Am 12. März haben wir unseren Einzug in die Denkfabrik im Wissenschaftshafen mit einer Veranstaltung gefeiert. Eingeladen waren rund 30 Gäste unter anderem der Universität, der Stadt, den Ministerien und der Wirtschaft.
Zunächst hat Geschäftsführerin Jana Görs die Entstehungsgeschichte von Zephram präsentiert und sich bei den vielen Menschen und Organisationen bedankt, die uns bisher geholfen und gefördert haben.
In seinem Grußwort hat der Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Prof. Dr. Klaus-Erich Pollmann, die Bedeutung von Ausgründungen für die Hochschule dargelegt und Zephram zum erfolgreichen Start gratuliert.
In einem Fachvortrag hat Graham Horton einige Gedanken zur aktuellen Bedeutung der Innovation präsentiert und an Hand von Beispielen gezeigt, welche Probleme im Bereich der Innovation zu lösen sind.
Im Anschluss haben die Gäste viele Geschenke und Glückwünsche überreicht und sich in informellen Gesprächsrunden ausgetauscht.
In der Global CEO Study 2006 untersuchte IBM, welche Herausforderungen von Unternehmen gemeistert werden müssen, um neue Innovationskraft freizusetzen. Ein interessantes Ergebnis dieser Studie sind die wichtigsten Quellen innovativer Ideen.
Die Grafik zeigt, dass die eigenen Mitarbeiter des Unternehmens, knapp gefolgt von den Geschäftspartnern und Kunden, bei den 765 befragten CEOs hoch im Ansehen stehen. Dagegen liegt die interne Forschung und Entwicklung mit rund 17% überraschend weit zurück. Dies könnte ein Indiz für die Erweiterung der Innovationsschwerpunkte über Produkte und Services hin zu Geschäftsmodellen und Betriebsabläufen sein.
Die Erfahrung der CEOs zeigt, dass das höchste Innovationspotential in den Menschen im Unternehmen und im unmittelbaren Umfeld bei den Geschäftspartnern und Kunden liegt. Damit steht die Herausforderung, dieses Potential bestmöglich zu aktivieren und nutzbar zu machen.
Aus unserer Erfahrung aktivieren effizient und regelmäßig durchgeführte Innovationsworkshops dieses Potential sehr gut. An diesen können sowohl die Mitarbeiter des Unternehmens als auch Externe wie z.B. Geschäftspartner und Kunden teilnehmen.
Die Erfahrung zeigt allerdings auch, dass Innovationsworkshops allein nicht ausreichend sind. Damit es auch zur Umsetzung kommt und der Ideenpool nicht im Tagesgeschäft untergeht, sind passende Selektions- und Bewertungsprozesse notwendig. Dies scheint in vielen Unternehmen die größere Herausforderung zu sein.
In Seminaren an Universitäten sollen die Studenten lernen wissenschaftlich zu arbeiten. Üblicherweise erhalten die Seminarteilnehmer die Aufgabe wissenschaftliche Veröffentlichungen zu durchforsten. Anschließend sollen sie neue Lösungsvorschläge erarbeiten und in einem Vortrag vorstellen.
Einmal in der Woche kommen die Seminarteilnehmer zusammen, um sich die Lösungsvorschläge der anderen Teilnehmer präsentieren zu lassen. Dieses Seminarformat war Stefan Knoll (Doktorand an der Universität Magdeburg und Seminarleiter) zu weit von dem realen Geschehen weg.
Denn normalerweise sind Konferenzen die Bühne für Wissenschaftler. Die Thesen eines Wissenschaftlers werden in Form eines Papers auf einer Konferenzen eingereicht. Nach einem Gutachterprozess werden diese Veröffentlichungen zur Vorstellung auf einer Konferenz angenommen oder abgelehnt. Wird eine Veröffentlichung angenommen, so wird der Wissenschaftler zur Konferenz eingeladen, um seine Thesen anderen Wissenschaftlern zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen.
Nach diesem Vorbild gestaltete der Seminarleiter Stefan Knoll im Wintersemester 07/08 sein Seminar (Computergestützte Ideengenerierung). Die Idee: Das Seminar ist wie eine richtige wissenschaftliche Konferenz – die erste European Netstorming Conference (ENC I) in Magdeburg. Demzufolge mussten die Studenten sich in ein wissenschaftliches Thema einlesen, eigene Thesen aufstellen, ihre Thesen beurteilen lassen und diese anschließend auch vor einem Fachpublikum verteidigen.
