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Was ist Ideenfindung?

Ideenfindung ist die gezielte Generierung von Ideen zur Lösung einer bestimmten Aufgabe. Eine Idee kann ein einziges Stichwort auf einem bunten Haftzettel sein oder ein auf mehreren A4-Seiten ausgearbeitetes Konzept zur Vorlage bei der Geschäftsleitung.

Anwendungen

Die Anwendungen der Ideenfindung reichen von einer kleinen, privaten Fragestellung bis zu einer millionenschweren Aufgabe in einem Konzern. Man kann mit einer einfachen Methode Ideen für ein Geburtstagsgeschenk oder eine Party finden. Mit etwas aufwändigeren Techniken kann man aber auch Ideen für neue oder verbesserte Produkte entwickeln, die einem Unternehmen helfen, zu wachsen, sich gegen Konkurrenten zu behaupten und Arbeitsplätze zu schützen.

Methoden zur Ideenfindung

Es gibt für die Ideenfindung eine Vielzahl von Techniken, die helfen, Ideen leichter, schneller und zuverlässiger zu generieren. Diese Methoden werden oft Kreativitätstechniken genannt. Es sind mehr als 100 Kreativitätstechniken bekannt, die sich sowohl in ihrem Aufwand als auch in ihrer Wirksamkeit stark unterscheiden. Manche von ihnen kann man spontan durchführen, während andere eine aufwändige Vorbereitung benötigen.

Gruppen und Workshops

Ideenfindung findet oft in einer Gruppe statt; moderierte Ideenworkshops sind ein fester Bestandteil des Innovationsprozesses. Die meisten Techniken sind zwar auch für Einzelpersonen anwendbar, aber die Vielfalt der Kenntnisse und Erfahrung in einer Gruppe hat einen erheblichen Mehrwert. Oft entstehen die besten Ideen durch die Kombination von Beiträgen von zwei verschiedenen Menschen.

Die fünf Phasen der Ideenfindung

Eine Ideenfindung kann bis zu fünf Phasen umfassen. Diese nennen wir Acclimatize, Prime, Stimulate, Combine and Enhance, die zusammen die fünf Phasen der Ideengenerierung ergeben. Die Phasen haben die folgenden Funktionen:

  • Acclimatize. Die Teilnehmer stimmen sich auf die Ideenfindung ein. Im Workshop funktioniert das mit Aufwärmspielen sehr gut.
  • Prime. Die Teilnehmer bekommen eine inhaltliche Einführung in die Aufgabe, damit sie die wichtigsten Aspekte und Hintergründe kennen.
  • Stimulate. Verschiedene Perspektivwechsel liefern die Inspirationen und Anregungen, die zu neuen Ideen führen.
  • Combine and Enhance. Die frischen Rohideen werden kombiniert und ergänzt. Dadurch werden sie verständlicher und damit auch bewertbar.

In einem großen Ideenworkshop im Rahmen eines Innovationsprozesses führen wir oft alle fünf Phasen durch. Bei einer einfacheren Aufgabe dagegen können alle Phasen bis auf Stimulate verzichtbar sein.

Der Perspektivwechsel

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Die bekannteste Methode zur Ideenfindung ist das klassische Brainstorming, das auch heute weit verbreitet ist. Für uns ist das einfache Brainstorming zur Generierung von Ideen wenig geeignet, weil es keinen Perspektivwechsel bietet. Nur eine sehr kreative und erfahrene Gruppe kann allein mit einem Brainstorming gute Ideen produzieren.

Wir ziehen es vor, Techniken mit einem Perspektivwechsel zu benutzen. Perspektivwechsel geben der Gruppe unterschiedliche Blickwinkel auf die Aufgabe, die die Inspiration zu neuen Ideen liefern.

Es gibt im Grunde nur drei Arten von Perspektivwechsel – wir nennen sie Pump, Jump und Dump. Dementsprechend setzen wir in unseren Workshops nur drei Typen von Ideenfindungsmethode ein; Methoden zur Ideenfindung, die keinen oder nur einen schwachen Perspektivwechsel haben, benutzen wir in unseren Workshops nicht.

