Tagungsbericht HICSS45

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Jedes Jahr findet die Hawaii International Conference on System Sciences auf Hawaii statt. Bei dieser Tagung, die von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt besucht wird, werden Forschungsergebnisse aus einem breiten Spektrum an Themen vorgestellt. Für uns von Interesse sind die Bereiche Kreativität, Innovation und Kollaboration, da wir hier wertvolle Impulse für unsere Arbeit gewinnen können.

Dieses Jahr haben wir zwei Ergebnisse unserer Forschung auf dem Gebiet der Ideenbewertung präsentiert.

Bei der ersten Studie haben wir die Frage untersucht, wie eine Gruppe von Experten eine Menge von Rohideen am besten in die zwei Kategorien „behalten“ und „verwerfen“ einteilen kann. Dabei soll der Vorgang so schnell wie möglich sein, ohne jedoch dabei an Zuverlässigkeit zu verlieren. Wir haben eine neue Methode vorgestellt, die diese (und weitere) wichtigen Anforderungen erfüllt.

In unserer zweiten Studie ging es ebenfalls um die Bewertung von Rohideen. Auch hier sollte die Ideenmenge in die zwei Mengen „behalten“ und „verwerfen“ partitioniert werden, wobei aber die Ideen, die die Prüfung bestehen, priorisiert werden sollen. Ferner soll der Ideenbewerter seine Urteile von Bedingungen abhängig machen können, die zum Zeitpunkt der Bewertung unbekannt sind. Wir haben hierfür eine neue Methode entwickelt, die für alle möglichen Kombinationen von Bedingungen die gewünschten Ranking-Ergebnisse berechnet. Dabei werden die vielen Kombinationen von Bedingungen vom Computer verwaltet.

In der Rolle von Zuhörern war der für uns wichigste Teil der Tagung eine Präsentation von Gwendolyn Kolfschoten von der Delft University of Technology und Robert Briggs von der State University of San Diego. Diese haben ein Modell von kollaborativer Arbeit vorgestellt, das hilft, Workshops besser zu verstehen und zu planen. Dieses Modell lässt sich direkt auf die Vorbereitung unserer Ideenfabriken anwenden, und wir haben beschlossen, es schon bei unserem ersten Kundenprojekt im neuen Jahr einzusetzen.

Unsere beiden wissenschaftlichen Artikel können von der Website des Lehrstuhls für Simulation an der Universität Magdeburg heruntergeladen werden.

Der Marketing Club zu Gast bei Zephram

Neulich war der Marketing Club Magdeburg bei uns in der Denkfabrik zu Gast. Wir konnten mit einem Impulsvortrag mit dem Titel „Innovation: Vom Kundenwunsch zur zündenden Idee“ unter den rund 50 Teilnehmern eine lebhafte Diskussion über Innovation, Innovationsprozesse anregen.

Der Club hat auch einen kurzen Bericht über den Abend bei Zephram veröffentlicht.

(Foto: Marketing Club Magdeburg / Steffen Lehmann)

HICSS, Teil 2

Einleitung

Eine unserer Präsentationen (s.o.) bei der HICSS-Tagung dieses Jahr berichtete über ein Forschungsprojekt der Universität Magdeburg, an dem Zephram beteiligt war. Wir haben die Analogietechnik zur Produktion von Ideen untersucht und dabei die Frage gestellt, ob man durch eine geeignete Auswahl der Attribute bestimmte, wünschenswerte Eigenschaften der resultierenden Ideen erzielen kann. Es hat sich dabei herausgestellt, dass dies nicht der Fall ist, aber wir haben bei der Untersuchung unserer experimentellen Daten eine interessante und unerwartete Entdeckung gemacht.

Die Analogietechnik

Bei der Analogietechnik werden Ideen in einem Vier-Schritt-Verfahren entwickelt:

  1. Attribute: Was sind Eigenschaften der Aufgabenstellung?
  2. Analogien: Wer oder was hat auch dieses Attribut?
  3. Lösungen: Wie würden diese Analogien unsere Aufgabe lösen?
  4. Transfer: Wie könnten wir diese Lösungen auf unsere Aufgabe übertragen?

Unsere Hypothese

Gute Ideen sollten praktikabel und effektiv sein, d.h. sie sollen sich mit den vorhandenen Ressourcen umsetzen lassen und das gesetzte Ziel erreichen.

Unsere Hypothese war, dass Attribute, die typisch für die Aufgabenstellung sind, zu mehr praktikablen Ideen führen und dass Attribute, die relevant für die Aufgabenstellung sind, zu mehr effektiven Ideen führen.

Das Experiment

Wir haben in einem Experiment Ideen gesucht für die Aufgabe, Wie können wir die Zufriedenheit von Kunden eines Supermarktes erhöhen?

Dazu haben wir zunächst Attribute erzeugt und nach den Eigenschaften typisch und relevant sortiert. Wir haben diese Attribute dann 22 Probanden gegeben, die daraus 330 Analogien generiert und anschließend daraus 1222 Ideen für den Supermarkt entwickelt haben. Diese Ideen haben wir schließlich nach den Eigenschaften praktikabel und effektiv sortiert und die Korrelation mit den Attributen berechnet, aus denen sie entstanden sind.

