von Graham Horton

Eines der weniger bekannten Probleme der Nutzwertanalyse ist ihre Sensitivität: Schon kleinste Änderungen in den Einzelbewertungen können zu einer Änderung des Ergebnisses führen. Dies kann mit einem sehr einfachen Beispiel gezeigt werden.
Die erste Tabelle zeigt eine Nutzwertanalyse mit drei Ideen A, B, und C und zwei Kriterien X und Y. Idee B ist Sieger mit 66 Punkten, Idee C hat den zweiten Platz mit 65 Punkten, und Idee A ist die schwächste mit 64 Punkten.
Jetzt ändern wir die Bewertung für Idee C bezüglich Kriterium Y um einen Punkt nach oben (die grün unterlegte Ziffer 6). Jetzt ist Idee C die beste, gefolgt von B und dann A:

Im nächsten Beispiel korrigieren wir den selben Wert nach unten (die rot unterlegte Ziffer 4). Jetzt ist die Reihenfolge der Ideen B – A – C:

Im vierten Beispiel wurde das Kriteriumsgewicht von Y um 1 nach oben geändert, was zur Reihung A – C – B führt:

In der fünften Variante führt eine Änderung der Bewertung von Idee A bezüglich Kriterium Y um 1 nach oben zum Ranking A – B – C:

Im letzten Beispiel wurde die Bewertung von Idee B bezüglich Kriterium Y um 1 nach unten geändert, und die entsprechende Reihung der Ideen ist C – A – B:

Die Sensitivitätsanalyse beweist, dass die Ergebnisse der Nutzwertanalyse extrem instabil sein können: Eine einzige Veränderung um einen Punkt kann zu jeder möglichen Permutation der Ideen A, B und C führen. In der Praxis sind die Bewertungen aber selten bis auf einen Punkt genau sicher.
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Kompaktwissen Ideenbewertung
von Graham Horton
So sehen Konzerne aus:

So sehen Konzerne Startups:

So sehen Startups tatsächlich aus:

Und so sehen Startups Konzerne:

Bildquellen: 1 – cargolaw.com, 3 – armyphotos.net
von Graham Horton

Ideen für das Innovationsprojekt
Ein Innovationsworkshop ist eine moderierte Veranstaltung im Rahmen eines Innovationsprojektes. Das Ziel des Workshops kann beispielweise sein, eine Strategie festzulegen, Ideen zu generieren oder zu vertiefen oder Vorschläge zu bewerten und auszuwählen. Dabei kann es sich um verschiedene Innovationsthemen handeln wie zukünftige Produkte und Dienstleistungen, neue Geschäftsmodelle oder Maßnahmen zur Produktivitätserhöhung.
Der Innovationsworkshop wird von einem Moderator oder einem Moderationsteam geplant und geleitet, damit die anwesenden Experten ihre Kenntnisse und Erfahrung optimal einbringen können. Dazu gehören ein genau abgestimmtes Briefing mit dem Auftraggeber und ein sorgfältig vorbereitetes Drehbuch.
Beispiel
Das Titelbild zeigt einen großen Innovationsworkshop mit etwa 50 Fachexperten aus zwei verschiedenen Unternehmen (einem Automobilhersteller und einem Chemiekonzern), die mit unserer Unterstützung Ideen für gemeinsame Innovationsprojekte entwickelt haben. An jedem Tisch sitzen zwei Designer oder Ingenieure des Kunden und zwei Wissenschaftler oder Ingenieure des Lieferanten sowie ein Moderator von uns.
Das Ergebnis dieses Workshops waren 16 Innovationsprojekte, die die Unternehmen im Anschluss gemeinsam durchgeführt haben und ein paar Jahre später auf der Internationalen Automobilausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.
Ein Werkzeug für das Innovationsmanagement
Der Innovationsworkshop ist ein wichtiges Instrument für das Innovationsmanagement, denn der Innovations- oder Produktmanager kann damit alle wichtigen Meilensteine in seinem Innovationsprozess realisieren. Am Anfang steht ein Suchfeldworkshop zur Festlegung des Innovationsziels und der Projektparameter, danach kommt ein Ideenworkshop, bei dem Ideen generiert werden. Darauf können mehrere Vertiefungsworkshops folgen, bei denen die potentialreichsten Ideen ausgebaut, bewertet und schließlich ausgewählt werden. Das Ergebnis sind entscheidungsreife Empfehlungen, die der Geschäfts- oder Business Unit-Leitung vorgelegt werden können.
Arten von Innovationsworkshop
Es gibt verschiedene Arten von Innovationsworkshop, den unterschiedlichen Bedürfnissen des Unternehmens entsprechen. Sie bewegen sich in der Teilnehmerzahl zwischen 4 und 60 Personen und dauern zwischen einem halben Tag und zwei Tagen.
Kundenworkshops
Der Kundenworkshop ist ein zentraler Baustein bei einer Open Innovation-Strategie. Hier lädt der Lieferant einen wichtigen Kunden ein, um gemeinsam Ideen für Innovationen zu entwickeln. Diese Workshops dienen nicht nur der Verwirklichung der Innovationsstrategie, sondern auch der Kundenbindung. Der Workshop in der Titelgrafik war ein solcher Kundenworkshop.
Ideenworkshops
In Ideenworkshops werden Innovationsideen generiert. Diese können für Erfindungen zum Patent, neue Geschäftsmodelle, Produkte, Dienstleistungen, Prozessinnovationen oder Unternehmensstrategien sein. Für kleinere Projekte reicht das Output aus einem Ideenworkshop schon, um eine Auswahl zu treffen, für komplexere Aufgaben werden Vertiefungsworkshops durchgeführt.
Vertiefungsworkshops
Im Vertiefungsworkshop werden die Ideen ausgebaut, bewertet und ausgewählt. Bei anspruchsvollen Innovationsaufgaben kann mehr als ein Workshop erforderlich sein, da viele Informationen zu recherchieren und zu bewerten sind und die Entscheidungen weitreichende Konsequenzen haben können.
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Semantische Intuition fördert die Kreativität
Die Semantische Intuition ist eine Kreativitätstechnik, die vielseitig einsetzbar ist. Sie eignet sich aber auch zum Üben des Kreativen Denkens – besonders für Kinder.
Für die Semantische Intuition braucht man einfach zwei Listen von Wörtern, die dann wahlfrei kombiniert werden, um Anregungen für Ideen zu liefern. Die Technik ist leicht zu lernen und macht zudem noch viel Spaß.
Zwei Wortlisten zum Üben
In der Tabelle unten stehen zwei Wortlisten mit jeweils 24 Einträgen. Die Übung besteht darin, ein zufälliges Wort aus der linken und der rechten Liste zu wählen und aus der Zusammensetzung beider Wörter eine Idee zu entwickeln. Was ist zum Beispiel …
- ein Schulwischer?
- ein Traumturm?
- eine Omakiste?
Das Ganze wiederholt man dann, so oft man mag.
Wir wünschen viel Spaß mit der Übung!
Erste Wortliste | | Zweite Wortliste |
Spiel- | Geld- | | -Gabel | -Turm |
Wasch- | Fantasie- | | -Zieher | -Hut |
Kinder- | Hand- | | -Klappe | -Nudel
|
Nacht- | Tanz- | | -Computer | -Kiste |
Garten- | Kopf- | | -Mobil | -Topf |
Eltern- | Gedanken- | | -Klopfer | -Tasche |
Ruhe- | Stadt- | | -Entferner | -Baum |
Schul- | Licht- | | -Rad | -Wischer
|
Musik- | Finger- | | -Spinne | -Maus |
Tier- | Oma- | | -Maschine | -Dreher |
Traum- | Piraten- | | -Orgel | -Alarm |
von Graham Horton