Gesagt, getan: Als krönenden Abschluss des Seminars wurden die Thesen der Seminarteilnehmer auf einer Konferenz (ENC I Conference) vorgestellt. Im Rahmen dieser Konferenz durfte ich einen kleinen Beitrag zur Inszenierung leisten. Als erste Entwicklerin von Netstorming hielt ich den Keynote Vortrag. Die Inszenierung fand ich sehr spannend, endlich Wissenschaft hautnah auch für Studenten. Tolle Idee!
Meinen Keynote Vortrag möchte ich hier gern vorstellen. Aus der Sicht der Wirtschaft liste ich einige Anforderungen an eine computergestützte Ideengenerierung auf. Viel Spaß beim Blättern!
Am 21. Februar hielt Dr. Karl-Heinz Daehre, Minister für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt eine Pressekonferenz zur Landes-Bau-Ausstellung Sachsen-Anhalt 2008 in unserer Ideenfabrik. Der Minister wählte unsere Räume in der Denkfabrik, weil sie für ihn ein Beispiel für die positive Entwicklung der Stadt Magdeburg seien. Alle Gäste haben das kreative Ambiente und den Ausblick über die Elbe gelobt.
Oftmals ist die Suche nach dem Ort für die Ideenfindung nur eine Frage der Verfügbarkeit von Räumen. Die Entscheidung scheint einfach: entweder es ist ein Besprechungsraum im Unternehmen verfügbar oder man weicht auf einen Seminarraum in der Umgebung aus.
Dabei beeinflusst die Art des Raumes das Ergebnis der Ideenfindung erheblich. Das hat unter anderem mit den Assoziationen der Teilnehmer zu tun, die sie mit dem Raum verbinden.
In den Räumen des Unternehmens erinnern sich die Teilnehmer an aktuelle Herausforderungen im Tagesgeschäft. Dieses Bewusstsein macht es den Teilnehmern schwer, sich in der Ideenfindung vom Tagesgeschäft zu lösen und sich auf die Aufgabe zu konzentrieren. Ähnlich verhält es sich bei externen Seminarräumen. Sie sind meistens kahl, farblos, uninspirierend und wecken ähnliche Assoziationen.
Andere – eher überraschende Umgebungen – unterstützen die Teilnehmer das Tagesgeschäft auszublenden. Darüber hinaus fördern außergewöhnliche Umgebungen die Kreativität der Teilnehmer, weil neue Inspirationen entstehen, die in die Ideenfindung einfließen.
Einige Ideen für überraschende Umgebungen sind zum Beispiel:
in einer historischen Festung
in einem Flugzeughangar
im leeren Schwimmbad
in einem Bus- oder Straßenbahndepot
im Foyer des Museums
auf der Bühne eines Theaters
in einer Messehalle
auf einem Schiff
in einem Bierzelt
Es ist wichtig, die Umgebung der Ideenfindung sorgfältig zu wählen. Wenn sich die Teilnehmer wohl fühlen und den Alltag schnell ausblenden können, so ist ein wichtiger Grundstein für gute und zielführende Ideen gelegt.
Oft lese oder höre ich die Frage: „Wie bekomme ich Ideen für Innovationen?“ An dieser Stelle möchte ich gern eine Gegenfrage stellen: „Würden Sie denn eine Idee für eine Innovation erkennen?“ Ein Beispiel …
Fast jede Stadt hat eine Grünanlage, einen Park. Dort gehen die Bürger spazieren und sich erholen. Üblicherweise sind diese Parks frei zugänglich. Es gibt allerdings auch Parks für die Besucher Eintritt zahlen. Der Besitzer eines solchen Parks hatte sich einmal die Frage gestellt, wie er regelmäßig Besucher für seinen Park erhält. Eine Idee, die ihm präsentiert wurde, lautete „Bauen Sie Heroin in ihrem Park an!“.
Der Parkbesitzer stutzte und verwirft diese Idee sofort. Aussagen wie: „Das ist ungesetzlich.“ und „Damit mache ich mich strafbar!“ begegneten dem Ideengeber. Jeder vernünftig denkende Mensch gibt ihm natürlich sofort Recht! Diese Idee ist allein aus gesetzlicher Sicht unmöglich zu verwirklichen.