Brainstorming

brainstorming

Das Brainstorming dürfte fast jedem bekannt sein: Die ganze Gruppe sitzt zusammen, die Teilnehmer rufen ihre Ideen aus, und der Moderator erfasst die Ideen auf einem Flipchart oder einer Kärtchenwand. Die Methode wurde zuerst 1953 von Alex Osborn beschrieben; Seine Vorstellung dabei war, dass die Teilnehmer die Aufgabe „erstürmen“.

Meistens sind die Ergebnisse eines Brainstormings enttäuschend; Es kommen selten wirklich überraschende Ideen dabei heraus. Dafür gibt es gute Gründe.

Zunächst enthält das Brainstorming (wie einige andere beliebte Methoden auch) keinen Perspektivwechsel. Den Workshop-Teilnehmern werden keine Anregungen angeboten, mit deren Hilfe sie auf neue Ideen kommen könnten. So bleibt es der Kreativität jedes Einzelnen und dem Zufall überlassen, ob gute Ideen entstehen oder nicht. In der Regel kommen bei einem Brainstorming nur Ideen heraus, die die Teilnehmer schon im Kopf hatten, bevor sie den Raum betreten haben.

Die anderen Gründe, die gegen das Brainstorming sprechen, stammen aus der Psychologie. Die drei wichtigsten sind die Angst, kritisiert zu werden, die Blockierung durch das gleichzeitige Reden und das Trittbrettfahren. Diese drei Gründe nennen wir Ideenverhinderer.

Unserer Meinung nach sollte das Brainstorming für Ideengenerierung nicht verwendet werden. Wofür es sich eignen kann, ist die Combine and Enhance Phase, bei der alle Teilnehmer die Ideen anderer kombinieren und ergänzen dürfen.

Attribute

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Fast alle Methoden der Ideenfindung benötigen Eigenschaften der Aufgabenstellung (Attribute genannt). Diese Attribute liefern Startpunkte, von denen aus der Perspektivwechsel gebildet wird. Bei der Analogietechnik werden die Attribute benutzt, um vergleichbare Situationen zu suchen. Bei der Provokationstechnik werden die Attribute verfälscht, um die Betriebsblindheit zu durchbrechen.

Ein allgemeiner Ansatz zur Gewinnung von Attributen ist die sogenannte 8P-Technik. Darüber hinaus hat jede Aufgabenstellung eigene, spezifische Attribute, die meistens ergiebiger sind, als die allgemeinen Eigenschaften.

Kreative Fähigkeiten

Der Vorteil von guten Perspektivwechseln ist, dass sie dem Menschen die Arbeit erleichtern – sie müssen nicht „kreativ“ sein, um Ideen generieren zu können. Dennoch gibt es Fähigkeiten, die den Umgang mit den Ideenfindungsmethoden erleichtern.

Zunächst ist es hilfreich, das Offensichtliche sehen zu können. Ein Hindernis für die Ideenfindung ist, dass wir Bekanntes nicht mehr wahrnehmen und es somit nicht mehr ändern können. Wer dagegen das Alltägliche bewusst wahrnimmt, kann es sich auch anders vorstellen.

Manche Perspektivwechsel enthalten die Übertragung von Attributen einer fremden Sache auf die eigentliche Aufgabenstellung. Dazu ist es notwendig, diese Attribute schnell zu erkennen und sie sinngemäß anwenden zu können. Diese Fähigkeiten kann man mit der Bleistift-Übung und dem Erdbeerjoghurt-Test trainieren. Wir nennen diese Fähigkeit den Ideenmuskel, weil man sie wie einen normalen Muskel stärken kann.

Die Provokationstechnik eignet sich ebenfalls als Übung für das Kreative Denken; viel Spaß macht zum Beispiel die Übung, Ideen für ein neues Kartenspiel zu entwickeln.

Ein paar Beispiele für Methoden

Es gibt sehr viele Techniken zur Entwicklung von Ideen. Wir zeigen hier unsere Favoriten, die wir in unseren eigenen Ideenworkshops benutzen.