Prozesse optimieren
Prozessinnovation dient dazu, die Produktivität zu erhöhen und Kosten zu senken. Dadurch kann ein Unternehmen seine Profitabilität erhöhen und seine Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Workshops zur Prozessverbesserung werden genutzt, um Produktivitätsverluste sichtbar zu machen, ihre Ursachen zu analysieren und Ideen zur Beseitigung der Ursachen zu entwickeln.
Symptome und Ursachen für Effizienzverluste sind gut erforscht, und es gibt hilfreiche Werkzeuge, um sie aufzudecken. Wir verwenden zum Beispiel einen Kartensatz mit den 30 wichtigsten Symptomen. Nach unserer Erfahrung zählen Medienbrüche und Leerlaufzeiten zu den am einfachsten zu behebenden Ursachen, während Bürokratie und überhöhte Komplexität viel schwieriger zu beseitigen sind, aber ein deutlich höheres Verbesserungspotential in sich tragen.
Projektbeispiel
Der Auftraggeber war ein international tätiger Technologiekonzern bei dem die Marktsituation in einem seiner Geschäftsfelder zu einem hohen Margendruck geführt hatte. Um in diesem umkämpften Markt konkurrenzfähig zu bleiben und profitabel zu arbeiten, wurde eine Reihe von Innovationsworkshops eingeführt, die an verschiedenen internationalen Standorten durchgeführt werden sollten. Ziel dieser Workshops war, Potentiale zur Steigerung der Prozesseffizienz aufzudecken.
Zephram erhielt den Auftrag, einen Workshop zur Prozessverbesserung zu konzipieren und an den unterschiedlichen Standorten des Kunden im In- und Ausland zu moderieren. Teilnehmer setzten sich zusammen aus Mitarbeitern vor Ort und Experten aus der Konzernzentrale und von anderen Niederlassungen. Auf diese Weise konnte Kenntnisse der lokalen Bedingungen mit Erfahrungen aus anderen Standorten kombiniert werden. Die Teilnehmerzahl lag zwischen 10 und 15 Personen, sodass zwei bzw. drei Team-Moderatoren erforderlich waren.
In den Workshops wurden unter anderem Analogien und Checklisten zur Produktivitätssteigerung eingesetzt. In den meisten Fällen wurden auch Betriebsbesichtigungen durchgeführt, um die komplexen technischen Dienstleistungen besser zu verstehen. Die Ergebnisse umfassten neben Verbesserungen am technischen Prozess auch Vorschläge zur besseren Organisation, Optimierungen der Verträge und Zusammenarbeit mit dem Kunden. Das beeindruckendste Ergebnis der Workshop-Reihe war die Entdeckung eines siebenstelligen Einsparpotentials durch Umstrukturierung eines Produktionsablaufes.
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Übersicht der Projektbeispiele
von Graham Horton

Die Provokationstechnik
Eine Provokation ist eine gezielte Verfälschung der Wirklichkeit mit dem Ziel, das Denken aus den gewohnten Bahnen zu heben, um so neue Ideen zu ermöglichen. Die Provokationstechnik ist eine der klassischen Methoden der Ideengenerierung. Sie liefert „verrückte“ Anregungen, die sich hervorragend eignen, um innovative Ideen zu finden. Die 15 Provokationen für Business-Ideen liefern dafür gute Beispiele. Allerdings braucht die Technik auch viel Übung, bis man sie beherrscht.