In der Ideenfindung geht es allerdings genau darum solche Provokationen aufzudecken. Nicht, weil Sie genau so umgesetzt werden sollen. Ganz und gar nicht! Viel mehr, weil in der Idee ein neuer Grundgedanke verborgen ist. Versuchen wir es: Was wäre der Vorteil an der Idee, dass der Park Heroin anbauen sollte?
Jugendliche würden in den Park gelockt werden.
Der Park würde Schlagzeilen machen.
Der Park hätte ein Alleinstellungsmerkmal.
Nun ist der Heroinanbau für den Parkbesitzer aus gesetzlichen Gründen unmöglich. Wie können wir dennoch den Kern der ursprünglichen Rohidee weiter verarbeiten? Wenn Heroin nicht möglich ist, was wäre stattdessen möglich? Wie können wir den Grundgedanken der Rohidee nutzen ohne ein Gesetz brechen zu müssen?
An der Stelle von Heroin werden nicht heimische Heilkräuter angebaut. Eine Art Apothekergarten.
Der Park installiert eine Aufklärungskampagne zu Pflanzen, Drogen und Folgen von Drogenkonsum.
Einmal monatlich stellt der Park eine Pflanze und deren Heilkraft vor.
Der Heroinanbau und somit das Ungesetzliche ist verschwunden. Unmögliches wird mit einigen Anpassungen realisierbar. Dies funktioniert jedoch nur, indem man sich überhaupt mit der unmöglichen Idee auseinander setzt. Natürlich würden die meisten Menschen diese Idee schnell als schlecht beurteilen. Durch diese automatische Reaktion kann allerdings das Gute der Idee gar nicht erkannt werden. Nicht alles was zu Beginn unmöglich scheint, muss letztendlich auch unmöglich sein.
Die Fähigkeit, eine scheinbar unmögliche Idee in eine realisierbare Idee umzuwandeln, ist trainierbar. Hinterfragen Sie die nächste unmögliche Idee in Ihrer Umgebung. Was würden Sie durch diese Idee gewinnen? Was müssten Sie an der Idee anpassen, so dass Sie doch realisierbar ist? Wie kann das Unmögliche umgangen werden?
P.S.: Die Ideen, die zu Beginn unmöglich zu realisieren erscheinen, sind meist die spannendsten und innovativsten Ideen!
Open Innovation ist heutzutage in aller Munde. Sie wird oft als Medikament für innovationsmüde Unternehmen und Allheilmittel für zukünftiges Wachstum angepriesen. Überall sprießen Web-Portale, Blogs und andere Informationsquellen zum Thema Open Innovation aus dem Boden. Open Innovation ist in der Tat ein vielversprechender Ansatz zur Belebung der Innovationskraft (und der Innovationserlöse) eines Unternehmens, nur wird sie leider in den seltensten Fällen vollständig verstanden.
Der Begriff Open Innovation wurde von Henry Chesbrough, Management-Professor an der University of California geprägt. Damit wollte er einen Paradigmenwechsel in der Einstellung zur Innovation einläuten. Früher wurden sämtliche Phasen des Innovationsprozesses streng innerhalb eines Unternehmens betrieben; Chesbrough nennt dieses Vorgehen Closed Innovation. Bei der Open Innovation dagegen öffnet ein Unternehmen seinen Innovationsprozess für externe, beispielsweise für Kunden, Lieferanten, unabhängige Experten oder sogar für jedermann. Die Mauern, mit denen sich ein Unternehmen früher umschloss werden durchlässig gemacht. Diese Öffnung soll viele Vorteile für Innovationsaktivitäten mit sich bringen; Chesbrough spricht von einer Erhöhung der metabolischen Innovationsrate.
