Es gibt keine schlechten Ideen – dennoch ist unangemessene Kritik an Ideen ein häufiges Problem im Ideenworkshop. Teilnehmer neigen dazu, ungewöhnliche und unerwartete Ideen mit einer Killerphrase kaputt zu reden. Das ist fatal für die Stimmung – vor allem, wenn der Ideenkiller eine kräftige Persönlichkeit hat oder ein Vorgesetzter ist. Das Aussprechen von Killerphrasen ist nicht nur unhöflich, sondern auch von der Sache her Fehl am Platz,
Der Unterschied zwischen Ideen und Vorschlägen
Im Ideenworkshop ist es unbedingt wichtig, zwischen Ideen und Vorschlägen zu unterscheiden. Ideen sind Einfälle, die durch die Anregungen des Moderator-Teams inspiriert werden. Sie entstehen spontan und ohne große Überlegung. Es ist wichtig, dass am Anfang so viele Ideen wie möglich entstehen. Die Funktion einer Idee ist, (vielleicht) zu einem Vorschlag zu führen; aus diesem Grund darf in einem Workshop nie eine Idee abgelehnt werden.
Dagegen sind Vorschläge ernstzunehmende, konkrete Empfehlungen – zum Beispiel für neue Produkte oder Produktverbesserungen. Sie müssen eine Reihe von Bedingungen erfüllen wie technische Machbarkeit oder strategischer Fit. In der Regel wünschen unsere Auftraggeber nur etwa 10 (gute!) Vorschläge als Workshop-Ergebnis.
Ideen sind die Keime, aus denen Vorschläge entstehen. Der Weg von der Idee zum Vorschlag ist nicht planbar, und er erscheint oft – auch im Nachhinein betrachtet – ziemlich zufällig. Aus diesem Grund gibt es keine schlechten Ideen, denn wir müssen jeder Idee das Potenzial zugestehen, dass sie zu einem guten Vorschlag führen könnte.
Wir hatten einmal in einem Ideenworkshop für einen internationalen Engineering-Konzern den Fall, dass ein Teilnehmer spontan eine Idee nannte. Darauf behauptete ein zweiter Teilnehmer sofort, dass sie niemals funktionieren würde, weil sie die mechanischen Kräfte nicht aushalten könne. Der erste Teilnehmer ließ sich (zum Glück!) nicht von diesem Regelverstoß beirren, und hatte einige Zeit später einen Weg gefunden, um seinen Mechanismus zu verstärken.
Vorschläge können und sollen intensiv diskutiert werden, um die bestmöglichen Voraussetzungen für den Erfolg zu schaffen. Dagegen müssen alle Ideen als gleich wichtig und gleich relevant behandelt werden – Kritik ist bei ihnen Fehl am Platz.
Zwei Praxistipps
Aus der Erkenntnis, dass es keine schlechten Ideen gibt, folgen zwei Tipps für die Workshop-Praxis:
- Die Ideenfindung muss abgeschlossen werden bevor die Weiterbearbeitung zu Vorschlägen beginnt. Wir setzen in der Agenda an der Stelle immer eine Kaffeepause, um den Wechsel sichtbar zu machen.
- Zu Beginn des Workshops klären wir die Teilnehmer über den Unterschied zwischen Ideen und Vorschlägen auf, und wir kündigen an, dass bis zum Ende der Ideenproduktionsphase keine Kritik und keine KIllerphrasen erlaubt sind.
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Zuletzt aktualisiert am 1. April 2024 von Graham Horton