Bei hartnäckigen Ideenfindungsaufgaben setzen wir die Provokationstechnik ein. Eine Situation ist hartnäckig, wenn sie durch viele Vorgaben bestimmt oder durch langjährige Praxis festgefahren ist. In solchen Fällen hilft die Methode, Annahmen aufzulösen, um den (Denk)weg für neue, ungewohnte Ansätze frei zu machen. In diesem Beispiel für die Provokationstechnik ging es um eine Anlage, deren Grundaufbau schon seit Jahrzehnten unverändert war.
Die Aufgabenstellung
Unser Auftraggeber war ein Konzern der Energiebranche. Er suchte Ideen für die Weiterentwicklung und Verbesserung eines Sicherheitselementes in der Stromversorgung. Die Ideen sollten im Idealfall zu patentierbaren Erfindungen führen, um die Produktverbesserungen vor Nachahmern zu schützen. Für den Invention on Demand Workshop stand ein Tag zur Verfügung.
Unsere Vorbereitungen
Ergiebige Provokationen setzen gute Kenntnisse der Aufgabenstellung voraus. Wir haben uns einen halben Tag lang mit einem leitenden Ingenieur zusammengesetzt, der uns den Aufbau und die Funktionsweise des Gerätes erklärt und technisches Informationsmaterial gegeben hat. Damit waren wir dazu in der Lage, Provokationen zu entwickeln, die verschiedenen technischen Einzelheiten geeignet widersprachen.
Beispiel-Provokationen
Wir haben die Provokationen als Was wäre, wenn… Fragen formuliert, damit sie unter den Ingenieuren gleich kreative Gespräche anregen. Wir präsentieren hier zehn Stück aus dem Workshop. Wir zeigen sie wegen Verständlichkeit und auch wegen Vertraulichkeit in abgewandelter Form.
Was wäre, wenn…
- Dämpfer 4 auch die Arbeit von Dämpfer 5 übernehmen müsste?
- Element 11 Element 4 nicht aktivieren würde?
- wir nur eine Kurvenscheibe zur Verfügung hätten?
- die Reaktionszeit des Gerätes halbiert werden müsste?
- ein Maschinenelement Ihrer Wahl abgeschafft werden müsste?
- das Element 7 ein nichtlineares Arbeitsprofil hätte?
- die Kraftübertragung ohne Zwischenelement erfolgen müsste?
- die Elemente 14 und 15 parallel statt orthogonal zueinander stehen würden?
- wir das Zahnrad 2 durch eine Zahnstange ersetzen würden?
- es Im Ausnahmefall X keinen Richtungswechsel geben dürfte?
Ergebnis der Technik war eine Reihe von Verbesserungsideen und -skizzen. Eine unserer Provokationen versprach sogar, ein altbekanntes Problem im Gerät zu beseitigen.
Kommentar
Wie bei allen anderen Ideenfindungsmethoden hängt die Wirksamkeit dieser Technik von der Intensität der Vorbereitung ab. Die zehn Beispielprovokationen waren nur möglich, weil wir uns mit der Funktionsweise des Gerätes vertraut gemacht haben. Die Methode erfordert eine hohe Denkleistung von den Teilnehmern, die man nicht mit wenig brauchbaren Provokationen verschwenden darf.
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