Die Provokationstechnik besteht aus zwei Schritten: einer Beobachtung der bekannten Wirklichkeit und der Provokation selbst. Zum Beispiel:
- Beobachtung: In der Regel haben Polizisten unterschiedliche Vornamen.
- Provokation: Alle Polizisten heißen Stefanie.
Die Kunst der Provokationstechnik liegt darin, gute Beobachtungen zu finden; die Bildung der Provokationen fällt vergleichsweise leicht. Eine Beobachtung ist dann gut, wenn sie so selbstverständlich ist, dass man erst einmal darauf kommen muss.
Zum Glück ist es einfach möglich, die Provokationstechnik zu trainieren. Dafür verwenden wir in Trainings und Seminaren immer die Ideenfindungsaufgabe, eine Idee für ein neues Kartenspiel zu entwickeln.
Übung: Ein neues Kartenspiel erfinden
Die Aufgabe lautet, Ideen für ein neuartiges Kartenspiel zu generieren. Die Übung hat drei Komponenten, die den unterschiedlichen Schritten der Provokationstechnik entsprechen:
- möglichst viele, möglichst vielfältige Beobachtungen zu finden,
- möglichst viele, möglichst interessante Provokationen daraus abzuleiten,
- aus den Provokationen möglichst gute Ideen zu erzeugen.
Bei dieser Aufgabe liefert Teil 2 schon fast die Lösungen; bei typischen Aufgaben aus der Praxis ist der Schritt von 2 nach 3 wesentlich anspruchsvoller.
Wir geben als Starthilfe jeweils zehn Beobachtungen und Provokationen vor. Die Beobachtungen stammen alle von „gewöhnlichen“ Kartenspielen.
Beispiel-Beobachtungen
- Das Ziel des Spiels ist, zu gewinnen.
- Die Karten liegen auf dem Tisch.
- Ein Spieler wird der Sieger.
- Die Spielregeln sind für alle gleich.
- Ich sehe die Karten, die ich auf meiner Hand halte.
- Ich bestimme, welche Karte ich ausspiele.
- Eine Seite der Spielkarten ist wichtig, die andere nicht.
- Jeder versteht die Bedeutung der Spielkarten.
- Alle Spieler sitzen im selben Raum.
- Die Spielregeln sind allen bekannt.
Beispiel-Provokationen
- Das Spiel hat kein Ziel.
- Die Karten sind verstreut im Raum.
- Zwei Spieler siegen gemeinsam.
- Für jeden Spieler gilt eine andere Spielregel.
- Ich sehe nur manche der Karten, die ich auf der Hand halte.
- Ein anderer Spieler bestimmt, welche Karte ich ausspiele.
- Ich kann wählen, welche Seite einer Karte wichtig ist.
- Manche Karten werden von keinem Spieler verstanden.
- Die Spieler befinden sich an unterschiedlichen Orten.
- Niemand kennt die Spielregeln.
Wer geübt ist, findet in zehn Minuten mindestens 30 weitere Beobachtungen und Provokationen!
Diese Kreativübung macht Spaß und trainiert gleichzeitig eine wichtige Fähigkeit. Darüber hinaus entstehen dabei lustige Spielideen.
Weitere Übungsaufgaben
Wer Spaß an der Provokation hat, kann sich an den folgenden Aufgaben versuchen:
- Ideen für einen Polterabend/eine Geburtstagsfeier
- Ideen für ein Science Fiction-Roman
- Ideen für ein Kleidungsstück
- Ideen für eine Urlaubsreise
- Ideen für das Büro/die Schule
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Kompaktwissen Ideenfindung
Kreatives Denken trainieren mit der Bleistift-Übung
von Graham Horton