Wichtig am Konzept der Open Innovation ist, dass diese Durchlässigkeit in beiden Richtungen (sowohl nach Innen als auch nach Außen) und über den ganzen Innovationsprozess hinweg (von der Ideengenerierung bis zur Vermarktung) gegeben sein muss. Fast jeder, der z.Zt. über Open Innovation schreibt, beschäftigt sich lediglich mit der Partizipierung von Externen Personen an der Ideengenerierung, beispielsweise mit der Lead User Methode oder über Crowdsourcing. Sie beschränken sich also auf den ersten Prozessschritt und dort auf den nach Innen gerichteten Informationsfluss. Spätere Zuflüsse in den Innovationsprozess sowie sämtliche nach Außen gerichtete Elemente werden ignoriert. Dabei sind diese genau so wichtig wie die externe Ideengenerierung. IBM beispielsweise verdient jährlich mehr als eine Milliarde Dollar durch die Lizensierung von eigenen Erfindungen an Dritte.
Eine der wenigen Quellen im Internet, die ein balanciertes Bild der Open Innovation geben, findet man bei der BASF Future Business GmbH. Von dort stammt die Grafik, die am Anfang dieses Artikels steht und die einige Möglichkeiten der Open Innovation zeigt. Aufgabe der BASF Future Business GmbH ist es, neue Geschäftsfelder aufzudecken, in denen BASF noch nicht vertreten ist. Bei diesem Auftrag liegt es auf der Hand, sämtliche Möglichkeiten der Open Innovation auszuschöpfen.
Unsere Erfahrung aus der Ideenfabrik zeigt, dass Kunden dort oft viel mehr potentialreiche Ideen entwickeln, als sie zunächst allein aus eigener Kraft realisieren können. Nicht selten handelt es sich um Ideen, die sich durch Kooperationen oder andere Methoden der Open Innovation verfolgen ließen. Allerdings wird diese Chance oft nicht wahrgenommen, und der Nutzen der Idee geht verloren. Mit einer konsequenten Umsetzung beider Seiten der Open Innovation müssten solche Gelegenheiten weniger oft verpasst werden, und die Rendite der Investition in die Ideengenerierung würde noch höher ausfallen.
Drei Glühlampen sind mit drei Schaltern verbunden.
Die Glühlampen sind weit weg von den Schaltern, in einem anderen Gebäude.
Sie sollen herausfinden, welche Glühlampe mit welchem Schalter verbunden ist.
Die einzige Möglichkeit, den Zustand der Lampen zu ermitteln, besteht darin, sie eigenhändig zu kontrollieren.
Sie stehen bei den Schaltern und dürfen nur ein einziges Mal zu den Glühlampen gehen, um sie zu kontrollieren.
Wie machen Sie das?
Man kommt relativ schnell darauf, wie man mit zwei Kontrollgängen die Zuordnung der Schalter zu den Glühlampen herausfinden kann, aber es kann eine Weile dauern, bis man die Lösung des Rätsels findet. So lange dies einem nicht gelingt, ist man Geisel seines eigenen Wissens. Dieses Rätsel funktioniert, weil das, was man am ehesten über Glühlampen weiß, anderes Wissen verdrängt, das zur Lösung des Rätsels erforderlich ist.
Ähnlich verhält es sich bei Ideenfindungsaufgaben: das Wissen über die Problemstellung kann die Sicht auf neue Lösungen versperren. Dies ist einer der Gründe, warum einfaches Brainstorming als Kreativitätstechnik oft scheitert. Um dieses Problem zu umgehen, sind anspruchsvollere Ideenproduktionstechniken erforderlich, die geeignete Perspektivwechsel erzeugen.
P.S. Die Lösung des Glühlampen-Rätsels gibt es auf Anfrage 🙂
Das Unternehmen Social Technologies hat sich die Frage gestellt, was die zukünftigen wissenschaftlichen und technologischen Innovationen bis zum Jahr 2025 sein könnten. Zur Beantwortung dieser Frage wurde eine internationale Expertengruppe zusammengestellt. Diese veröffentlichte in einer Studie 12 Bereiche, in denen sie in den nächsten Jahren technologische Innovationen erwarten. Diese Bereiche sind:
Personalisierte Medizin
Dezentralisierte Energiegewinnung
Pervasive Computing („Allgegenwärtigkeit des Internets“)
Nanotechnologie
Biomarker für die Gesundheit
Biokraftstoff
Fortschrittliche Fertigung
Universelles Wasser
CO2-Management
Technisierte Agrarwirtschaft
Persönliche Sicherheitssysteme
Fortschrittliche Verkehrssysteme
Der Einbezug von Trends kann das Ergebnis der Ideenproduktion erheblich verbessern. In einem Innovationsworkshop werden Trends möglichst früh präsentiert, damit alle Beteiligten darauf sensibilisiert sind. Danach kann schon ein einfaches gelenktes Brainstorming erste Rohideen liefern. Für die Ideenproduktion können aber auch gezielte Perspektivwechsel entwickelt werden, um aus den Trends einen größeren Nutzen zu ziehen. Auch für Ideenclustering und -auswahl liefern Trends hilfreiche Kriterien.