Das Ergebnis

Wir haben (etwas enttäuscht) festgestellt, dass nur eine ganz geringe positive Korrelation zwischen typischen Attributen und praktikablen Ideen bzw. zwischen relevanten Attributen und effektiven Ideen besteht. Es lohnt sich also nicht, bei der Ideenproduktion Attribute mit diesen Kriterien zu bevorzugen.

Was wir stattdessen entdeckt haben

Bei der Analyse der experimentellen Daten sind uns einige Muster aufgefallen:

  • Manche Attribute führen zu vielen Analogien, andere dagegen nur zu wenigen.
  • Manche Analogien wurden nur von einem einzigen Attribut erreicht, andere dagegen von vielen.
  • Manche Analogien haben viele Ideen produziert, andere dagegen nur wenige.

Wir haben also untersucht, ob die Ideenqualität mit der Anzahl der erzeugenden Analogien oder Attributen zusammenhängt. Wir haben dabei festgestellt:

  • Analogien, die viele Ideen produzieren, erzeugen eine ähnliche Ideenqualität wie Analogien, die nur zu wenigen Ideen führen.
  • Analogien, die von vielen Attributen erreicht werden, erzeugen mehr Top-Ideen.
  • Die Varianz der der mittleren Ideenqualität aus Analogien, die viele Ideen produzieren, ist geringer als die Varianz der mittleren Ideenqualität aus Analogien, die wenige Ideen produzieren, wobei die Mittelwerte fast identisch sind.

Bedeutung

Für die Praxis bedeutet dieses Ergebnis, dass es bei der Analogietechnik genügt, mit wenigen Analogien zu arbeiten, wenn diese über mehrere unterschiedliche Attribute gefunden worden sind. Es ist nicht nötig, eine große Anzahl von (möglicherweise exotischeren) Analogien zu verwenden.

Literatur

Wer mehr über unsere Forschung lesen möchte, findet die Papers auf  der Website des Lehrstuhls für Simulation der Universität Magdeburg. Speziell zum Thema dieses Beitrags empfehlen wir die Arbeiten Changing the Perspective: Improving Generate thinkLets for Ideation und The Impact of Stimuli Characteristics on the Ideation Process: An Evaluation of the Change of Perspective ‚Analogy‘ (beides PDF).

HICSS44, Teil 1

Zur Zeit befinden wir uns auf Hawaii, da wir zwei Präsentationen bei der Tagung HICSS geben. HICSS ist die Hawaii International Conference on System Sciences, eine Tagung, die jedes Jahr stattfindet und eine Vielzahl von Themen rund um große, komplexe menschliche und technische Systeme umfasst.

Wir berichten über zwei Projekte, bei denen Zephram die Universität Magdeburg unterstützt hat. Die erste Präsentation ist forschungsorientiert und betrifft die Analogietechnik zur Ideenproduktion. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie man gute Analogien findet. Unsere These lautet, dass Attribute, die für die Aufgabenstellung relevant und typisch sind, zu guten Analogien und somit zu guten Ideen führen.

In der zweiten Präsentation beschreiben wir das Modul Idea Engineering in Form eines Case Study. Dieses Modul wird seit 10 Semestern an der Universität durchgeführt und bietet Studenten aller Fakultäten einen Einblick in die Innovation und in die Produktion und Bewertung von Ideen. Wir beschreiben die Besonderheiten dieses Kurses und die Vorteile, die sich für die Studenten dadurch ergeben.

Beide Paper werden nach der Tagung auf der Website des Lehrstuhls für Simulation der Universität Magdeburg veröffentlicht.

Dieses Jahr findet die Konferenz im Hotel Grand Hyatt auf der Insel Kauai statt. Bis zum Konferenzbeginn am 5. Januar sehen wir uns die Insel ein wenig an.

Countdown -53

Zephram feiert heute wieder einen ganz besonderen Tag im Leben seines Namensgebers. Der 5. April 2063 ist der Tag an dem der Wissenschaftler Zephram Cochrane seinen ersten Warp-Flug in das Weltall wagt und auf eine außerirdische Spezies trifft – heute in genau 53 Jahren also. In Vorfreude auf dieses Ereignis feiern wir heute schon.

Zephram Cochrane ist ein Wissenschaftler aus der Science Fiction Serie Star Trek. Die Geschichte dahinter findet Ihr in unserem Blogbeitrag vom letzten Jahr „Countdown -54„.

Wie schätzen Studenten Idea Engineering ein?

Red pencil and questionnaire

Die ersten Studien zu Idea Engineering haben wir im Jahr 2004 an der Universität Magdeburg durchgeführt. Unser erster Schritt war die Sichtung möglichst vieler Kreativitätstechniken, um ihre gemeinsamen Grundprinzipien zu ermitteln. Kurze Zeit später haben wir die ersten Ideenfindungsprojekte durchgeführt und die Lehrveranstaltung „Idea Engineering“ konzipiert. Inzwischen haben wir Idea Engineering schon zehn mal durchgeführt, und es haben insgesamt mehr als 250 Studenten daran teilgenommen.