Was ist ein Kundenworkshop?
Für Unternehmen im B2B-Geschäft bieten Kundenworkshops die Gelegenheit, gemeinsam mit einem Kunden Innovationsprojekte zu starten. Sie können je nach Projektumfang die Form eines Ideenworkshops oder eines Innovationsworkshops haben. Kundenworkshops haben seit dem Open Innovation-Trend stark an Bedeutung gewonnen, denn durch sie hat der Gastgeber die Möglichkeit, die Pläne und Wünsche seines Kunden besser kennenzulernen und dadurch Ideen für zukünftige Produkte und Produktverbesserungen zu erhalten. Gleichzeitig sind Kundenworkshops ein Werkzeug der Kundenbindung, da sie die Bereitschaft des Lieferanten signalisieren, die Partnerschaft zu vertiefen.
Inhalt eines Kundenworkshops
In der Regel richtet der Lieferant einen Kundenworkshop aus und lädt einen (einzigen) Kunden dazu ein. Der Kunde kann aus zwei Gründen gewählt werden: weil er einen hohen Anteil am Umsatz des Lieferanten hat oder weil er fortschrittlich ist und daher von sich aus ein Interesse an Innovationen hat. Der Workshop dauert einen Tag (mehr sollte man seinen Kunden nicht zumuten), aber manche Unternehmen schließen einen weiteren Tag an, um die soeben erworbenen Erkenntnisse gleich weiter zu verarbeiten.
Für den Moderator ist eine intensive Vorbereitung erforderlich, da das Drehbuch Kenntnis sowohl der Produkte einerseits als auch deren Bedeutung für den Kunden voraussetzt. Entsprechend spezifisch sind auch die Methoden für die Ideenfindung und Ideenbewertung.
Projektbeispiel
Auftraggeber war ein führender Chemie-Konzern, der Lieferant für einen Premium-Automobilhersteller war. Ziel des Auftragebers war, gemeinsame Entwicklungsprojekte mit dem Kunden ins Leben zu rufen, um Ideen für innovative Werkstoffe für Automobile zu generieren. Die eigenen Chemiker und Innovationsverantwortlichen sollten mit Designern und Ingenieuren des Kunden ins Gespräch kommen und auch über die Dauer des Workshops hinaus mit ihnen zusammenarbeiten.
Der Kundenworkshop dauerte zwei Tage und fand in einem ca. 800qm-großen Saal statt. Neben den Arbeitsbereichen gab es viele Exponate neuer Werkstoffe, und die Teilnehmer konnten auch ein Concept Car des Kunden bewundern. Jedes Unternehmen schickte 24 Mitarbeiter, und das Moderationsteam bestand aus einem Hauptmoderator, acht Team-Moderatoren und zwei Assistenten. Es gab acht Team-Tische mit jeweils drei Mitarbeitern von beiden Unternehmen und einem Team-Moderator.
Im Workshop wurden am ersten Tag mehr als 1800 Rohideen entwickelt, von denen 45 von Vertretern beider Unternehmen favorisiert wurden. Diese wurden am zweiten Workshop-Tag entsprechend ausgebaut und bewertet. Zu den Kriterien für die neuen Werkstoffe gehörten neben technischen Merkmalen auch Eigenschaften wie Emotionalisierung, Qualität, Sicherheit und Fahrkultur.
Im Anschluss an den Kundenworkshop haben wir das Innovationsmanagement für die Top-Ideen übernommen und die Experten beider Unternehmen dabei unterstützt, sie zu vertiefen. Wenige Monate später wurden sie in einer internen Messe dem Top-Management präsentiert.
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Übersicht der Projektbeispiele
Kompaktwissen Innovationsmanagement
von Graham Horton

