von Jana

Am 20.11.2007 besuchte ich die Zukunftskonferenz 2007 der Wirtschaftsinitiative Mitteldeutschland.
Spannend war diese Konferenz, weil sie sich mit dem Thema „Standortfaktor Kreativität – Mitteldeutschland im internationalen Wettbewerb“ beschäftigte. Denn der Veranstalter sieht Kreativität als einen wichtigen Erfolgsfaktor für die wirtschaftliche Entwicklung Mitteldeutschlands an. Die Zukunftskonferenz berichtete:
[…] Darüber hinaus stellt eine heute veröffentlichte Studie der Handelshochschule Leipzig fest, dass Kreativität als Wertschöpfungsfaktor in Unternehmen bisher nicht hinreichend erkannt wird. Nur jeder vierte Mitteldeutsche meint, dass seine Kreativität am Arbeitsplatz besonders gefordert wird. Hier besteht Handlungsbedarf für die Unternehmen. […]
Unser Fazit: Mitteldeutschland hat viele kreative Köpfe. Wir müssen dieses Potential nutzen!
von Graham Horton

Roger van Oech stellt in seinem Blog die Frage, wie sieht man das Offensichtliche? Da dieses Thema mich im Kontext der Ideenproduktion durch Provokation sehr interessiert, habe ich dort geantwortet. Ich gebe hier meinen (übersetzten) Kommentar wieder, zusammen mit einem Nachtrag.
Ich glaube, dass die Fähigkeit, das Offensichtliche zu sehen zu den wichtigsten gehört beim Kreativen Denken (die andere ist die Fähigkeit schnell zahlreiche Assoziationen zu bilden.)
Hier sind zwei Methoden, die wir in unseren Ideenfabriken einsetzen (und die ich Studenten beibringe):
1) Kindertag. Im Büro ist heute Kindertag: Die Kinder der Mitarbeiter kommen zu den Arbeitsplätzen ihrer Eltern und stellen Fragen. Erklären Sie den Kindern, was Sie tun und wie alles hier funktioniert. Ermutigen Sie die Kinder, die Frage „warum?“ zu stellen. Sie werden feststellen, dass Sie dadurch viele grundlegende „Tatsachen“ und Annahmen über Ihre Arbeit (wieder) entdecken.
2) Der Gerichtsmediziner. Tun Sie wie ein Gerichtsmediziner bei einer Autopsie. Untersuchen Sie Ihren Gegenstand gründlich und sprechen Sie selbst die kleinsten Beobachtungen ins Mikrophon, etwa wie folgt: „Das Opfer ist männlich, etwa 30 Jahre alt und ungefähr 180cm groß…“ Mit ein wenig Übung werden Sie dadurch lernen, viele offensichtliche Dinge zu erkennen.
Nachtrag:
Eine Blockade für neue Ideen ist die Betriebsblindheit; Sie macht gewohnte Dinge für uns unsichtbar.
Die Provokationstechnik ist eine ergiebige Quelle für neue Ideen. Jana hat sie bereits in ihrem Beitrag Ein Trittstein … beschrieben. Sie besteht aus zwei Schritten:
- Annahmen und Fakten über die Aufgabenstellung sammeln (Beobachten)
- Diese Annahmen und Fakten systematisch verfälschen (Provozieren)
Ein Beispiel dazu:
- Beobachtung: Meine Studenten bekommen die Prüfungsfragen am Ende des Semesters.
- Provokation: Meine Studenten bekommen die Prüfungsfragen am Anfang des Semesters.
Die Erfahrung zeigt, dass die besten Provokationen entstehen, wenn die Beobachtung möglichst grundlegend (und daher oft unsichtbar) war.
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Kompaktwissen Ideenfindung
von Graham Horton

Der Verein Deutsche Sprache e.V. hat eine originelle Idee im Internet verwirklicht. Auf der Website http://www.wortpatenschaft.de/ kann man gegen eine Spende die Patenschaft für ein deutsches Wort seiner Wahl übernehmen. Mit der Spende wird die Vereinsarbeit unterstützt. Diese Idee hat uns auf Anhieb gefallen, und wir haben spontan die Patenschaft für das Wort „Ideenfabrik“ übernommen.
Wortpaten sind dazu aufgefordert, „sich um das Wort zu kümmern, es oft zu benutzen und es vor Missbrauch und Verdrängung zu schützen.“ Lieber Verein Deutscher Sprache, das werden wir tun!
von Graham Horton

