Die Finanzkrise: Hochkonjunktur für den Ideenmanager

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Alle Welt spricht zur Zeit von der Finanzkrise, die vielerorts Kurzarbeit und Kündigungen zur Folge hat. Es gibt aber eine Berufsgruppe, die von der aktuellen Situation profitieren müsste: die Ideenmanager.

Der Ideenmanager hat die Aufgabe, in einem Unternehmen die Ideen der Mitarbeiter zu sammeln und zu beurteilen. Diese Ideen können zur Verbesserung aller Aspekte des Unternehmens dienen.

In Deutschland geht das Ideenmanagement auf den Unternehmer Alfred Krupp zurück, der 1872 verkünden ließ:

Anregungen und Vorschläge zu Verbesserungen […] sind aus allen Kreisen der Mitarbeiter dankbar entgegen zu nehmen und durch Vermittelung des nächsten Vorgesetzten an die Procura zu befördern, damit diese ihre Prüfung veranlasse.

Ideenmanagement hieß lange Zeit (und mancherorts immer noch!)  betriebliches Vorschlagswesen; erst in letzter Zeit hat es den moderneren Namen erhalten.

Ideenmanagement wird in der Regel aktiv betrieben, um Ideen zur Verbesserung der Effizienz im Unternehmen zu gewinnen. Das Deutsche Institut für Betriebswirtschaft veröffentlicht jährlich in ihrem DIB-Report Statistiken zu den erzielten Kostenersparnissen in verschiedenen Branchen. So wurden 2007 geschätzte 27 Milliarden Euro in deutschen Unternehmen durch Mitarbeiterideen gespart.

In einer Finanzkrise denkt jeder Manager sofort an Kostensenkungen und andere Arten von Effizienzsteigerung. In vielen Unternehmen sind auch in den letzten Monaten Anweisungen erfolgt, die Kosten um einen gewissen Prozentsatz zu reduzieren.

Es ist bekannt, dass es in den meisten Organisationen viele Potentiale zur Effizienzsteigerung gibt. Allerdings sind diese Potentiale oft versteckt und müssen erst zutage gefördert werden. Hier ist der Ideenmanager gefragt, denn er besitzt Instrumente zur Aufdeckung von Ideen in den Köpfen seiner Kolleginnen und Kollegen.

Auch aus unserer Erfahrung bei Zephram mit Ideenfabriken für das Ideenmanagement wissen wir, dass Mitarbeiter viele gute Ideen zur Kostenreduktion produzieren können. Die Voraussetzung dafür ist – wie bei jeder Ideenfindung – dass sie die richtigen Anregungen und Fragen bekommen, um die Ideen aus ihren Köpfen zu locken. Solche Ideenfabriken bringen regelmäßig Ideen hervor, die ein Einsparpotential von mehr als 100.000€ im Jahr haben. Eine einzige solche Idee rechtfertigt die Kosten für die Ideenfabrik allemal!

Der Ideenmanager, der die Gelegenheit der heutigen Zeit erkennt, kann mit Hilfe der richtigen Instrumente einen erheblichen Beitrag zur Stärkung seines Unternehmens in dieser schwierigen wirtschaftlichen Situation leisten.

(Zitatquelle: Wikipedia)

Und ich wünschte doch, …

Manchmal werde ich von Journalisten und Kunden gefragt, ob ich nicht Lust hätte, die guten Geschäftsideen, die in unseren Ideenfabriken entstehen, selbst zu verwirklichen. Bisher habe ich immer geantwortet, dass ich damit zufrieden bin, unseren Kunden bei der Entstehung und der Bewertung der Ideen zu helfen und dass ich mich freue, wenn sie selbst ihre neuen Ideen erfolgreich umsetzen.

Es gibt natürlich auch ein paar harte Gründe, weshalb die Umsetzung der Ideen aus unseren Ideenfabriken für mich ausscheidet. Erstens gehören die Ideen natürlich nicht uns, sondern unseren Kunden, und wir haben strenge Vertraulichkeitserklärungen unterschrieben, die es uns verbieten, diese Ideen weiterzugeben. Auch setzt die Umsetzung der Ideen meistens Ressourcen voraus, über die ich nicht verfüge.

