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Analogien in der Ideenfindung
Analogien bilden eines der wichtigsten Prinzipien zur Herstellung von Perspektivwechseln, denn sie lassen sich gut lenken, sie sind ergiebig und sie sind einfach durchzuführen.
Analogien sind Organisationen, Personen oder Objekte, die mit der Aufgabenstellung mindestens ein gemeinsames Merkmal besitzen und somit ihnen ähnlich sind. Solche Merkmale werden Attribute genannt. Die Analogietechnik nutzt solche gemeinsamen Attribute, um aus vergleichbaren Situationen Lösungen zu sammeln und diese auf die ursprüngliche Aufgabenstellung übertragen. Dabei können die Analogien sowohl real als auch fiktiv sein, und die dort gefundenen Lösungen sowohl echt als auch erfunden sein. Damit gehört dieser Perspektivwechsel zu den empfohlenen Suchbereichen für neue Ideen.
Ein bekannter Spezialfall der Analogietechnik ist die Bionik. Die Bionik sucht Analogien aus der Natur und wird meistens zur Lösung technischer Aufgaben eingesetzt.
Analogien bilden
Zur Bildung einer Analogie wählt man ein Attribut der Aufgabenstellung. Die Analogien sind dann andere Dinge, Personen oder Organisationen usw., die dieses Attribut ebenfalls besitzen. Die Wahl der Attribute ist entscheidend für die Qualität der Ideen. Die Frage, wie man gute Analogien findet ist aber manchmal nicht einfach zu beantworten.
Analogien zur Ausgangssituation
Die klassische Methode bildet Analogien über Attribute der Ausgangssituation. Situationsanalogien zur einer Universität sind zum Beispiel:
- Theater, Flughafen, Tagungszentrum. (Attribut: Besitzt einen großen Saal.)
- Kindergarten, Tanzschule, Flugsimulator. (Attribut: Dort wird gelernt.)
- Finanzamt, Rathaus, Polizei. (Attribut: Ist eine Einrichtung des Öffentlichen Dienstes.)
- Unternehmen, Verein, Kirche. (Attribut: Ist ein Arbeitgeber)
- Labor, Archiv, Südpol. (Attribut: Ist ein Ort, an dem geforscht wird.)
Mit der 8P-Liste haben wir einen allgemeinen Ansatz zur Sammlung solcher Attribute entwickelt. In der Praxis verwenden wir aber lieber Attributlisten, die wir speziell für die Aufgabenstellung entwickeln.
Analogien zum Ziel
In der Regel erhält man bessere Ideen mit Analogien, die das gleiche Ziel verfolgen. Zielanalogien zu einer Universität könnten sein:
- Y Combinator (Erfolgreich bei der Züchtung von Startups)
- Stanford University (Erfolgreich beim Technologietransfer)
- Plan International (Erfolgreich in der Sammlung von Spenden)
- Ein Bundesleistungszentrum (Erfolgreich im Training von Spitzenleistungen)
- Die NASA (Erfolgreich in der Vermarktung von Wissenschaft)
Vorgehen
Die Analogietechnik besteht in der vollständigen Ausführung aus vier Schritten:
- Ein Attribut der gegebenen Aufgabenstellung wählen.
- Inhaber dieser Attribute sammeln. Diese können real oder fiktiv sein.
- Die Aufgabenstellung aus der Sicht dieser Inhaber lösen. Die Lösungen können echt oder erfunden sein.
- Die so gefundenen Lösungen auf die Aufgabenstellung übertragen.
In einer einfacheren Form besteht die Analogietechnik aus nur zwei Fragen:
- Wer ist wie wir? / Wer ist Experte auf unserem Gebiet?
- Wie würde er/sie unser Problem lösen?
Die einfachste Variante der Analogiemethode nennen wir die Mr. X-Technik. Sie besteht lediglich aus der Frage
- Was würde Mr. X an unserer Stelle tun?
Es empfiehlt sich, eine Liste von Mr. Xen bereit zu halten, mit denen man gute Erfahrungen gemacht hat, zum Beispiel diese Liste mit 100 Einträgen.
Beispiele
Wir zeigen drei Beispiele für die Anwendung der Analogietechnik.