Roger von Oech, Autor des Buches „A Whack on the Side of the Head“, schreibt einen Blog „Creative Think“ mit vielen interessanten Einsichten und Anregungen über Kreativität.
In seinem Beitrag „Use A Random Idea As An Oracle“ beschreibt er eine Inszenierung der Zufallstechnik, die er „Orakel“ nennt. Das habe ich zum Anlass genommen, in einem Kommentar über eine Übung zum Trainieren des Kreativen Denkens zu schreiben:
Stellen wir uns ein Orakel vor, das seine Fähigkeit zur Vorhersage verloren hat. Jedes Mal, wo jemand es um eine Inspiration bittet, antwortet es nur noch „Papagei“. Der Ratsuchende muss dann so lang über diese Antwort nachdenken, bis er darin eine Antwort auf seine Frage entdeckt.
Im Idea Engineering-Unterricht an der Universität erkläre ich folgende Trainingsmethode für das Kreative Denken:
Da die Zufallstechnik jedes beliebige Wort als Anregung vorschlagen kann, muss man im Idealfall auch dazu in der Lage sein, aus jedem beliebigen Wort eine Rohidee zu entwickeln. Hat man aber diese Fähigkeit, dann kann man auch ein Lieblingswort wählen und dieses immer wieder einsetzen. Unter den Studenten hat sich eine Tradition eingebürgert, hierfür „Papagei“ oder „Erdbeerjogurt“ zu verwenden.
Meine Herausforderung an Sie lautet also: Trainieren Sie Ihre „kreativen Muskeln“, bis Sie für jede Ideenfindungsaufgabe mit Hilfe von „Papagei“ eine interessante Idee finden können!
von Jana
Kritiker wie Ambrose Bierce behaupten: There is nothing new under the sun but there are lots of old things we don’t know. In dem folgenden Beitrag wollen wir diese Behauptung näher beleuchten.
Starten wir doch gleich bei einer der ältesten und wichtigsten Erfindungen der Menschheit: das Rad. Ungefähr 4000 v. Chr. hat die Menschheit das Rad erfunden. Allerdings: Wie viele Koffer mit Rädern konnten Sie im Jahre 1990 auf Flughäfen oder Bahnhöfen beobachten?
Das Rad – eine uralte Innovation. Das zugrundeliegende Prinzip des Rades ist, etwas Schweres leichter über den Boden zu befördern. Ein alt bekanntes Prinzip. Nichts Neues soweit. Allerdings trifft dieses Prinzip immer wieder auf neu entdeckte Bedürfnisse der Menschen. Zum Beispiel:
- Erleichterte Personenbeförderung (z.B. Fahrrad).
- Flexiblere Büroraumgestaltung (z.B. Schrank, Stuhl).
- Erhöhung des Reisekomforts (z.B. rollengelagerter Reisekoffer).
Das Neue daran ist nicht das Rad, sondern die Wiederverwendung des Rades für neu entdeckte Bedürfnisse.
Betrachten wir ein weiteres Beispiel für das Recycling von Prinzipien: Menschen tauschen bereits sehr lang Erfahrung in Form von Tagebüchern aus. Im Internetzeitalter hat man dieses Prinzip des Erfahrungsaustauschs in Form von Weblogs wiederentdeckt. Auch hier: Das Prinzip ist bekannt. Neu ist, das es für dem individuellen Erfahrungsaustausch im Internet genutzt wird.
Wirft man einen Blick in die Entdeckungsgeschichte der Menschheit, stößt man auf einige Ursprünge von heute recycelten Prinzipien. Wie zum Beispiel:
- 400 v. Chr. : Der erste realisierte Roboter von Archytas von Tarent (die fliegende Taube von Archytas).
- 1725: Entdeckung des lichtempfindlichen Silbersalzverfahrens durch Johann Heinrich Schulze. Später die Grundlage zum Fixieren einer Fotografie.
- 1838: Entdecker des Prinzips der Brennstoffzelle durch Christian Friedrich Schönbein.
- 1839: Entdeckung des fotoelektrischen Effekts als Grundlage der Photovoltaik (Solarzellen) durch Alexandre Edmond Becquerel.
Die genannten Beispiele haben alle dieselbe Eigenschaft: sie sind der Ursprung eines zugrundeliegenden Prinzips und wurden später für verschiedenste Bedürfnisse wiederverwendet.
In der Geschichte der Menschheit lassen sich viele Konzepte aufdecken, die heute immer noch Innovationspotential in sich bergen. Lernen Sie doch für Ihr nächstes Problem von bereits vorhandene Lösungsprinzipien. Sie könnten es zum Beispiel mit folgenden uralten Innovationen versuchen:
- Relativieren Sie etwas wie Einstein.
- Machen Sie etwas Unsichtbares sichtbar wie ein Mikroskop.
- Trennen Sie wesentliche Informationen von Unwesentlichen wie Röntgenstrahlen.
- Mobilisieren Sie etwas wie es der Ottomotor tut.
- Geben Sie etwas eine besondere Note wie Schokolade.
- Machen Sie Informationen verfügbar wie die Braille Schrift.
- Vervielfältigen Sie etwas wie die Buchdruckmaschine von Guten- berg.
- Machen Sie das Wichtigste extrem kompakt wie ein Bouillonwürfel.
von Graham Horton