Im Jahre 2008 gab es jedoch eine Ausnahme. Wir haben eine Ideenfabrik für einen Kunden durchgeführt, der neue Geschäftsideen mit großem Wachstumspotential gesucht hat. Neben den vielen Ideen, die den Umsatzvorgaben des Kunden entsprochen haben, ist eine kleine Idee entstanden, in die ich mich regelrecht verliebt habe.

Diese Idee für eine neuartige Dienstleistung würde nicht nur Unternehmen helfen, ihre Umweltbilanz zu verbessern sondern gleichzeitig auch die Umweltqualität in ganz Deutschland erhöhen. Die Nachfrage nach dieser Dienstleistung ist belegt, und sie wird scheinbar bisher noch nicht adäquat vom Markt befriedigt. Die Idee ist klein, aber fein, und ich würde mir zutrauen, sie zum wirtschaftlichen Erfolg zu führen. Kurz – die perfekte Idee für ein Startup!

Leider war diese Idee zu klein für unseren Kunden, für den sich nur solche Geschäfte lohnen, die ihm binnen kurzer Zeit viele Millionen Euro an Umsatz bringen können. So muss ich befürchten, dass diese hübsche Idee niemals verwirklicht wird (es sei denn, es kommt ein anderer selbstständig darauf…)

Die neue Zeitschrift „Innovationsmanager“

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Das FAZ-Institut hat eine neue Zeitschrift auf den Markt gebracht. Sie heißt Innovationsmanager: Magazin für Innovationskultur.

Eine deutschsprachige Zeitschrift über Innovationsmanagement hat bisher gefehlt, was angesichts der großen Bedeutung des Themas erstaunlich ist. Es ist also zu begrüßen, dass Innovationsmanager jetzt auf dem Markt erschienen ist. Es wäre für die Innovation im deutschsprachigen Raum sehr hilfreich, wenn sich die Zeitschrift als Plattform für den Austauch von Ideen, Methoden und Beispielen etablieren könnte.

Das erklärte Ziel der Zeitschrift lautet:

Der INNOVATIONSMANAGER hat das Ziel, die Akzeptanz des ganzheitlichen Innovationsmanagements und einer nachhaltigen Innovationskultur auf den obersten Entscheiderebenen in Unternehmen und Organisationen zu stärken und dem mittleren Management Best-Practice-Beispiele und Benchmarking-Partner aufzuzeigen.  Dabei werden auch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse mit der Praxis verknüpft und in den Best-Practice-Ansatz integriert.

Dies halte ich für ein wichtiges und lohnendes Ziel (auch wenn es mit ein paar Buzzwords zu viel für meinen Geschmack ausgestattet ist.) Tatsächlich stammen in den ersten beiden Ausgaben viele Beiträge von Akademikern und Innovationsverantwortlichen aus der Wirtschaft. Dieser Anspruch wird durch die Besetzung des Fachbeirates ebenfalls unterstrichen.

Neben dem jeweiligen Titelthema präsentiert die Zeitschrift vier große Rubriken:

  • Strategie & Methoden
  • Technologie & Produkte
  • Prozesse & Organisation
  • Innovare

Sehr interessant sind die Einblicke in das real existierende Innovationsmanagement, die durch die verschiedenen Praxisbeiträge gewährt werden. Hier findet der Leser ein breites Spektrum an Themen und Berichten aus unterschiedlichen Branchen.

Manche methodische Beiträge neigen dagegen ein wenig zu Oberflächlichkeit. Es wird Altbekanntes wiedergegeben, und die „Infoboxen“ enthalten manchmal nur Allgemeinplätze wie „Um Krankheitsstände zu vermeiden sollte das Wohlbefinden [der Mitarbeiter] aktiv gefördert werden.“ Angesichts der Herausforderungen, vor denen viele Innovationsmanager heute stehen, würde ich mir an dieser Stelle konkretere Hilfestellungen und Werkzeuge für die Zielgruppe wünschen.

