Die Provokationstechnik
Eine Provokation ist eine gezielte Verfälschung der Wirklichkeit mit dem Ziel, das Denken aus den gewohnten Bahnen zu heben, um so neue Ideen zu ermöglichen. Die Provokationstechnik ist eine der klassischen Methoden der Ideengenerierung. Sie liefert „verrückte“ Anregungen, die sich hervorragend eignen, um innovative Ideen zu finden. Die 15 Provokationen für Business-Ideen liefern dafür gute Beispiele. Allerdings braucht die Technik auch viel Übung, bis man sie beherrscht.
Die Provokationstechnik besteht aus zwei Schritten: einer Beobachtung der bekannten Wirklichkeit und der Provokation selbst. Zum Beispiel:
- Beobachtung: In der Regel haben Polizisten unterschiedliche Vornamen.
- Provokation: Alle Polizisten heißen Stefanie.
Die Kunst der Provokationstechnik liegt darin, gute Beobachtungen zu finden; die Bildung der Provokationen fällt vergleichsweise leicht. Eine Beobachtung ist dann gut, wenn sie so selbstverständlich ist, dass man erst einmal darauf kommen muss.
Zum Glück ist es einfach möglich, die Provokationstechnik zu trainieren. Dafür verwenden wir in Trainings und Seminaren immer die Ideenfindungsaufgabe, eine Idee für ein neues Kartenspiel zu entwickeln.
Übung: Ein neues Kartenspiel erfinden
Die Aufgabe lautet, Ideen für ein neuartiges Kartenspiel zu generieren. Die Übung hat drei Komponenten, die den unterschiedlichen Schritten der Provokationstechnik entsprechen:
- möglichst viele, möglichst vielfältige Beobachtungen zu finden,
- möglichst viele, möglichst interessante Provokationen daraus abzuleiten,
- aus den Provokationen möglichst gute Ideen zu erzeugen.
Bei dieser Aufgabe liefert Teil 2 schon fast die Lösungen; bei typischen Aufgaben aus der Praxis ist der Schritt von 2 nach 3 wesentlich anspruchsvoller.
Wir geben als Starthilfe jeweils zehn Beobachtungen und Provokationen vor. Die Beobachtungen stammen alle von „gewöhnlichen“ Kartenspielen.
Beispiel-Beobachtungen
- Das Ziel des Spiels ist, zu gewinnen.
- Die Karten liegen auf dem Tisch.
- Ein Spieler wird der Sieger.
- Die Spielregeln sind für alle gleich.
- Ich sehe die Karten, die ich auf meiner Hand halte.
- Ich bestimme, welche Karte ich ausspiele.
- Eine Seite der Spielkarten ist wichtig, die andere nicht.
- Jeder versteht die Bedeutung der Spielkarten.
- Alle Spieler sitzen im selben Raum.
- Die Spielregeln sind allen bekannt.
Beispiel-Provokationen
- Das Spiel hat kein Ziel.
- Die Karten sind verstreut im Raum.
- Zwei Spieler siegen gemeinsam.
- Für jeden Spieler gilt eine andere Spielregel.
- Ich sehe nur manche der Karten, die ich auf der Hand halte.
- Ein anderer Spieler bestimmt, welche Karte ich ausspiele.
- Ich kann wählen, welche Seite einer Karte wichtig ist.
- Manche Karten werden von keinem Spieler verstanden.
- Die Spieler befinden sich an unterschiedlichen Orten.
- Niemand kennt die Spielregeln.
Wer geübt ist, findet in zehn Minuten mindestens 30 weitere Beobachtungen und Provokationen!
Diese Kreativübung macht Spaß und trainiert gleichzeitig eine wichtige Fähigkeit. Darüber hinaus entstehen dabei lustige Spielideen.
Weitere Übungsaufgaben
Wer Spaß an der Provokation hat, kann sich an den folgenden Aufgaben versuchen:
- Ideen für einen Polterabend/eine Geburtstagsfeier
- Ideen für ein Science Fiction-Roman
- Ideen für ein Kleidungsstück
- Ideen für eine Urlaubsreise
- Ideen für das Büro/die Schule
Links
Kreatives Denken trainieren mit der Bleistift-Übung