In fast jedem Ideenworkshop gibt es einen oder mehrere problematische Teilnehmer. Diese Teilnehmer stören den Ideenproduktionsprozess – manchmal absichtlich, manchmal aber auch ohne Absicht. Die Folgen dieser Störungen sind demotivierte Teilnehmer, mehr Arbeit für den Moderator und eine Verschlechterung der Ergebnisse.
Wenn man viele Ideenworkshops moderiert hat, lernt man die unterschiedlichen Arten von Problemteilnehmer kennen. In der folgenden Liste habe ich meine Top-Dutzend der häufig anzutreffenden Arten zusammengestellt:
- Derjenige, der zwar ständig lächelt und nickt, aber nie etwas Nützliches sagt.
- Derjenige, der lautstark erklärt, dass er Innovationsworkshops für überflüssig hält und sich kategorisch weigert, mitzumachen.
- Derjenige, der behauptet, dass niemand von Außerhalb des Unternehmens helfen kann.
- Derjenige, der sich ständig mit einem Kollegen über irrelevante Details streitet.
- Derjenige, mit seinem Nachbarn ständig sarkastische Bemerkungen austauscht.
- Derjenige, der sich beschwert, dass der Raum zu kalt/warm/dunkel/hell ist und dass er so nicht arbeiten kann.
- Derjenige, der erst seit letzter Woche bei der Firma ist und noch nichts über die Aufgabenstellung weiß.
- Derjenige, der von seinem Chef angewiesen worden ist, am Workshop teilzunehmen und eigentlich gar nicht da sein will.
- Derjenige, der am Nachmittag einen wichtigen Termin hat und nach dem Mittagessen verschwunden ist.
- Derjenige, der einen wichtigen Anruf erwartet und sein Mobiltelefon neben sich am Tisch angeschaltet lässt (das dann alle 15 Minuten klingelt).
- Derjenige, der alle wissen lässt, dass er selbst genug Ideen hat und wenn er nicht in diesem Innovationsworkshop sitzen müsste, könnte er vielleicht eine davon sogar implementieren.
- Derjenige, der meint, dass der Raum irgendwie komisch riecht.
Die Stimmung und folglich auch die Effektivität der Ideenproduktion sind sehr zerbrechlich – schon ein einziger Störenfried kann sehr viel kaputt machen. Aus diesem Grund betonen wir bei den Vorbereitungsgesprächen zu einem Innovationsprojekt stets die Wichtigkeit der Teilnehmerauswahl bei den Ideenfabriken. Den negativen Einfluss von Störern kann der Moderator nämlich nur begrenzt durch seine Wahl von Format und Inszenierung und den Einsatz von Ideengebern eindämmen.
Wenn Sie einen Innovationsworkshop oder eine vergleichbare Veranstaltung organisieren, achten Sie also darauf, dass Sie die richtigen Menschen dazu einladen. Sie sollten es zur Bedingung machen, dass die Teilnehmer
- positiv motiviert sind, teilzunehmen
- gegenüber dem Ablauf und dem Ergebnis aufgeschlossen sind,
- über eine hohe soziale Kompetenz verfügen,
- nützliche Kenntnisse haben und bereit und fähig sind, diese einzubringen.
Eine schöne Typologie – gut beobachtet. Bin ohnehin soeben auf das Blog aufmerksam geworden…
Hallo Herr Horton,
das ist eine schöne Liste, die ich bei künftigen Moderationsvorhaben im Hinterkopf behalten werde. Besonders gefällt mir Punkt 12 „weil der Raum komisch riecht“. Zum Glück hat es der hohe Summton bei unserer Ideenfabrik nicht geschafft, die Stimmung zu vermiesen :-).
Wenn ich mir einen nächsten Beitrag wünschen dürfte, dann diesen: Ihre Erfolgsstrategien mit den „Feinden des Moderators“ umzugehen.
Herzliche Grüße nach Magdeburg!
Den Typ 1 würde ich nicht pauschal als Problemkandidaten ansehen. Interesse und Problemlösungsfähigkeiten vorausgesetzt ist er vielleicht auch nur nicht schnell genug für seine Einwürfe im Wettstreit mit den anderen Teilnehmern. Wenn Sie zwischendurch zu schriftlichen Methoden übergehen wird ein ganz anderer Teil der Teilnehmer als zurückhaltend auffallen.
In der abschließend genannten Vorauswahl der Teilnehmer sehe ich dahingehend ein ähnliches Fehleinschätzungsrisko durch die auswählenden Personen. Sie werden überwiegend Leute auswählen die häufig mit spontanen Reaktionen in Gesprächsrunden aufgefallen sind. Möglicherweise von jenen auch nur die, welche Altideenkonforme Vorstellungen besitzen.
Gruß aus Dresden