werden.