Der Produktideen-Workshop
Produktideen-Workshops dienen dazu, Ansätze für neue Produkte oder Produktverbesserungen zu entwickeln. Sie bilden eine Station im Innovationsprozess und sind ein wichtiges Werkzeug für das Innovationsmanagement. Es gibt drei Arten von Workshop, die unterschiedlichen Kategorien von Produktinnovation bedienen.
Im ersten Fall ist der Fokus sehr eng auf ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Produktkategorie beschränkt. Hier geht es darum, Detailvorschläge zu entwickeln, oft mit dem Ziel, Erfindungen zum Patent anzumelden. Aus der Sicht der Innovationsstrategie befindet sich die Workshop-Aufgabe in dem unteren linken Quadranten der Ansoff-Matrix.
Die zweite Variante des Produktideen-Workshops ist offen bezüglich der gesuchten Lösung, orientiert sich jedoch noch an den vorhandenen Kompetenzen des Unternehmens. Hier werden Ideen in allen vier Ansoff-Quadranten gesucht.
In der offensten Art von Produktideen-Workshop werden auch Möglichkeiten in Betracht gezogen, die jenseits der gegenwärtigen Kompetenzen des Unternehmens liegen. Hier kommen zum Beispiel auch Dienstleistungen, Kooperationen mit anderen Unternehmen und neue Geschäftsmodelle in Frage.
Typische Produktideen-Workshops dauern einen oder zwei Tage. Der prinzipielle Ablauf ist im wesentlichen immer gleich, allerdings unterscheiden sich die Ideenfindungsmethoden und Bewertungskriterien erheblich. Neben dem Produkt- oder Innovationsmanager nehmen hauptsächlich Experten aus Entwicklung, Vertrieb und Marketing am Workshop teil. Das Ziel ist, vielversprechende Ideen zu produzieren, die im nächsten Schritt des Innovationsprozesses weiter bearbeitet werden können.
Ideenfindung und Ideenbewertung
Für die Ideenfindung kommt ein sehr breites Spektrum von Methoden in Frage. Standardmethoden, die sich für die Entwicklung von Produktideen eignen, sind die Analogietechnik und Provokation. Darüber hinaus gibt es eine Reihe spezialisierter Methoden wie Nutzen/Funktionmatrizen und von TRIZ abgeleitete Verfahren.
Die Kriterien für die Ideenbewertung sind weitgehend standardisiert. Sie gleidern sich ini drei Gruppen: Kunde, Markt, und Unternehmen. Zu den kundenorientierten Bewertungskriterien gehören Nutzen, Intensität des gelösten Problems, Verfügbarkeit von Alternativen und Switching Costs. Die marktorientierten Kriterien umfassen Umsatzpotential, Marktdynamik und Konkurrenzsituation. Die Unternehmenskriterien sind beispielsweise Vorhandensein von Kompetenzen, strategischer Fit und innenpolitische Faktoren.
Komplexere und quantitative Bewertungskriterien wie TAM/SAM/SOM, Make or Buy, Time to Market oder Expected Commercial Value können aus Zeitgründen in einem Ideenworkshop nicht betrachtet werden. Sie werden in der anschließenden Ideenbearbeitungsphase untersucht.
Projektbeispiel
Unser Auftraggeber war ein bekannter Zulieferer für die Automobilindustrie. Er hatte das Ziel, mit innovativen Produkten sich gegenüber Automobilherstellern stärker zu positionieren und neue Umsätze zu generieren. Die zu entwickelnden Produktideen sollten sich eng an den vorhandenen Kompetenzen des Auftraggebers orientieren.
Wir haben einen eintägigen Ideenworkshop geplant und durchgeführt, gefolgt von einem ebenfalls eintägigen Vertiefungsworkshop wenige Wochen danach. Es wurden im Vorfeld mit einem internetbasierten Ideenproduktionswerkzeug etwa 60 Rohideen vorab entwickelt; im Workshop selbst kamen mehr als 500 weitere dazu.
Von diesen knapp 600 Rohideen wurden etwa 30 Favoriten gewählt, die im Vertiefungsworkshop weiter ausgebaut wurden. Die Ideen wurden an Hand von Wertschöpfungs- und Innovationsgrad, Konkurrenzsituation, Kundennutzen, Marktpotential, Chancen/Risiko-Verhältnis sowie weiteren internen Kriterien bewertet und priorisiert. Schließlich wurden die drei potentialreichsten Ideen gewählt, die der Geschäftsleitung vorgestellt werden sollen.
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Übersicht der Projektbeispiele
Kompaktwissen Produktinnovation
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Die Zufallstechnik ist eine beliebte Methode für die Ideenproduktion. Sie eignet sich für einfache, offene Ideenfindungsaufgaben und lässt viele verschiedene Implementierungen zu. Ich bin neulich über eine kreative Variante der Technik gestolpert, die mit Hieroglyphen arbeitet. Hier liefern die Symbole alter ägyptischer Schriften die Anregungen für die Ideengenerierung.
Hieroglyphen stellen meistens erkennbare Gegenstände wie Menschen, Götter, Tiere und Werkzeuge dar; Es gibt aber auch viele Schriftzeichen, die für den modernen Menschen abstrakt wirken und damit verschiedene Interpretationen zulassen.
Das Internet liefert viele Bilder von Hieroglyphen, oder man kann mit ein bisschen mehr Aufwand eigene Grafiken herstellen, denn der Unicode-Zeichensatz enthält mehr als 1000 Piktogramme, und es gibt ein paar Schriftarten, die diese Zeichen implementieren. Das Titelbild wurde beispielsweise mit der Schriftart Aegyptus erstellt.
Auf welche Ideen zur Verbesserung von Kundenbeziehungen kommen Sie mit Hilfe der Symbole in der Titelgrafik?
Danke an Chuck Frey für den Hinweis.
Links
Liste aller Unicode-Zeichen mit Hieroglyphen
Kompaktwissen Ideenfindung
von Graham Horton