In seiner Studie „Car Innovation 2015“ untersucht das Beratungsunternehmen Oliver Wyman Innovationen in der Automobilindustrie. Daraus geht unter anderem hervor, dass Automobilhersteller in immer aufwendigeren Innovationen investieren, für die Kunden aber immer weniger bereit sind, einen Aufpreis zu zahlen. Vielmehr scheint es einen großen Bedarf an einfacheren, kostengünstigeren Autos zu geben.
Solche Kunden sind in der Sprache von Christensen [1] overserved, und die Automobilindustrie steckt im Innovators Dilemma. Demnach zwingt das Wertesystem eines Anbieters zu immer teuereren Innovationen, die die Bedürfnisse seiner Kunden zunehmend übersteigen. Gleichzeitig hindert es sie daran, disruptive Innovationen, die einfachere und günstigere Produkte ermöglichen, einzuführen.
Die Autoren der Studie sagen preisgünstigere Autos voraus; diese sollen auf Grund vorhersehbarer, inkrementeller Innovationen etablierter Anbieter erreicht werden. Dazu gehören beispielsweise der Einsatz von Leichtbauteilen und die Vereinfachung der Kabelbäume. In einer overserved Situation muss man aber nach Christensen’s Theorie damit rechnen, dass der Markt durch eine disruptive Innovation eines neuen Anbieters aufgemischt wird.
Es bleibt zu abzuwarten, wer Recht hat…
(Quelle: http://www.car-innovation.de/)
[1] Christensen, Anthony, Roth: Seeing What’s Next: Using the Theories of Innovation to Predict Industry Change.
von Jana
Gibt es eine Gemeinsamkeit zwischen einem Innovationsworkshop und einem Theaterstück?
Wir sagen: ja. Und zwar das Drehbuch. In einem Theaterstück werden im Drehbuch alle Anweisungen des Regisseurs und die Handlungen der Schauspieler detailliert beschrieben. Damit stehen das Ergebnis und der Verlauf des Stückes bereits vor der Aufführung fest. Alle Teilnehmer wissen, was sie tun und sagen werden um das Ergebnis zu erreichen. Das Drehbuch ist für den Erfolg eines Theaterstücks also enorm wichtig.
von Graham Horton

Manche Guerilla-Marketing-Kampagnen setzen Graffiti ein. Graffiti gilt aber als öffentliches Ärgernis und ist in vielen Ländern illegal. IBM hat beispielsweise für eine solche Werbeaktion eine Strafe bezahlen müssen.
Die Firma Street Advertising Services (SAS) aus England hat durch eine Provokation vom Typ Umkehrung eine clevere Geschäftsidee entwickelt. Ausgehend von der Beobachtung
- Graffiti ist eine Verunreinigung der Oberfläche
lässt sich mit Hilfe einer Umkehrung die Provokation
- PO: Durch Graffiti wird die Oberfläche sauberer
ableiten. Das Ergebnis: Graffiti-ähnliche Werbebotschaften auf Straßen und Mauern durch Entfernen des Schmutzes! Mit Hilfe eines Hochdampfreinigers und einer Schablone werden die Bilder nachts angebracht. Nach Auskunft von SAS sind die Bilder umweltfreundlich; sie verschwinden allmählich, wenn die sauberen Stellen langsam wieder verschmutzen.
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Kompaktwissen Idenfindung
von Graham Horton