In dieser Lehrveranstaltung lernen die Studenten die Grundlagen der Ideenproduktion und der Ideenbewertung, die sie in vielen praktischen Übungen selbst anwenden können. Die Studenten werden am Anfang des Semesters in Teams eingeteilt, und jedes Team muss bis zum Semesterende einen Ideenproduktionsauftrag akquirieren und durchführen. Dazu gehört, eine Ideenfabrik zu konzipieren, die sie selbst moderieren und bewerten. Die Aufträge kommen typischerweise von Unternehmen oder Vereinen aus der Region, die Ideen für Marketingmaßnahmen oder neue Produkte suchen.

Die Mehrzahl der Idea Engineers, die bei Zephram arbeiten, haben während ihres Studiums an Idea Engineering teilgenommen. Jedes Semester bieten wir ausgewählten Teilnehmern die Gelegenheit, sich bei uns zu bewerben. Damit stellen wir sicher, dass unsere Idea Engineers, die in den Ideenfabriken eine wichtige Rolle spielen, die Prinzipien des Idea Engineering gut kennen.

Wegen des Erfolges von Idea Engineering haben wir neulich das Angebot erhalten, ein Kapitel zu einem neuen Buch über Technologien und Werkzeuge für Kreativität und Innovation beizutragen. Das Buch erscheint 2010 beim wissenschaftlichen Verlag IGI Global.

Wir wollten in unserem Beitrag auch über die Einschätzung der Studenten berichten. Dazu haben wir in den letzten Wochen eine Umfrage unter allen Absolventen des Kurses durchgeführt.

Wir haben einige Alleinstellungsmerkmale in Idea Engineering eingebaut. Diese sind

  • Teamarbeit: Die Studenten arbeiten das ganze Semester lang in Teams.
  • Interdisziplinäre Teilnehmer: Die Teams sind aus Studenten unterschiedlicher Fachrichtungen zusammengestellt.
  • Rollenverteilung: Jedes Team-Mitglied übernimmt einen Bereich, für den er verantwortlich ist.
  • Projektmanagement: Das Team muss ein Projekt von Anfang bis Ende durchführen.
  • Design einer Ideenfabrik: Das Team muss eine eigene Ideenfabrik entwerfen und durchführen.
  • Bearbeitung realer Aufträge: Die Ideenfindungsaufgaben werden von Unternehmen und Organisationen aus der Region beigesteuert.

Uns hat unter anderem interessiert, wie die Studenten diese Alleinstellungsmerkmale bewerten.

Es folgen ein paar Ergebnisse der Auswertung. Angegeben wird der Anteil der Antworten, die entweder „sehr positiv“ oder „positiv“ lauten.

Für wie effektiv hältst Du die folgenden Aspekte der Lehrveranstaltung zur Vermittlung der Lerninhalte ein?

  • Teamarbeit: 91%
  • Interdisziplinäre Teilnehmer: 66%
  • Rollenverteilung: 60%
  • Projektmanagement: 76%
  • Design einer Ideenfabrik: 89%
  • Bearbeitung realer Aufträge: 73%

Für wie effektiv hältst Du die folgenden Aspekte der Lehrveranstaltung zur Qualifikation für den Beruf?

  • Teamarbeit: 92%
  • Interdisziplinäre Teilnehmer: 72%
  • Rollenverteilung: 69%
  • Projektmanagement: 86%
  • Design einer Ideenfabrik: 53%
  • Bearbeitung realer Aufträge: 70%

Für wie effektiv hältst Du die folgenden Aspekte der Lehrveranstaltung zur Bereicherung des Studiums?

  • Teamarbeit: 89%
  • Interdisziplinäre Teilnehmer: 74%
  • Rollenverteilung: 62%
  • Projektmanagement: 86%
  • Design einer Ideenfabrik: 67%
  • Bearbeitung realer Aufträge: 66%

Die Ergebnisse zeigen, dass die Studenten diese Alleinstellungsmerkmale mehrheitlich positiv oder sehr positiv einschätzen.

Im zweiten Abschnitt haben wir gefragt, ob die Teilnahme an Idea Engineering für die Studenten nützlich gewesen ist.

Konntest Du die Inhalte der Vorlesung in den folgenden Lebensbereichen anwenden?

  • im Studium: 78%
  • im Beruf: 60%
  • privat: 62%

Kannst Du durch die Lehrveranstaltung besser Probleme lösen bzw. Ideen entwickeln?

  • 71%

Es freut uns sehr, dass die Mehrzahl der Studenten die Methoden von Idea Engineering im Studium, Beruf und Privatleben anwenden! Ebenso erfreulich ist die Erkenntnis, dass 71% der Antwortenden das Gefühl haben, dass sie jetzt besser Probleme lösen und Ideen entwickeln können.

Insgesamt ist das Ergebnis der Befragung für uns sehr positiv, und es ermutigt uns, die Lehrveranstaltung fortzusetzen und sie durch weitere, praktisch nützliche Innovationen zu verbessern.