von Graham Horton

Die Provokationstechnik und Science Fiction
Die Provokationstechnik ist eine Ideenfindungsmethode, die darauf beruht, die bekannte Wirklichkeit in Frage zu stellen. Dies geschieht, indem man zunächst Beobachtungen über die reale Welt macht und anschließend diese Beobachtungen verfälscht. Diese verfälschte Wirklichkeit bildet dann den Ausgangspunkt für neue Ideen.
Science Fiction-Geschichten beruhen ebenfalls auf anderen Wirklichkeiten; Sie spielen in Welten, die sich von der uns bekannten Realität unterscheiden. So gibt es beispielsweise bei Star Wars Laser-Schwerte und Raumschiffe mit Hyperantrieb, und bei Star Trek gibt es den Teleporter und das Holodeck.
Es ist also naheliegend, die Provokationstechnik zu verwenden, um Ideen für Science Fiction-Geschichten zu gewinnen: Man nimmt eine beliebige Tatsache, die in unserer Welt gilt und verändert sie. Das Ergebnis ist die Voraussetzung für eine neue Fantasiegeschichte. Veränderungen können sein:
- eine Übertreibung oder Untertreibung (Ersetze 10 durch 1 oder durch 100.)
- eine Verfälschung (Ersetze kalt durch heiß.)
- eine Umkehrung (Die Regierung wählt das Volk.)
- etwas Bekanntes abschaffen (Es gibt keine Schwerkraft.)
Beispiel
Wir nehmen als Beispiel die folgende Beobachtung:
- Eltern haften für ihre Kinder.
Hier sind ein paar Provokationen, die man daraus gewinnen kann:
- Kinder sind für sich selbst haftbar.
- Kinder haften für andere Kinder.
- Niemand haftet für Kinder.
- Kinder haften für ihre Eltern.
- Eltern haften nur donnerstags für ihre Kinder.
- Eltern haften für die Kinder anderer Eltern.
- Herr Schmidt aus Bielefeld haftet für alle Kinder.
- Die Haftung für Kinder wechselt jede Woche.
- So etwas wie Haftung existiert nicht.
Man kann also selbst aus der einfachsten Alltagsbeobachtung mit ein wenig Fantasie interessante Provokationen entwickeln.
Provokationen zum Üben
Als Erstes gibt es ein paar Provokationen zur Übung; Was für eine Geschichte könnte man schreiben, wenn einer der folgenden „Fakten“ gelten würde?
- Es gibt drei verschiedene Geschlechter.
- Niemand kann eine Unwahrheit sagen.
- Es gibt einen einzigen Menschen, der die Unwahrheit sagen kann.
- Man kann Lebenszeit gegen Geld tauschen und umgekehrt.
- Energie steht in unbegrenztem Umfang kostenlos zur Verfügung.
- Die Gesetze ändern sich täglich.
Beobachtungen zum Üben
Als Nächstes gibt es ein paar Beobachtungen zur Übung; Welche interessanten Provokationen gibt es zur jeder Aussage?
- Die Schwerkraft ist immer und überall gleich.
- Je länger man lebt, desto mehr Erfahrung hat man gesammelt.
- Pflanzen wachsen dort, wo sie gesät werden.
- Der Tag hat 24 Stunden.
- Wer die meisten Tore schießt, hat gewonnen.
- Vögel fliegen.
Zum Schluss das Schwierigste
Die schwierigste Übung besteht darin, gute Beobachtungen zu finden; Sie sollten am besten so selbstverständlich sein, dass man gar nicht darauf kommt, sie auszusprechen!
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von Graham Horton

Ideenfindung in der Produktinnovation
Innovation am Produkt ist eine ständige Notwendigkeit, um konkurrenzfähig zu bleiben und der Commoditisierung zu entgehen. Neue Features mit einem größeren Kundennutzen sollen dafür sorgen, dass das Produkt immer Alleinstellungsmerkmale besitzt und von der Zielgruppe gekauft wird. Die Attribute-Value-Matrix ist eine Suchfeldmatrix, die eine wirksame Methode für die Ideenfindung in der Produktinnovation ist. Sie liefert Ansätze für neue Ideen, indem sie verschiedene Arten von Kundennutzen mit Aspekten des Produktes kombiniert.
Anwendung der AV-Matrix
Die Attribute-Value-Matrix wird gebildet, indem Merkmale (Attribute) des Produktes in die Spaltenüberschriften und Kundennutzen (Value) in die Zeilenüberschriften eingesetzt werden. Für die Kundennutzen-Einträge wählen wir die PERFECT-Checkliste. Für die Attribute sind viele Variationen möglich. In der Titelgrafik wurden die Lebensphasen eines Produkte gewählt.