Die Analogietechnik

Die Analogietechnik ist eine der vielseitigsten und zuverlässigsten Methoden zur Ideenfindung. Ihr Perspektivwechsel besteht darin, (mehr oder weniger) ähnliche Situationen oder Personen zu wählen, um dann deren (imaginäre oder tatsächliche) Lösung auf die eigene Aufgabe zu übertragen. Die Lufthansa ist eine Analogie zur Deutschen Bahn, weil beide Unternehmen Menschen transportieren. Aus diesem Grund sind Lösungen aus dem einen Bereich für den anderen Bereich plausibel.

Analogien können über Attribute gefunden werden, wobei es durchaus eine Kunst ist, gute Analogien zu finden.

Eine stärkere Form der Methode verwendet Zielanalogien. Hier werden Personen oder Organisationen verwendet, die die Aufgabe bereits gelöst haben. Die Bionik gehört zu der Kategorie der Zielanalogien.

Die Analogietechnik ist sehr nützlich bei Business-Aufgaben. Es ist zum Beispiel möglich, Geschäftsideen mit Analogien zu finden. Man kann auch Ideen für Produktivitätssteigerungen und Ideen für Produktverbesserungen mit der Methode  entwickeln.

Die Zufallstechnik

zufallstechnik

Die Zufallstechnik ist eine einfache und beliebte Ideenfindungstechnik. Sie verwendet zufällige Anregungen, um Ideen zu inspirieren. Sie eignet sich allerdings nur für sehr einfache und offene Aufgaben. Eine nützliche Inszenierung der Zufallsmethode nennen wir die „Mr. X-Technik„, für die wir eine Liste mit 100 Mr. X-Beispielen vorbereitet haben.

Die Provokationstechnik

Die Provokationstechnik beruht darauf, die bekannte Wirklichkeit gezielt in Frage zu stellen, um so auf neue Ideen zu kommen. Sie ist die anspruchsvollste Art von Perspektivwechsel in der Ideenfindung, kann aber dafür (im Erfolgsfall) überdurchschnittlich innovative Ideen produzieren. Beispiele für Provokationen sind: Alle Polizisten heißen Stefanie oder Die Kunden verkaufen an die Lieferanten.

kopfstandtechnik

Eine besondere Variante der Provokation ist die Kopfstandtechnik. Der erste Schritt der Kopfstandtechnik besteht darin, die Aufgabe ins Gegenteil zu verwandeln. Aus Wie verbessern wir unseren Joghurt? könnte zum Beispiel Wie verschlechtern wir unseren Joghurt? werden. Dann entwickelt man Lösungen für diese ‚Anti-Aufgabe‘, in der Hoffnung, dass die Umkehrung dieser ‚Anti-Lösungen‘ brauchbare Ansätze sind. Wir haben einen Kopfstand aus der Welt der Science Fiction benutzt, um den Namen unserer Firma zu finden.

Zum Trainieren der Provokation kann man die Aufgabe üben, Ideen für neue Kartenspiele zu entwickeln. Beispiele für Provokationen sind: Mein Mitspieler wählt die Karte, die ich als nächste ausspiele oder Die Spielregeln sind für jeden Mitspieler anders.

Die Provokationstechnik eignet sich gut, um Ideen für Science Fiction- oder Fantasiegeschichten zu finden. Dazu nimmt man beliebige Selbstverständlichkeiten und verfälscht sie, zum Beispiel: Es gibt drei Geschlechter oder Man kann Geld gegen Lebensdauer tauschen. Das erste Beispiel bildet die Prämisse für die Star-Trek Folge Cogenitor.

Als Beispiele für angewandte Provokationen dienen 15 Business-Provokationen, eine Provokation aus der Design-Hochschule, eine Armbanduhr sowie „Anti-Graffiti„.

Die Semantische Intuition

Die Semantische Intuition ist eine Ideenfindungsmethode, die künstlich erzeugte, aufgabenbezogene Wörter nutzt, um Ideen anzuregen. Die Ideen werden generiert, indem das Gehirn intuitiv den neuen Wörtern eine Bedeutung (Semantik) zuordnet. Diese Interpretation kann dann die Inspiration für eine Idee sein. Beispielsweise fällt den meisten Menschen sofort zum Wort Qualitätsampel etwas ein, auch wenn sie das Wort noch nie zuvor gesehen haben.