In der Rubrik Innovare erscheinen Portraits und Interviews von bzw. mit innovativen Persönlichkeiten. Diese für mich unerwartete Rubrik bietet Einblicke in das Leben und die Gedankenwelt kreativer Menschen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst und bildet einen willkommenen Ausgleich zum fachlichen Teil des Heftes.

Wir freuen uns über diese neue Zeitschrift, und wir wünschen der Redaktion und dem Verlag viel Erfolg mit ihr!

(Bild- und Textquelle: FAZ-Institut)

Gute Ideen können kulturgefährdend sein

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Jedes Semester unterrichte ich an der Universität Magdeburg den Kurs „Idea Engineering“. Dort lernen die Studenten einige Prinzipien der Ideenproduktion und der Ideenbewertung kennen, und sie müssen selbstständig in kleinen Teams eigene Ideenfabriken planen und durchführen. Letzte Woche fand die schriftliche Prüfung zum Kurs statt. Auf eine Frage zu den Problemen bei der Bewertung von Ideen hat eine Studentin geantwortet:

Die Ablehnung einer guten Idee ist eben leichter als die Änderung einer Kultur.

Dieser kurze Satz bringt eine wichtige Erkenntnis zum Ausdruck: Gute Ideen ermöglichen nicht nur eine Produkt- oder Marketing-Innovation sondern sie erfordern manchmal auch Änderungen beim Unternehmen selbst. Wenn diese Änderungen an den Grundfesten des Unternehmens – wie z.B. an seinem Wertesystem – rütteln, wird es oft schwer, solche Ideen noch objektiv zu bewerten.

So beobachten wir in unseren Ideenfabriken, dass es manchmal die besten Ideen sind, die von den Experten am schnellsten abgelehnt werden. Dies ist dann der Fall, wenn die Idee im Widerspruch zu ihrem Bild oder Verständnis des Unternehmens steht. So werden dann oft als Ablehnungsgrund Sätze wie „Das geht bei uns nicht!„, „Das passt nicht zu uns!“ und ähnliche Killerphrasen geboten. Wenn Moderator und Bewertungsprozess nicht gegen solche Reaktionen gewappnet sind, lässt der Ablehnungsfehler nicht mehr lange auf sich warten.

Ein guter Bewertungsprozess kann mit solchen Ideen umgehen; er bietet entsprechende Fragen und Kontrollen, um innovative Ideen zu identifizieren, potentielle Konflikte mit der existierenden Unternehmenskultur aufzudecken und Ablehnungsfehler zu verhindern. So stellt er sicher, dass gerade die am meisten versprechendsten Ideen nicht vorzeitig verworfen, sondern für die Geschäftsleitung aufbereitet und beurteilt werden.

Open Innovation – Offen für Neues

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Die aktuelle Ausgabe (11/2007) von Technology Review enthält einen Artikel über Open Innovation. Unter der Überschrift „Offen für Neues“ werden unterschiedliche Arten der Open Innovation wie Toolkits, Forschungs- und Entwicklungsallianzen, Mass Customization, Lead User, Kundenideen und Crowdsourcing präsentiert (obwohl Letzteres nicht beim Namen genannt wird).

Der Artikel gibt einen kurzen Überblick über diverse aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet des Open Innovation und eignet sich als schnelle Einführung für Interessierte, die das Thema noch nicht kennen. Einige der bekanntesten Vorbilder illustrieren die verschiedenen Arten von Open Innovation: der T-Shirt-Bedrucker Threadless als Beispiel für Mass Customization, die Innovation Jams von IBM als Beispiel für Crowdsourcing oder miadidas als Beispiel für Innovation Toolkits.

Ich hätte als Literaturempfehlung jedoch nicht das Buch „Open Innovation“ von Henry Chesbrough angegeben, da dieses sich ausschließlich mit dem Forschungsaspekt der Open Innovation beschäftigt und die meisten der im Artikel behandelten Themen nicht erwähnt. Eher würde ich „Interaktive Wertschöpfung“ von Ralf Reichwald und Frank Piller empfehlen, dessen Inhalte viel besser mit denen des Artikels übereinstimmt. Darüber hinaus enthält das Buch viele wichtige und nützliche Informationen für die Praxis.

(Quelle: http://www.heise.de/tr/)