Ideenfindung für Produktlinienerweiterungen
Bei einer Produktlinienerweiterung (englisch: line extension) werden zusätzliche Angebote um ein existierendes Produkt auf den Markt gebracht. Die Ziele von Produktlinienerweiterungen können sein, Umsätze zu erhöhen, Kunden zu binden oder neue Zielgruppen zu erreichen. Dabei baut man auf dem bereits bestehenden Markenimage auf.
Ideen für Produktlinienerweiterungen sollten dicht am existierenden Produkt sein und eine natürliche (in den Augen der Zielgruppe) Ergänzung dazu darstellen. Es gibt verschiedene Arten von Produktlinienerweiterungen. Die hier beschriebene Methode betrachtet nur eine davon; In einem Innovationsworkshop muss sie ggf. durch weitere Techniken ergänzt werden. Sie lässt sich gleichermaßen für Produkte und für Dienstleistungen anwenden. Beide sind im Folgenden gemeint.
Die W2D2-Methode
Um die Methode einzusetzen, wird der Augenblick betrachtet, in dem das Produkt benutzt bzw. die Dienstleistung in Anspruch genommen wird. Sie besteht aus den folgenden vier Fragen:
- Davor: Was macht der Nutzer, bevor er das Produkt benutzt?
- Danach: Was macht der Nutzer, nachdem er das Produkt benutzt hat?
- Während: Was macht der Nutzer, während er das Produkt benutzt?
- Wegen: Was muss der Nutzer machen, weil er das Produkt benutzen will bzw. benutzt hat?
Wir nennen diese Fragen die W2D2-Methode nach den vier Präpositionen davor, danach, während und wegen. Antworten auf die Fragen liefern Hinweise auf Zusatzangebote, die das bereits existierende Produkt sinnvoll ergänzen oder erweitern.
Beispiel: Zahncreme
Als erstes Beispiel wählen wir eine Zahncreme.
- Davor: Was macht der Nutzer, bevor er die Zahncreme benutzt?
Sich duschen
Die Zahnbürste in die Hand nehmen
Sich rasieren
Sich an das Waschbecken stellen
Frühstücken
- Danach: Was macht der Nutzer, nachdem er die Zahncreme benutzt hat?
Die Haare kämmen
Das Badezimmer verlassen
Ins Bett gehen
Sich anziehen
Ausgehen
- Während: Was macht der Nutzer, während er die Zahncreme benutzt?
Sich im Spiegel betrachten
Singen
Zum Fenster hinaus gucken
- Wegen: Was muss der Nutzer machen, weil er die Zahncreme benutzen will bzw. benutzt hat?
Den Mund ausspülen
Neue Zahncreme kaufen
Das Waschbecken sauber machen
Das Badezimmer betreten
Aufstehen
Manche Antworten liefern sofort Ideen für weitere Produkte, bei andere dagegen liegt eine Lösung nicht so nahe.
Beispiel: Stadthotel
Als zweites Beispiel wählen wir ein Vier-Sterne-Hotel in einer Metropole.
- Davor: Was macht der Gast, bevor er im Hotel wohnt?
Eine Reservierung machen
Flug buchen
Auto fahren
Sich über die Stadt informieren
- Danach: Was macht der Gast, nachdem er im Hotel gewohnt hat?
Zu Hause ankommen
Taxi fahren
Geschenke verteilen
An die schöne Zeit zurückdenken
- Während: Was macht der Gast, während er im Hotel wohnt?
Eine Ausstellung besuchen
Die Sehenswürdigkeiten ansehen
Einkaufen
Es sich gut gehen lassen
Hochzeitsreise genießen
- Wegen: Was muss der Gast machen, weil er im Hotel wohnen will bzw. im Hotel gewohnt hat?
Koffer tragen
Eine Kreditkarte besitzen
Sich schick anziehen
Sich benehmen
Auch hier gilt: Manche Antworten liefern sofort Ideen für weitere Produkte und Dienstleistungen, andere dagegen eher weniger.
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Zuletzt aktualisiert am 15. Mai 2024 von Graham Horton