Die Semantische Intuition eignet sich auch als Kreativitätsübung für Kinder, weil sie mit einfachen Wörtern befüllt werden kann  und die Fantasie anregt.

Checklisten

Checklisten enthalten einfach eine Reihe von Stichworten, die als Anregungen für die Ideenfindung dienen. Diese Anregungen können entweder Perspektivwechsel oder direkte Handlungsvorschläge sein. Man kann für jede Aufgabenstellung eine spezielle Checkliste mit spezifischen Stichworten erstellen. Dies ist bei komplexen Aufgaben besonders wichtig.

Checklisten können entweder einzeln oder in Form von Matrixtechniken in Kombination verwendet werden.

Das älteste und bekannteste Beispiel ist die Osborn-Checkliste aus dem Jahr 1953. Sie enthält Vorschläge zur Veränderung einer bereits vorliegenden Idee. Daraus ist später die SCAMPER-Checkliste entstanden.

Weitere Beispiele für Checklisten für spezifische Aufgaben sind:

Matrixtechniken

suchfeldmatrix

Matrixtechniken kombinieren zwei Checklisten, um bessere Anregungen zu erhalten. Sie sind zwar etwas anspruchsvoller als einfache Checklisten, sind aber dafür wesentlich ergiebiger.

Matrizen werden erstellt, indem die Checklisteneinträge als Spalten- und Zeilenüberschriften einer Tabelle verwendet werden. Jede Zelle der Tabelle bildet dann eine Anregung für die Ideenfindung. Ein Beispiel für die Matrixtechnik ist die Attribute-Value-Matrix in der Produktinnovation. Die Buyer Utility Map aus der Blue Ocean Strategy ist ebenfalls eine Matrizentechnik.

Die Osborn-Methode profitiert sehr stark von der Integration in eine Suchfeldmatrix.

Ideen kombinieren und ergänzen

Die letzte Phase der Ideenproduktion besteht aus dem Kombinieren und Ergänzen der Rohideen. Dadurch können zwar keine völlig neuen Ideen entstehen, aber man kann oft eine Idee stärken durch Kombination mit einer anderen Idee.

Die 6-3-5-Methode

In Deutschland ist die bekannteste Kombinationsmethode die 6-3-5-Technik. In einer streng getakteten Runde ergänzen die Teilnehmer ohne inhaltliche Vorgaben die Beiträge ihrer Vorgänger.

Brainwriting

Brainwriting entspricht der 6-3-5-Methode mit dem Unterschied, dass der Takt entfällt. Jeder Teilnehmer notieren seine Ideen in der eigenen Geschwindigkeit. Bei einer Variante des Brainwriting schieben die Teilnehmer ihre beschriebenen Papiere in einen großen Haufen in der Tischmitte und entnehmen daraus neue Zettel nach dem Zufallsprinzip, um neue Inspiration zu bekommen.

Vorteil von Brainwriting und 6-3-5 ist, dass währenddessen nicht gesprochen wird. Die Atmosphäre ist dadurch ruhiger, und die Teilnehmer haben mehr Zeit, ihre Ideen zu formulieren.

Walt Disney-Methode

Die Walt Disney-Methode bietet drei verschiedene Perspektiven, um eine Idee zu betrachten und zu ergänzen. Diese Rollen heißen Träumer, Kritiker und Realist.

Sechs Denkhüte

Die sechs Denkhüte von Edward do Bono ist ein Modell für die Diskussionsführung, die oft als Kreativitätstechnik verstanden wird. De Bono unterscheidet sechs Arten von Diskussionsbeitrag und weist jeder Art eine Farbe zu. Der Moderator kann die Diskussion steuern, indem er verschiedene Farben aufruft, und die Teilnehmer können ihre Intention ankündigen mit Ansagen wie Ich möchte jetzt etwas Rotes sagen…

Ideenfindungsmethoden für spezielle Aufgaben

Wir beschreiben in diesem Blog viele Methoden für die Ideenfindung für spezifische Aufgaben. Hier ist eine Auswahl:

Links

Die drei besten Methoden zur Ideenfindung

Zuletzt aktualisiert am 26. April 2024 von Graham Horton

 


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Innovationsworkshop für einen Automobilzulieferer 2007

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