Jede Zelle der Matrix liefert nun eine Ideenfindungsfrage, zum Beispiel:
- Feeling/Delivery: Wie könnten wir dem Kunden ein gutes Gefühl bei der Lieferung des Produktes geben?
- Risk/Assembly: Wie könnten wir ein Risiko bei der Montage des Produktes verringern?
- Convenience/Disposal: Wie könnten wir die Entsorgung des Produktes bequemer machen?
Jeder PERFECT-Eintrag lässt sich weiter verfeinern. Beispielsweise besteht Convenience unter anderem aus den Aspekten einfach (simple), bequem (comfortable), leicht zugänglich (accessible), ergonomisch (ergonomic) und verständlich (understandable). Damit erhält man Anregungen wie
- Simple/Assembly: Wie könnten wir die Montage des Produktes einfacher machen?
- Accessible/Storage: Wie könnten wir den Zugang zum Produkt bei der Lagerung verbessern?
- Understandable/Maintenance: Wie könnten wir die Wartung verständlicher machen?
Wahl der Attribute
Für die Attribute gibt es sehr viele Möglichkeiten; Die konkrete Wahl hängt stark von der Aufgabenstellung ab. Ein einfacher Standardansatz ist die 8P-Checkliste, der aber für die meisten Anwendungen zu grob ist. Ein weiterer Standardansatz sind die Lebensphasen des Produktes wie in der Titelgrafik.
Die besten Attribute sind die, die das Produkt treffend charakterisieren. Bei einem physischen Produkt könnten dies Komponenten, Funktionen oder Anwendungssituationen sein. Bei einem Auto zum Beispiel:
- Komponenten: Sitz, Lenkrad, Kofferraum, Bordcomputer, Rückspiegel, …
- Funktionen: Sitz verstellen, bremsen, Spiegel ausrichten, …
- Situationen: Kinder fahren mit, Senioren steigen ein und aus, fahren bei Nebel, …
Beispiel
Die Aufgabenstellung stammt von einem Reiseveranstalter und lautet, Wie können wir den Pauschalurlaub im Hotel X attraktiver machen?
Die erste Möglichkeit für die Wahl der Attribute könnten die Phasen des Urlaubs sein:
- Suchen, buchen, Anreise, einchecken, Zimmer beziehen, auschecken, Rückreise, Ankunft zu Hause
Eine zweite Möglichkeit sind typische Urlaubsaktivitäten:
- Am Strand liegen, Sport, Essen & Trinken, Kultur, Ausflüge, Abendprogramm
Eine dritte Möglichkeit sind Ziele, die die Urlaubsgäste verfolgen:
- Braun werden, sich erholen, Spaß haben, einen Partner finden, den Alltag vergessen, …
Damit lassen sich viele Kombinationsfragen bilden, zum Beispiel:
- Wie könnten wir den Gästen eine Freude machen bei der Ankunft?
- Wie könnten wir das Auschecken vereinfachen?
- Wie könnten wir Probleme bei der Partnersuche beseitigen?
- Wie könnten wir Gesundheitsrisiken beim Sonnenbaden reduzieren?
- Wie könnten wir das Einchecken beschleunigen?
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Kompaktwissen Ideenfindung
Kompaktwissen Produktinnovation
von Graham Horton

Neue Geschäftsmodelle entwickeln
Intensiver Wettbewerb zwingt Unternehmen zur Innovation. Heutzutage liegt der Augenmerk zunehmend auf die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, weil diese umfassendere Vorteile bieten als die Produktinnovation allein. Die Geschäftsmodellinnovation bringt aber große Herausforderungen mit sich, da viele Bereiche eines Unternehmens davon betroffen sein können. Dennoch setzen viele Firmen auf sie, weil sie eine höhere Wettbewerbsfähigkeit und eine stärkere Marktposition verspricht.
Beispielprojekt
Der Auftraggeber war ein mittelständisches B2B-Dienstleistungsunternehmen im Umweltsektor. Dieser suchte Gelegenheiten zur Diversifizierung, um sein Marktrisiko zu reduzieren und neue Umsätze zu generieren.