Einführung
Es sind sehr viele Methoden zur Ideengenerierung bekannt (die Website von mycoted listet beispielsweise fast 200), aber es gibt so gut wie keine Hinweise, worin sie sich unterscheiden oder wie sie funktionieren. Damit bleibt es für den Moderator eines Ideenworkshops unklar, welche Techniken er wählen und in welcher Reihenfolge er sie am besten präsentieren soll.
Ein Teil des Problems besteht darin, dass es unterschiedliche Mechanismen gibt, die zum Geistesblitz führen können. Wenn man diese Mechanismen kennt, entsteht plötzlich Ordnung in der Vielfalt der Methoden, denn es wird auf einmal klar, welcher Mechanismus hinter der jeweiligen Technik steckt. Damit fällt es viel leichter, das Drehbuch für die Ideengenerierung zu schreiben.
Wir unterscheiden fünf Mechanismen, die Ideen hervorrufen können, die sich in eine intuitive Reihenfolge anordnen lassen:
- Acclimatize (sich auf die Ideengenerierung einstimmen)
- Prime (in die Aufgabe gedanklich eintauchen)
- Stimulate (Perspektivwechsel anwenden, um Rohideen zu produzieren)
- Combine (Ideen kombinieren)
- Enhance (Ideen verbessern)
Damit entsteht eine natürliche Sequenz von Arbeitsphasen, wobei nicht immer jede Phase benötigt wird, und Phasen sich gelegentlich auch kombinieren lassen.
Mit dem Akronym SPACE kann man sich die fünf Phasen leicht merken (wobei allerdings die Reihenfolge der Buchstaben nicht mit der Reihenfolge der Phasen übereinstimmt).
1. Acclimatize
Die erste Phase dient dazu, sich in die Ideenfindung einzustimmen. Dazu können gehören, entspannt zu sein und den Kopf frei von Alltagssorgen haben. In einer Gruppe kann das darüber hinaus bedeuten, gute gelaunt zu sein und Vertrauen in die anderen Menschen zu haben.
Viele Menschen berichten, ihre besten Ideen unter der Dusche oder bei einem Spaziergang zu bekommen. In solchen Fällen hat schon die Akklimatisierung ausgereicht, um einen Geistesblitz hervorzurufen.
2. Prime
In der zweiten Phase tauchen die Teilnehmer in die Aufgabenstellung ein. Dies kann über das Sammeln von Stichworten oder eine kurze Diskussion oder Präsentation erfolgen. Das Ziel dabei ist, dass die Aufgabenstellung und ihre wichtigen Aspekte in den Köpfen der Teilnehmer präsent sind, wenn die nächste Phase beginnt.
Die Priming-Phase scheint selten genutzt zu werden; Wir haben aber damit gute Erfahrungen gemacht und setzen sie in fast allen Workshops ein. Oft erleben wir, dass allein das Zurufen von Stichworten zur Aufgabenstellung ausreicht, um die Teilnehmer auf die ersten Ideen zu bringen.
Eine einfache Möglichkeit für den Moderator in dieser Phase besteht darin, nach Attributen der Aufgabenstellung zu fragen, zum Beispiel mit Hilfe der 8P-Liste.
3. Stimulate
In dieser Phase werden Perspektivwechsel zur Ideengenerierung verwendet. Perspektivwechsel sind Anregungen, die dazu dienen, die Aufgabe aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und Betriebsblindheit zu überwinden. Beispiele für Perspektivwechsel sind Analogien, Semantische Intuition und Zufallstechnik.
Dies ist die eigentliche Produktionsphase, hier entstehen die meisten Ideen. Diese Ideen sind in der Regel sehr knapp und unausgegoren – wir nennen sie daher Rohideen.
Bei Perspektivwechseln, die sich stark auf die Aufgabenstellung beziehen, kann man diese Phase manchmal mit der vorhergehenden kombinieren, da die Priming-Stichworte für die Herstellung der Perspektivwechsel benötigt werden.
4. & 5. Combine und Enhance
Alex Osborn hat schon 1953 mit seiner vierten Brainstorming-Regel empfohlen: Ideen kombinieren und verbessern! Diese Aktivitäten bilden die letzten zwei Phasen der Ideengenerierung, die praktisch immer gleichzeitig durchgeführt werden können. Rohideen können oft von Ergänzungen durch andere Teilnehmer profitieren, und es kommt auch oft vor, dass aus zwei Rohideen eine wirklich hervorragende Idee entsteht.
Die bekannten Kreativitätstechniken 6-3-5 und Brainwriting-Pool gehören zu dieser Phase.
Tipps für die Ideengenerierung
Wenn Sie das Drehbuch für eine Ideengenerierung verfassen, überlegen Sie, welche von den fünf Phasen Sie verwenden wollen. (Wir verwenden in unseren Innovationsworkshops meistens alle fünf.) Es gibt aber beispielsweise Situationen, in denen die Akklimatisierung nicht möglich oder nicht nötig ist. Unterschätzen Sie nicht den Wert von Priming – es hilft viel und dauert nicht lang. Denken Sie schließlich daran, Ihren Teilnehmern die Gelegenheit zu geben, ihre Rohideen auszutauschen und gegenseitig zu kommentieren, und lassen Sie zu, dass auch in dieser Phase weitere Ideen entstehen.
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Kompaktwissen Ideenfindung