Besonders bei strategisch ausgerichteten Ideenfindungsaufgaben liefern Trends wichtiges Umfelds-, Lösungs- und Bedürfniswissen. Diese zusammenzubringen ist die Quelle für erfolgsversprechende Geschäftsmodell- und Produktideen, denn es ist oft das Zusammenspiel von komplementären Entwicklungen, die radikale und disruptive Innovationen ermöglicht. Beispielsweise liefert die Kombination der Trends personalisierte Medizin (Bedürfnis), Internetdienste (Lösung) und Alterung der Gesellschaft (Umfeld) sehr interessante Ideen für innovative Dienstleistungen.
Trends zu kennen ist demzufolge eine wichtige Aufgabe – sowohl für große Konzerne, die sie als Bestandteil ihrer langfristigen Innovationsstrategie berücksichtigen als auch für Startups, die sie nutzen, um mit disruptiven Innovation völlig neue Märkte zu erzeugen.
Bei der Bewertung von Ideen in der Gruppe wiederholen sich einige typische Muster. Das interessanteste und ungewöhnlichste darunter ist die so genannte Polarisierung. Eine polarisierende Idee ist eine, die manche Gruppenmitglieder hoch bewerten, andere aber niedrig. Es herrscht also eine stark geteilte Meinung. Die Grafik zeigt ein Bewertungsergebnis, bei dem fünf Menschen der Idee 1 bis 3 Punkte von 10 und fünf andere der Idee mindestens 8 Punkte von 10 gegeben haben.
Der Mittelwert aller Einschätzungen beträgt 5.4 Punkte – eine scheinbar gleichgültige Gesamteinschätzung. Die gleiche Gesamteinschätzung erhält man bei einer anderen Idee, die alle Teilnehmer mittelmäßig finden und die von allen Teilnehmern 5 oder 6 Punkte erhält. Obwohl beide Ideen die gleiche durchschnittliche Punktzahl erhalten haben, sind sie sehr unterschiedlich zu beurteilen: Während die zweite Idee tatsächlich mittelmäßig ist, ist die polarisierende Idee wahrscheinlich innovativ und erfolgsversprechend.
Es ist seit langem bekannt, dass innovative Ideen zunächst auf Widerstand stoßen. Es gibt hierfür zahlreiche historische Beispiele wie die Ablehnung des Dampfschiffs durch Napoleon, des Telefons durch Western Union oder der Geschäftsidee zu Federal Express durch den Professor des Gründers, Fred Smith. Innovative Ideen brechen nämlich mit dem Status Quo – sie stellen bekannte Systeme und etablierte Praktiken in Frage und erfordern neue Denkweisen und Prozesse. Eine typische Reaktion auf eine innovative Idee besteht also darin, sie abzulehnen, oder nur die Umstellungsschwierigkeiten zu erkennen, die ihre Implementierung erfordern würde.
Andere – eher optimistisch oder unternehmerisch veranlagte Menschen – sehen dagegen in der innovativen Idee zuerst das Potential. Sie wissen natürlich, dass es Umsetzungshindernisse geben wird, aber sie sind zuversichtlich, dass diese überwunden werden können und lassen sie bei einer Erstbewertung außer Acht.
Natürlich sind auch solche Ideen, die ausschließlich hohe Bewertungen erzielen, vielversprechend. Da aber ihr Wert von allen auf Anhieb erkannt wird, liegt die Vermutung nahe, dass diese eher die Grundlage für inkrementelle Innovationen bilden werden.
Es ist wichtig, in der Ideenfabrik (und im Innovationsprozess im allgemeinen), solche polarisierende Ideen aufdecken und geeignet behandeln zu können. Häufig sind es solche Ideen, die das größte (wenn auch disruptivste) Potential in sich tragen.