Supermarkt (Situationsanalogie)
Als erstes Beispiel stellen wir uns vor, wir suchen Ideen für einen Supermarkt. Die Analogietechnik könnte dann folgendermaßen verlaufen:
- Frage: ‚‚Was ist ein Merkmal eines Supermarktes?“
Antwort: ‚‚Ein Supermarkt hat ganz lange Wände“ - Frage: ‚‚Wo gibt es sonst ganz lange Wände?“
Antwort: ‚‚In einer Kunstgalerie“ - Frage: “Was wird dort den Menschen angeboten?“
Antwort: ‚‚Bilder und Skulpturen“ - Frage: “Wie können wir diese Lösung auf unsere Aufgabe übertragen?“
Antwort: “Wir könnten im Supermarkt die Wände nutzen, um Bilder von Künstlern der Region oder von Kindern der örtlichen Schule auszustellen.“
Kinosaal (Situationsanalogie)
Im zweiten Beispiel suchen wir Ideen für ein ehemaliges Kino. Die Analogietechnik könnte dann folgendermaßen verlaufen:
- Frage: ‚‚Was ist ein Merkmal eines Kinos?“
Antwort: ‚‚Es hat einen großen Saal.“ - Frage: ‚‚Wo sonst gibt es einen großen Saal?“
Antwort: ‚‚In der Kirche“ - Frage: “Was wird dort den Menschen angeboten?“
Antwort: ‚‚Gottesdienste, Bürgerversammlungen, Proberaum“ - Frage: “Wie können wir diese Lösung auf unsere Aufgabe übertragen?“
Antwort: “Wir könnten das ehemalige Kino an religiöse Gruppen, Bürgerinitiativen oder Bands vermieten.“
Supermarkt (Zielanalogie)
Im Beispiel werden wieder Ideen für einen Supermarkt gesucht. Die Analogietechnik mit Ziel könnte dann folgendermaßen verlaufen:
- Frage: ‚Welches Ziel haben wir für unseren Supermarkt?‘
Antwort: Unser Supermarkt ist der Mittelpunkt der Stadt - Frage: Wer hat dieses Ziel bereits erreicht?
Antwort: Das Stammlokal - Frage: Was wird dort den Menschen angeboten?
Antwort: Einen Sitzplatz und etwas zu trinken - Frage: Wie können wir diese Lösung übertragen?
Antwort: Wir könnten eine Sitzecke mit einem Kaffeeautomat für unsere Stammkunden einrichten.
Vor- und Nachteile
Die Analogietechnik hat eine Reihe von Vorteilen:
- Durch eine gezielte Wahl der Attribute kann die Methode gut gelenkt werden.
- Die Methode ist leicht verständlich und für ‚logisch‘ denkende Menschen zugänglich.
- Man kann die Attribute systematisch sammeln und anwenden.
- Wir verstehen, worauf es bei der Wahl der Attribute ankommt.
Nachteile hat die Technik kaum.
Anwendungen der Analogietechnik
Wegen ihrer vielen Vorteile lässt sich die Analogietechnik für nahezu jede Ideenfindungsaufgabe einsetzen. Es gibt kaum einen Ideenfindungsworkshop oder Innovationsworkshop, in dem wir diese Technik nicht in irgendeiner Form einsetzen.
Ein Auftraggeber hat Ideen gesucht, mit denen er seine Produktivität steigern konnte. Für das Workshop-Drehbuch haben wir Analogien mit einer hohen Produktivität vorbereitet und die Merkmale gesammelt, die diese hohe Produktivität ermöglichen. Für die Automobilproduktion ist dies beispielsweise Es gibt keine Schleifen im Prozess oder Die benötigten Teile kommen genau zur rechten Zeit am rechten Ort an.
Eine weitere, häufig wiederkehrende Aufgabe ist die Suche nach Ideen für Produktverbesserungen. Auch dafür kann man eine Liste von Unternehmen mit erfolgreichen Produkten entwickeln und als Anregung für die Workshop-Teilnehmer Lösungen bereithalten. Bei der Firma Lego beispielsweise die Eigenschaften Die Komponenten sind universell kombinierbar oder Das Produkt wächst mit dem Kunden mit.
Hinweis
Dieser Artikel diente als Grundlage für den Wikipedia-Eintrag „Analogietechnik“
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