Zephram erhielt den Auftrag, für einen Kreis von etwa 15 Teilnehmern einen eineinhalbtägigen Geschäftsmodell-Workshop durchzuführen. Ziel dieses Workshops war, innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln, die neue Angebote ermöglichten. Diese Angebote sollten einerseits radikaler Natur sein, andererseits aber auf den vorhandenen Kompetenzen und Ressourcen des Unternehmens basieren.
Das Ergebnis des Workshops waren 20 Geschäftsmodellideen und 60 weitere Ideen. Von den 20 entwickelten Geschäftsmodellen waren 15 der Aufgabenstellung entsprechend radikal. Diese würden signifikante Neuerungen im Unternehmen erfordern, um erfolgreich umgesetzt werden zu können. Die Idee mit dem größten Marktpotential wurde als New Venture-Projekt gestartet und führte nach erfolgreicher Startup-Phase zur Gründung eines Tochterunternehmens.
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Übersicht der Projektbeispiele
Kompaktwissen Innovationsmanagement
von Graham Horton

This is an insider joke for anyone who has experienced both a corporate innovation program and a lean startup.
Thanks to Pauline (age 9) for drawing the pictures 🙂
von Graham Horton

Wir haben in unserem Blog einige Projektbeispiele aus den letzten Jahren gesammelt. Sie sollen zeigen, wie vielfältig die Aufgaben in der Innovation sind und wie Ideenworkshops und andere Innovationsprojekte Unternehmen helfen können, Wettbewerbsvorteile und andere Ziele zu erreichen. Das kleinste Projekt ist eine halbtägige Ideenfindung, das größte ein Innovationsprojekt von ungefähr einem halben Jahr. Produkt-, Prozess- und Geschäftsmodellinnovation sind alle in unterschiedlicher Formen vertreten.
von Graham Horton

Ideenfindung für die Produktivätssteigerung
In einem Ideenworkshop werden Perspektivwechsel durchgeführt, um Ideen zu generieren. Bei einer Aufgabenstellung zum Thema Produktivitätssteigerung bietet sich die Analogietechnik als Perspektivwechsel an, weil es sich um eine Aufgabe handelt, die von anderen bereits gelöst worden ist. Man kann also von den Erfolgen anderer lernen.
Hier sind fünf Situationen bzw. Teams, die eine hohe Effizienz erreichen:
- Die Automobilproduktion
- Eine Formel 1‐Pit Stop Crew
- Ein Sondereinsatzkommando der Polizei
- Eine Krankenhausnotaufnahme
- Eine Profi-Sportmannschaft
Alle Beispiele eignen sich als Analogien in einem Ideenworkshop. Das erste haben wir ausgearbeitet, um zu zeigen, wie reichhaltig eine gute Analogie sein kann.
Analogie Automobilproduktion
Eine Industrie, die sehr hohe Produktivität hat, ist die Automobilproduktion. Es lohnt sich, eine Führung durch eine Automobilfabrik zu machen, um zu lernen, wie hoch die Prozesse optimiert sind. Wir haben 20 Beispiele ausgearbeitet, die zur hohen Effizienz einer Automobilfabrik beitragen. Manche lassen sich direkt auf andere Situationen übertragen, für andere ist eine gewisse Transferleistung erforderlich.
- Es wird nicht mit der Arbeit an einem Auto begonnen, bevor fest steht, was für eines es werden soll.
- Die benötigten Teile kommen genau rechtzeitig am rechten Ort an.
- Die Lieferanten liefern die Teile zur richtigen Zeit und in der richtigen Reihenfolge.
- Jeder Werker hat eine genau definierte Aufgabe.
- Es gibt regelmäßige Überprüfungen des Arbeitsfortschrittes.
- Problemfahrzeuge werden aus dem Prozess genommen, damit sie die anderen nicht aufhalten.
- Probleme werden wöchentlich besprochen, um Vorbeugungsmaßnahmen für die Zukunft zu beschließen.
- Jeder Montageabschnitt hat einen Verantwortlichen.
- An jedem Arbeitsplatz gibt es arbeitserleichternde Werkzeuge.
- Arbeitsfortschritt und Produktivität werden für alle sichtbar visualisiert.
- Es gibt „Springer“, die eingreifen, wenn es einen Engpass gibt.
- Jeder einzelne Arbeitsauftrag ist genau definiert.
- Es gibt keine Schleifen.
- Der gesamte Ablauf ist genau definiert.
- Die Anlage wird regelmäßig gewartet.
- Um Rüstzeiten zu vermeiden, werden Rohkarossen vor der Lackiererei zu gleichfarbigen Pulks zusammengefasst.