Es sind schon viele Arten von Innovation identifiziert worden, und es gibt auch einige Taxonomien, die versuchen, diese Arten in ein System unterzubringen.
Eine solche Taxonomie – im Bild oben gezeigt – verwendet die bekannte Portfolio-Darstellung mit den Dimensionen Grad der Technologieveränderung (horizontale Achse) und Grad der Marktveränderung (vertikale Achse). Damit erhalten wir vier unterschiedliche Arten von Innovation:
- Incremental Innovations. Inkrementelle Innovationen sind stetige, kleine Verbesserungen. Sie dienen dazu, bestehende Produkte konkurrenzfähig zu halten und bringen nur geringe Technologie- und Marktveränderungen mit sich. Ein bekanntes Beispiel hierfür sind Software-Updates.
- Radical Innovations. Radikale Innovationen bedeuten größere technologische Änderungen, die ein Produkt wesentlich verbessern. Ein Beispiel sind mobile Musikgeräte: Das mobile CD-Gerät war eine radikale Innovation gegenüber seinem Vorgänger, dem (Kassetten-)Walkman, und der MP3-Spieler war es gegenüber dem CD-Gerät genauso.
- New Market Innovations. In diesem Fall genügt eine kleine technologische Verbesserung, um einen ganz neuen Markt zu erschließen. Ein Beispiel hierfür ist die Einführung von Salattheken in Fast Food-Restaurants, um auch für ernährungsbewusste Kunden attraktiv zu werden.
- New Venture Innovations. In dieser Kategorie führt ein großer technologischer Schritt zu neuen Märkten. Ein Beispiel ist das MP3-Dateiformat, das die Musikindustrie revolutioniert hat.
In der Terminologie von Christensen bilden die Inkrementellen und radikalen Innovationen im wesentlichen die Sustaining Innovations, während New Market Innovations und New Venture Innovations seine disruptiven Innovationen darstellen.
Die vier Innovationsarten unterscheiden sich sehr stark und müssen völlig unterschiedlich gemanaged werden. Der Innovationsprozess für inkrementelle Innovationen ist relativ einfach zu steuern: die Anregungen kommen aus Marktforschung und Kundenbefragungen, die Technologien sind bekannt, und Aufwand, Nutzen und Risiko lassen sich gut abschätzen. Bei den New Venture-Innovationen dagegen ist keiner dieser Faktoren bekannt.
Diese Erkenntnisse haben wichtige Konsequenzen für die Ideengenerierung. Ideenproduktionstechniken für die verschiedenen Innovationsarten haben nur wenig gemeinsam. Bei der Analogietechnik beispielsweise wird man je nach Fall andere Attribute und Analogien wählen. Auch die Ideenverfeinerung und -bewertung müssen ganz anders ausgelegt werden; beispielsweise müssen die Marktinnovationen viel stärker unter strategischen Aspekten bewertet werden.
Die Kreativitäts- und Innovationsliteratur behandelt diese Fragen kaum. Ich kenne keine Quelle, die Ideenproduktionstechniken für die verschiedenen Innovationsarten empfiehlt. Die üblichen Checklisten machen hier keine Unterscheidung. Dies ist angesichts der Bedeutung des Themas eine bemerkenswerte Entdeckung.
von Jana
Unser jüngstes gemeinnütziges Projekt war der Bruttosozialpreis 2007.

Beim Bruttosozialpreis treten Teams von Studenten an, um Kampagnen für gemeinnützige Organisationen zu entwickeln. Dieses Jahr wird dem Verein Transparency International Deutschland e.V. geholfen.
Wir von Zephram finden die Idee des Bruttosozialpreises gut, da sie Soft-Skills mit Engagement für einen guten Zweck verbindet. Wir haben das Projekt unterstützt, indem wir in Seminaren insgesamt sieben Teilnehmergruppen auf ihre Teamarbeit vorbereitet haben.
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