- Die Fahrzeuge werden gekippt, damit die Werker leichter an die Unterseite rankommen.
- Vor dem Produktionsstart eines neuen Modells werden die Mitarbeiter gründlich geschult.
- Der Produktionsprozess wird ständig analysiert, um weitere Effizienzsteigerungen zu finden.
- Spezialaufträge laufen neben dem normalen Prozess, um diesen nicht zu stören.
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Kompaktwissen Ideenfindung
von Graham Horton

Produktivitätsverluste finden
Der erste Schritt bei der Produktivitätssteigerung ist die Suche nach Symptomen für Produktivitätsverluste. Im Ideenworkshop setzen wir Checklisten mit typischen Symptomen und Ursachen ein, um den Teilnehmern auf die Sprünge zu helfen. Danach kann die Ideenfindung zur Beseitigung der aufgedeckten Ursachen erfolgen.
Hier sind 23 Beispielfragen aus unseren Checklisten, die verschiedene Blickwinkel auf Produktivitätsverluste enthalten.
Checkliste 1: Aufgaben und Prozesse
- Welche Aufgaben haben Sie, die nicht wirklich wichtig sind?
- Wo geht viel Zeit verloren?
- Was ist zu umständlich?
- Wann wird ein Projekt aufgehalten, weil eine Information fehlt?
- Wann führen Missverständnisse zu Problemen?
- Wann gibt es vermeidbare Doppelarbeit?
- Wo gibt es Reibungsverluste?
- Was wird zu oft oder in zu großem Umfang gemacht?
- Welche Aufgaben sind deswegen teuer, weil sie jedes Mal anders sind?
- Welche Aufgaben werden zu kompliziert gehandhabt?
Checkliste 2: Organisation und Struktur
- Gibt es klare Verantwortlichkeiten für alle an einem Prozess/Projekt beteiligten Personen?
- Von wem wünschen Sie mehr Unterstützung oder Eigeninitiative?
- Wann entstehen Wartezeiten, weil ein Verantwortlicher oder eine Entscheidung fehlt?
- Welche Meetings sind überflüssig oder könnten drastisch verkürzt werden?
- Wann hemmt eine übergeordnete Instanz oder eine Schwesterabteilung Ihre Produktivität?
- Wo gibt es einen überhöhten Abstimmungsaufwand?
- Welche Entscheidungen könnten delegiert werden?
- Welche Aufgaben werden von der falschen Person durchgeführt?
- Was gehört Ihrer Meinung nach abgeschafft oder deutlich reduziert?
- Was ist zu bürokratisch?
Checkliste 3: Perspektivwechsel
- Welche Aufgaben, die andere von Ihnen erhalten, sind in deren Augen Bürokratie?
- Stellen Sie sich vor, Sie würden ein Startup mit einem Konkurrenzangebot gründen. Was würden Sie anders machen, um schnell und flexibel zu sein?
- Wenn Sie bei der Produktivitätsfee einen Wunsch frei hätten, was würden Sie anpassen, einführen oder abschaffen?
von Graham Horton

Prozessinnovationen können die Profitabilität erhöhen
Die Steigerung der Produktivität ist eine wichtige Aufgabe in jedem Unternehmen, weil sie einen unmittelbaren Einfluss auf die Profitabilität hat. Im Laufe der Zeit schleicht sich Bürokratie ein, und etablierte Regeln und Arbeitsweisen, die früher vielleicht sinnvoll waren, können irgendwann nicht mehr zeitgemäß sein. Aus diesem Grund kann sich ein Ideenworkshop lohnen, um die eigenen Arbeitsabläufe unter die Lupe zu nehmen um dann mit Prozessinnovationen Verbesserungen der Effizienz zu erzielen.
Projektbeispiel
Der Auftraggeber war eine Zentralabteilung eines DAX-Konzerns. Diese übte zusammen mit Kollegen in den Landesvertretungen weltweit eine Kernaufgabe im Geschäftsprozess aus. Weil die Anzahl und Komplexität der Arbeitsaufgaben in den letzten Jahren gewachsen war, suchte der Auftraggeber Maßnahmen, um die Produktivität in seinem Bereich zu steigern.
Zephram erhielt den Auftrag, einen Ideenworkshop zu planen und durchzuführen. Im Vorfeld wurden Telefoninterviews mit Mitarbeitern geführt, um Produktivitätsengpässe und andere Effizienzprobleme aus deren Sicht zu sammeln. Die Ergebnisse aus den Interviews flossen in den Workshop hinein.
Der Workshop wurde für zwei volle Tage konzipiert, und es haben 15 Experten aus der Zentralabteilung teilgenommen. Das Moderationsteam bestand aus einem Hauptmoderator und zwei Team-Moderatoren.
Der Ideenworkshop folgte einer Metapher aus der Medizin: Zunächst erfolgte eine Anamnese, wo Symptome für Produktivitätsengpässe erfasst wurden. Danach kam eine Diagnose, um mögliche Ursachen für die Symptome aufzudecken. Schließlich kam der Therapievorschlag, bei dem Maßnahmen zur Beseitigung der Ursachen vorgeschlagen wurden.
Am ersten Vormittag wurden die Symptome erfasst. Dazu dienten Standardchecklisten, die verschiedene Erscheinungsformen von Produktivitätsverlusten abfragen. Am Nachmittag wurden dann für diese Symptome Diagnosen durchgeführt und mögliche Ursachen gesucht. Dabei halfen ebenfalls Standardchecklisten, die für die Teilnehmer als Anregung dienten. Der zweite Tag war komplett der Therapie gewidmet: Es wurden Ideen zur Beseitigung der Produktivitätsengpässe entwickelt und anschließend evaluiert und diskutiert. Das Ergebnis waren 34 konkrete Vorschläge für Maßnahmen, die nach ihrem geschätzten Implementierungsaufwand und Potential zur Steigerung der Produktivität bewertet wurden.
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Übersicht der Projektbeispiele
Kompaktwissen Innovationsmanagement
von Graham Horton

Was heißt Ideen clustern?
Im Ideenfindungsworkshop bezeichnet das Clustern die Gruppierung der Ideen nach inhaltlichen Gesichtspunkten. Es findet im Anschluss an die Ideengenerierung statt und hat zum Ziel, die Menge an Rohideen zu strukturieren und so die Voraussetzung für die darauf folgenden Arbeitsschritte zu bilden. Das Ideen-Clustern hat mehrere Vorteile, und seine Bedeutung wird oft unterschätzt.
Vorgehen
Voraussetzung für das Clustern ist die Möglichkeit, die Ideen auszustellen. Dafür werden Pinnwände mit ausreichend Stellfläche benötigt. In einem typischen Ideenfindungsworkshop braucht man etwa eine Pinnwandseite für je zwei Teilnehmer.
Die Cluster-Überschriften werden schon in der Vorbereitungswoche auf Papierstreifen gedruckt und bereits vor Beginn des Workshops auf die Pinnwände verteilt. (Bei kleinen, informellen Workshops können die Cluster auch live vom Moderator geschrieben werden.) Die Workshop-Teilnehmer nehmen ihre Rohideen und pinnen sie unter der entsprechenden Überschrift an. Dabei werden Ideen-Dopplungen gleich zusammengeheftet. Ideen, die zu keiner Überschrift gehören, kommen in das Cluster Sonstiges.
Ideen clustern geht sehr schnell: es werden selten mehr als zehn Minuten dafür benötigt.
Die Ziele des Clusterns
Ideen clustern bringt Struktur in die Ideenmenge. Dabei werden mehrere Ziele verfolgt:
- Übersichtlichkeit. Durch die thematische und räumliche Gruppierung wird die Menge der generierten Ideen für die Teilnehmer übersichtlicher.
- Redundante Ideen. Dopplungen unter den Rohideen werden leichter entdeckt und eliminiert.
- Neue Themen. Oft werden durch das Clustern neue thematische Zusammenhänge oder Schwerpunkte erkennbar.
- Kombinationen. Es wird leichter, Ideen zu finden, die sich gut kombinieren lassen. Oft entstehen die besten Ideen durch eine Kombination von zwei oder mehreren Rohideen.
- Konzentration. Teilnehmer können sich leichter auf spezielle Themen konzentrieren, für die sie beispielsweise besondere Fachkenntnisse besitzen.
Beispiele für Cluster-Überschriften
In einem Workshop zur Entwicklung von Unternehmensstrategien könnten die folgenden Cluster sinnvoll sein:
- (Ideen für) neue Produkte und Dienstleistungen
- (Ideen für) Personal und Organisation
- (Ideen zur) Reaktion auf Trends im Markt
Bei der Aufgabenstellung, Ideen zu entwickeln, die Produktion von Automobilen umweltfreundlicher zu machen, haben wir die folgenden Clusterüberschriften verwendet:
- (Ideen zur) Reduktion von Abfall
- (Ideen zur) Reduktion des Energieverbrauchs
- (Ideen zum) Einsatz von Sekundärrohstoffen
- (Ideen zur) Verringerung umweltschädlicher Nebenprodukte
Bei der Suche nach Ideen für die Verkehrstechnik haben wir die Ideen nach der Kundennutzenperspektive geclustert (die Kunden sind hier Verkehrsbetriebe):
- (Ideen zur) Erhöhung der Betriebssicherheit
- (Ideen zur) Reduktion von Kosten
- (Ideen zur) Erhöhung der Fahrplanflexibilität
Ein paar Tipps:
- Wir nehmen immer ein paar Blanko-Streifen mit für den Fall dass neue Clusterüberschriften im Workshop erforderlich werden sollten.
- Wir verwenden nur die richtigen Moderationspins mit dem langen Kopf; Die einfachen Rundkopfnadeln, die Hotels oft zur Verfügung stellen, sind schwierig, handzuhaben.
- Wir setzen das Ideen clustern meistens als letzten Arbeitsschritt vor einer Pause, weil die Teilnehmer ohnehin schon stehen und weil manche von ihnen gerne die ausgestellten Ideen etwas länger durchlesen möchten.
von Graham Horton

Die Notwendigkeit der Produktinnovation
Viele Produkte haben eine begrenzte Lebensdauer. Entwicklungen in der Technologie oder den Kundenbedürfnissen oder die allmähliche Commoditisierung machen es erforderlich, Produktverbesserungen oder eine neue Produktgeneration einzuführen. Produktmanagement und Innovationsmanagement müssen zusammenarbeiten, damit die notwendigen Innovationen rechtzeitig verfügbar sind.
Projektbeispiel
Der Auftraggeber war ein mittelständiges Maschinenbauunternehmen der Investitionsgüterbranche. Das Unternehmen ist seit Jahren als Technologie- und Qualitätsführer erfolgreich. Der Patentschutz für ein Leitprodukt lief in zwei Jahren aus, und es war abzusehen, dass dann Billigkonkurrenten mit Kopien in den Markt treten würden.
Wegen der großen Bedeutung des Produktes hat das Unternehmen beschlossen, eine neue, überlegene Produktversion zu entwickeln, die die Führungsposition im Markt verteidigen sollte.
Zur Entwicklung des neuen Produktes wurde ein Innovationsprojekt ins Leben gerufen, dessen Ideenphase etwa sechs Monate dauern sollte. Es wurde ein Kern-Team gebildet, bestehend aus Geschäftsführer, Marketing-Leiter, Produktmanager und ausgewählten Entwicklungsingenieuren. Zephram erhielt den Auftrag, insgesamt sechs Workshops zu planen und durchzuführen, deren Ergebnisse entscheidungsreife technische Vorschläge für die Entwicklungsabteilung sein sollten.
Zunächst fanden drei halbtägige Suchfeldworkshops für Vertrieb, Entwickler und Kern-Team statt. Die Ergebnisse waren Kundenbedürfnisse und technische Vorgaben sowie Suchparameter für die Ideenfindung. Diese Information diente sowohl zur internen Klärung der Projektziele als auch als Input für das Drehbuch für die Ideengenerierung.
Der Ideenfindungsworkshop war mit eineinhalb Tagen angesetzt und fand im großen Kreis von etwa 30 Experten statt. Neben dem Kern-Team nahmen weitere Mitarbeiter aus Technik und Vertrieb sowie externe Experten teil. Das Ergebnis waren etwa 360 Rohideen, von denen zunächst etwa 100 in die engere Wahl genommen wurden. Diese wurden im Anschluss an den Workshop hinsichtlich ihrer prinzpiellen Eignung zur Erfüllung der Aufgabe vom Kern-Team geprüft.
In zwei halbtägigen Vertiefungsworkshops im Abstand von vier Wochen wurden die geprüften Ideen eingehend diskutiert und weiter auf zunächst sechs und schließlich drei gefiltert. Am Ende stand eine technische Spezifikation fest, die von der Geschäftsführung zur Entwicklung freigegeben wurde. Nach etwa dreijähriger Entwicklungszeit, zu der auch aufwendige Sicherheitstests gehörten, hatte das neue Produkt Serienreife erreicht. Es wurde auf der Hannovermesse eingeführt und ist Merkmalen ausgestattet, die einen einmaligen Kundennutzen in seinem Markt bedeuten.
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Übersicht der Projektbeispiele
Kompaktwissen Innovationsmanagement
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